Der Unternehmer Olaf Zachert will für zehn Millionen Euro 200 Filialen erwerben und einen eigenen Fernsehsender gründen.

Hamburg. Olaf Zachert ist Optimist. Nachdem im vergangenen Jahr in der größten Krise der Branche mehr als 600 Reisebüros schließen mussten, will sich der Hamburger ausgerechnet auf dieses Geschäftsfeld konzentrieren. Seit Januar arbeitet er in seinem repräsentativen Büro am Neuen Wall mit acht Mitarbeitern an einem ehrgeizigen Plan: Der risikofreudige Gründer will in den nächsten zwei Jahren 200 Reisebüros übernehmen und unter der Marke oztravel zu einer Kette mit einheitlichem Erscheinungsbild zusammenführen.

Durch die Einkaufsmacht eines millionenschweren Umsatzträgers hofft der 32-Jährige, der das Touristikgeschäft bisher nur als viel reisender und häufig enttäuschter Kunde kennt, auf günstige Provisionen der Veranstalter. "Wir setzen auf Größe", beschreibt der Quereinsteiger seine Strategie.

Zachert verspricht, seine Mitarbeiter nach Tarif zu bezahlen

Die Krise sieht Zachert dabei sogar als Starthilfe für sein Vorhaben. "Die Preise für Reisebüros sind dramatisch gefallen. Zudem suchen viele Inhaber eine Nachfolgeregelung", sagt der ehemalige Journalist. Er dürfte immer noch auf eine große Auswahl treffen: Von einst mehr als 17.000 Vertriebsstellen sind auch nach dem Aderlass der Branche durch die Wirtschaftskrise immer noch 11.000 übrig. Zehn Millionen Euro werde er in die Agenturen investieren. Für die Finanzierung habe er bereits eine Bank gewonnen. Allerdings hofft Zachert auch darauf, dass er die "gut eingeführten" Läden mit einem ordentlichen Auftragsbestand übernehmen kann. "Dadurch kann sich der Kauf fast selber finanzieren."

Olaf Zachert verspricht zudem, alle Mitarbeiter, außer natürlich den "ausscheidenden Inhaber als größten Kostenfaktor", zu übernehmen und sie nach Tarif zu bezahlen. "Löhne von wenigen Euro, wie sie zum Teil im Osten bezahlt werden, kommen dabei für uns nicht infrage", sagt der Sohn des ehemaligen Hamburger Arbeitsrechtsprofessors Ulrich Zachert, der im vergangenen Jahr nach einem Spaziergang im Wattenmeer zunächst als verschollen galt und letztlich - wie in Hamburger Medien berichtet - dort nach einem Schlaganfall tödlich verunglückt war.

Kunden erhalten vorab Infovideos für exklusive Touren

Das Thema des immensen Kostendrucks der Agenturen schneidet der eloquente Unternehmer nicht nur zufällig an. Schließlich waren im vergangenen Jahr die Umsätze der deutschen Reisebüros im Schnitt um 13 Prozent auf insgesamt 19 Milliarden Euro geschrumpft. Die Vermittler hat die Krise gleich doppelt hart getroffen: Denn die Veranstalter wie TUI Deutschland, Rewe Touristik, Thomas Cook, die kürzlich Öger Tours übernommen haben, beschneiden die Provisionen der Reisebüros schon seit Jahren immer drastischer. Und die Fluggesellschaften zahlen den Agenturen überhaupt keine Umsatzvergütung mehr.

"Bei uns soll es aber auch keine Extragebühren für die Kunden geben", betont Zachert. Im Gegenteil, er will die Reisenden sogar mit einem komfortablen Service zur Urlaubsvorbereitung verwöhnen. Vor exklusiven Touren, die Zachert selbst auflegen will, wird er den Kunden Infofilme zur Verfügung stellen: "Wer auf Safari in Südafrika gehen oder mit dem Rolls-Royce durch Thailand fahren will, kann bei uns vorher genau sehen, was ihn erwartet."

Die Filme, die auch die Vorfreude auf das Reiseziel steigern sollen, will Zachert von Videojournalisten drehen lassen. Informationen über die Länder und ihre Sehenswürdigkeiten sollen ebenfalls in die Beiträge einfließen. Dazu hat Zachert, der Berufserfahrung bei Bloomberg TV sammeln konnte, jetzt auch die ozmedien GmbH gegründet. "Der Schwerpunkt liegt auf der Produktion von bewegten Bildern im touristischen Sektor, die auch weiterverkauft werden sollen." Mittelfristig soll die ozmedien GmbH einen eigenen TV-Reisesender betreiben. Produktionsstandort ist das Studio Hamburg.

Der Flagshipstore soll am Neuen Wall oder in Harvestehude entstehen

Bundesweit hat Zachert bereits 15 Reisebüros erworben, vornehmlich in Berlin und im Ruhrgebiet. In Hamburg soll in Kürze der Flagshipstore entstehen, wenn möglich in der Nähe des Neuen Walls oder in Harvestehude. Für das Gelingen seiner Unternehmenspläne in der schwierigen Branche ist Olaf Zachert nicht nur wegen seiner antizyklischen Strategie zuversichtlich, also einzusteigen, wenn andere längst aussteigen wollen. Der Hamburger Unternehmer hat auch prominente Begleitung gewonnen: Im Beirat seiner Beteiligungsgesellschaft ozcapital, die er bisher aus Mallorca führte und die der Gruppe als Holding dient, sitzen bekannte Wirtschaftsvertreter wie Ex-RTL-Programmdirektor Helmut Thoma und Hans Heinrich Peters, ehemaliger Vorstand der Hamburgischen und Hannoverschen Börse.