Der Schläger muss sich unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung und schwerem Raub verantworten.

Hamburg. Seine Opfer können den brutalen Überfall nicht vergessen. Die drei alten, gebrechlichen Menschen leiden noch heute an den Folgen der Attacken ihres Peinigers Martin G. Bevor Christel W. (69), eines der Opfer des 19-jährigen Angeklagten, im Amtsgericht Altona aussagen kann, muss er den Saal verlassen. Sie hätte eine Konfrontation nicht ertragen.

Es ist ein erschreckender Fall von Jugendgewalt: Seit gestern muss sich G. unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung und schwerem Raub verantworten. Am frühen Morgen des 4. Juli hat er die Rentner im Seniorenzentrum Böttcherkamp (Lurup) überfallen. Alle drei hat der Täter übel zugerichtet und krankenhausreif geprügelt.

Er sei "bedröhnt" gewesen in jener Nacht, sagt der geständige Mann mit dem gegelten Mittelscheitel. Mit drei Freunden habe er einen Kasten Bier und eine halbe Flasche Whiskey geleert, außerdem Kokain und Cannabis genommen. Zunächst sei er mit seinen Kumpanen in ein Einkaufszentrum eingebrochen und habe zwei Autos geknackt. Weil es dort nichts zu holen gab, sei er "wohl aus Frust" und ohne seine Freunde durch die offene Eingangstür ins nahe gelegene Altenheim gegangen, wo er im Foyer einen Tresen vergeblich nach Wertsachen durchsucht habe. Seine Einbruchspläne gab er trotzdem nicht auf: Er sei in die dritte Etage gelaufen, habe dort versucht, Türen einzutreten.

Ihre Mutter (74) habe den Lärm gehört und ihre Tür geöffnet, sagt die als Zeugin geladene Tochter des ersten, nicht verhandlungsfähigen Opfers. Ohne zu zögern habe G. der betagten Dame - 1, 55 Meter groß, 51 Kilo schwer - ins Gesicht geschlagen. 70 Euro habe sie ihrem Peiniger gegeben, doch der Täter habe ihr mit den Worten gedroht "Mehr Geld oder ich bringe dich um". Daran will sich der Angeklagte jedoch nicht mehr erinnern. Die Zeugin: "Ich war schockiert. Überall in der Wohnung war Blut. Ihr Gesicht war geschwollen, ganz grün und blau." Laut Anklage soll ihre Mutter zwei Tage darauf, noch ganz aufgewühlt, einen Herzinfarkt erlitten haben. Sie leide unter Angstzuständen: "Sie befürchtet, dass der Täter bald wieder frei herumläuft."

So auch Christel W. Ihr Ehemann und sie hatten ihre 74-jährige Nachbarin um Hilfe schreien hören. Als ihr Mann die Wohnungstür öffnete, habe G. auch sie angegriffen, habe erst sie geschlagen und getreten, dann ihren gehbehinderten Mann (72) mit wuchtigen Hieben niedergestreckt und bewusstlos geprügelt. "Er hatte eine furchtbare Kraft, war wie ein Tier", sagt sie. "Aber ich bezweifele, dass ein Tier so gemein ist."

Die Raserei hatte auch ihr Nachbar beobachtet, mit dem sich G. kurz vor seiner Festnahme eine Rangelei geliefert hatte. "Er war so wütend. Wie jemand, der Rache üben will. Er hat Herrn W. malträtiert wie einen Boxsack", sagt der Zeuge.

Ob er ahne, was er seinen Opfern angetan hat, will die Vorsitzende Richterin wissen. "Mir war alles egal, ich hatte einen Tunnelblick", sagt G. Er bereue die Taten - von einer Entschuldigung will indes die Tochter der 74-Jährigen nichts wissen. Das Urteil wird am Freitag verkündet.