Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr besuchte EHEC-Station im Universitätsklinikum Eppendorf

Grünen Schutzkittel anlegen, Mundschutz festbinden, Handschuhe überstreifen und später immer wieder die Hände desinfizieren - was Pfleger und Ärzte derzeit in den Hamburger EHEC-Stationen oft mehrmals am Tag erledigen müssen, blieb auch Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) nicht erspart. Gestern besuchte er das Universitätsklinikum Eppendorf, das neben der Altonaer Asklepios-Klinik derzeit die größte EHEC-Station in Hamburg unterhält. Er wolle sich ein Bild der Lage machen, sagte Bahr nach seinem Rundgang. Und man sah ihm dabei an, dass das Lagebild ihn betroffen gemacht hat.

Er habe Schwerkranke gesehen, aber auch Patienten, die bald entlassen werden könnten, sagte der Minister. Obwohl Mediziner von einer ersten Hoffnung sprechen, dass die Zahl der Neuinfektionen einen Höhepunkt überschritten haben könnte, wollte der Minister nicht beschwichtigen: "Eine Entwarnung kann ich nicht geben", sagte er. Und weiter: "Wir haben leider mit einem sehr schweren und aggressiven Erreger zu kämpfen."

Tatsächlich stieg die Zahl der Neuinfektionen am Wochenende weiter an. Bundesweit sind 1526 EHEC-Patienten registriert, davon allein in Hamburg 770. Rund 30 Prozent aller EHEC-Erkrankten entwickeln durch die toxischen Stoffe, die der Erreger abgibt, schwere Komplikationen mit einem Ausfall der Nierenfunktion oder heftigen neurologischen Anfällen wie Krämpfen und Lähmungserscheinungen. Es gebe da sehr viele und immer neue Krankheitsbilder, berichteten die Ärzte, die mittlerweile seit zwei Wochen unter extremer Belastung arbeiten. Von "einem Ausmaß, das wir uns vorher nie hätten vorstellen können", berichtete UKE-Chef Jörg Debatin dem aus Berlin angereisten Minister.

Ziel seiner Stippvisite in Hamburg sei daher gewesen, den Ärzten und Pflegern Dank auszusprechen, sagte Bahr. Auch die Zusammenarbeit der Behörden und Krankenhäuser lobte er und stellte fest: "Wir haben keine Versorgungsprobleme." Kritik am Krisenmanagement des Robert-Koch-Instituts (RKI), das die Federführung bei der Suche nach der Quelle des Keims hat, wies der Politiker zurück: "Ich habe miterlebt, wie die Mitarbeiter in den Behörden mit Hochdruck daran gearbeitet haben und auch frühzeitig die Bürger mit Transparenz informiert haben."

Das RKI hat laut Bahr "sehr gute Arbeit geleistet", um die Infektionsquelle einzugrenzen. Zu "Spekulationen", wonach Keimsprossen möglicherweise Quelle der Infektionen sind, wollte er sich indes nicht äußern: Solange es keine "gesicherten Daten" gebe, wolle er dazu auch keine Stellung beziehen, so Bahr.