Die Zahl der Straftaten steigt kaum. Dafür sind gewalttätige Jugendliche ein immer größeres Problem. Die Polizei zieht soviel ein wie nie.

Hamburg. Die Hamburger Polizei hat im vergangenen Jahr so viel Geld und Besitz von mutmaßlichen Verbrechern eingezogen wie noch nie: Knapp 50 Millionen Euro könnten damit eines Tages in den Haushalt der Stadt fließen. 2008 hatten die Ermittler nur sieben Millionen Euro sichergestellt. Der bisherige Höchstwert lag bei 13 Millionen Euro im Jahr 2004.

"Mit dem Geld können wir dann ja sämtliche Schlaglöcher der Stadt stopfen", sagte Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) gestern bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 2009 scherzhaft. Als sichere Einnahme kann die Stadt das Geld allerdings noch nicht verbuchen. Es fließt erst dann in den Haushalt, wenn die Straftäter verurteilt sind und das Gericht die "Vermögensabschöpfung" beschlossen hat.

Die Zahl der Straftaten in der Stadt ist im vergangenen Jahr nur minimal gestiegen. Sie wuchs um 0,2 Prozent auf 236 824 Fälle. Alarmierend sei aber die Zunahme bei den gefährlichen und schweren Körperverletzungen, sagte Ahlhaus. Die Zahl dieser Taten stieg um 14,8 Prozent auf 6328. In knapp 40 Prozent der Fälle waren die mutmaßlichen Täter jünger als 21 Jahre. 3500 dieser Taten spielten sich auf der Reeperbahn ab, die damit die mit Abstand gefährlichste Straße in Hamburg ist.

Nach Ansicht des Innensenators ist die wachsende Zahl der Gewalttaten in der Statistik auch Folge einer intensiveren Aufklärungsarbeit. So seien zum Beispiel rund um die Reeperbahn verstärkt Polizeibeamte im Einsatz, denen so auch mehr Taten bekannt würden. Der SPD-Innenexperte Andreas Dressel warf dem Senator dagegen "Schönrednerei" vor: "Binnen drei Jahren sind die schweren und gefährlichen Körperverletzungen auf öffentlichen Wegen, Straßen und Plätzen um 37,8 Prozent angestiegen - ein Alarmsignal", sagte er.

Deutliche Rückgänge gab es bei Drogendelikten (elf Prozent). Die Zahl der Autoaufbrüche sank sogar um 20 Prozent. Mit 15.049 Fällen wurde der niedrigste Stand seit 1980 ermittelt. In Kiel stellte Innenminister Klaus Schlie (CDU) die Kriminalstatistik für Schleswig-Holstein vor: Dort wurden 2009 insgesamt 243.000 Straftaten begangen, ein Prozent mehr als 2008. Hauptproblem auch hier: gewalttätige Jugendliche.