Das Tauwetter zeigt es: Schlaglöcher drohen erneut zum Dauer-Ärgernis zu werden. Das Abendblatt hat sich in den sieben Bezirken umgesehen.

Hamburg. Die Hafenrandstraße ist an der Ecke Reiherstieg-Hauptdeich in Wilhelmsburg auf mehreren Metern zerfetzt. Mauersteingroße Brocken der aufgerissenen Asphaltdecke liegen auf der Hauptverkehrsader neben herrenlosen Radkappen und walnussgroßen Kieseln - herausgeschleudert aus einem der schlimmsten Schlaglöcher Hamburgs. Denn auf der Hafenrandstraße sieht man nach einer langen Linkskurve das Warnschild und das fast babywannengroße Loch erst im letzten Moment. Viele Autofahrer versuchen, mit abenteuerlichen Lenkmanövern auszuweichen oder bremsen abrupt, so wie die meisten Lastwagen, die hier in Kolonnen mit dem Ziel Hafen unterwegs sind. Der ADAC und einige Bezirke rechnen nach dem Ende der Frostperiode mit doppelt so vielen Schlaglöchern wie im vergangenen Jahr. Doch nicht alle werden repariert. Die Behörden warnen an Hunderten Straßen nur mit Schildern vor "Straßenschäden". Und weil die Stadt wegen der Verkehrssicherungspflicht die gefährlichsten Löcher sofort ausbessern muss, kommt es zu Flickschusterei: Der "Kaltasphalt", der in die Löcher gestopft wird, hält manchmal nur drei Wochen.

Der Senat will für diese Frostperiode lediglich 2,9 Millionen Euro zusätzlich ausgeben. Insgesamt stehen für Unterhaltung und Grundinstandsetzung 56,5 Millionen Euro bereit. Der ADAC fordert fast das Dreifache: 145 Millionen Euro.

Stadtentwicklungssenatorin Herlind Gundelach (CDU): "Ich habe meiner Behörde den Auftrag erteilt, ein Programm zu entwerfen. Wir müssen das Thema intensiver betrachten und nicht nur Schlaglöcher stopfen." Zudem setzt die Senatorin auf den günstigen Recycling-Asphalt (wir berichteten).

Bezirk Bergedorf

Im Bezirk Bergedorf sind sieben Firmen im Dauereinsatz, um die Löcher zu beseitigen. "Wir verwenden bei den jetzigen Temperaturen auch den Heißasphalt", sagt Christoph Lindemann, Leiter der Abteilung Management des öffentlichen Raumes im Bezirksamt Bergedorf. Allein sechs Wegewarte würden die Straßenschäden tagesaktuell melden. An 72 Straßen wird vor Straßenschäden gewarnt. Allein in den ersten Januartagen sind zehn Straßen dazugekommen, zum Beispiel die Lohbrügger Landstraße von Weberade bis Rudorffweg. Bergedorf hat im vergangenen Jahr fast doppelt so viel für die Reparatur und Instandsetzung der Straßen ausgegeben wie 2009. "Insgesamt waren es knapp 4,6 Millionen Euro", sagt Lindemann.

Bezirk Altona

Der Bezirk Altona scheint von Schlaglöchern weniger betroffen zu sein. Das Bezirksamt: "Zur Behebung der gemeldeten Gefahrenstellen werden sämtliche Schlaglöcher möglichst bis Ende der Woche mit Kaltasphalt durch den Sanierungstrupp des Bauhofs geschlossen sein." Allein vom 3. bis 5. Januar wurden 100 Schlaglöcher - auch über den Online-Dienst der Wegewarte - gemeldet. Die meisten Schäden beseitigt der städtische Bauhof. "Bei Schadstellen ab zehn Quadratmetern und bei mehreren zusammenhängenden Schäden werden zur Sanierung auch Fremdfirmen beauftragt", sagt Amtssprecherin Kerstin Godenschwege. An 30 Straßen wurden Warnschilder aufgestellt.

Bezirk Mitte

Im Bezirk Mitte wurden zwei Drittel aller Straßenschäden nicht repariert. "Wir hätten 14,7 Millionen Euro für die Reparatur aller Schäden benötigt, haben aber nur fünf Millionen Euro erhalten", sagt Amtsleiter Markus Schreiber (SPD). Er rechnet damit, dass die Zahl der Schäden in dieser Frostperiode ebenfalls hoch ist. "Im Jahr 2011 benötigen wir 25 Millionen Euro." Zurzeit werde lediglich mit Kaltasphalt ausgebessert. Schilder, die auf Straßenschäden hinweisen, seien im Bezirk nicht aufgestellt worden.

Bezirk Harburg

Im Bezirk Harburg sind drei Mitarbeiter jeden Werktag von 7 bis 16 Uhr mit der Beseitigung von Schlaglöchern beschäftigt. Eine genaue Einschätzung der Situation sei noch nicht möglich. Etwa 2,1 Millionen Euro hat der Bezirk 2010 für die Beseitigung von Straßenschäden gezahlt.

Bezirk Eimsbüttel

In Eimsbüttel sind täglich "neun Personen in der regelhaften Begehung der Straßen" unterwegs, so das Bezirksamt. Bürger haben in diesem Jahr 50 neue Löcher gemeldet. An 28 Straßen stehen Warnschilder. Täglich sind fünf Teams unterwegs, um Schäden zu reparieren. Der Bezirk hat im vergangenen Jahr 500 000 Euro aus dem Notprogramm für Schlaglöcher ausgegeben.

Bezirk Nord

112 000 Quadratmeter Straßenbelag im Bezirk Nord sind schadhaft. An 229 Straßen stehen Warnschilder - mehr als in jedem anderen Hamburger Bezirk. Um die Schäden zu beseitigen und die Straßen zu sanieren, wären 36 Millionen Euro nötig. "Mit den viel zu geringen Finanzmitteln für den Straßenbau kann man nicht einmal die vorhandenen Schäden beseitigen. Da insgesamt zu wenig Geld vom Senat zur Verfügung gestellt wird, dürfte sich die Substanz der Straßen kontinuierlich verschlechtern. Dringend erforderliche grundlegende Instandsetzungen bleiben aus", klagt Bezirkssprecher Peter Hansen. 2010 hat der Bezirk 1,3 Millionen Euro ausgegeben.

Bezirk Wandsbek

Der Bezirk Wandsbek gab 2010 rund 5,7 Millionen Euro für seine Straßen aus, zwei Millionen davon stammen aus dem Notprogramm. Zurzeit sind sechs Kolonnen unterwegs, um die schlimmsten Schäden zu beseitigen. 180 Schlaglöcher sind in dieser Frostperiode im Bezirk Wandsbek gemeldet worden. Eine Bezirkssprecherin: "Leider haben wir im vorigen Jahr wegen des frühen Wintereinbruchs nur 80 Prozent der nötigen Reparaturen geschafft."

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