Hamburg. Die Frage der Vereinbarkeit von Krieg und Religion steht für Ewald Stübinger im Mittelpunkt seiner Arbeit. Statt in der Kirche arbeitet der Theologe dort, wo dieses Thema ganz besonderes brisant ist: Stübinger ist Professor für Evangelische Theorie an der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr und hat es sich zur Aufgabe gemacht, seinen Studenten alle Facetten der "Feindes-Liebe", wie er es biblisch ausdrückt, nahezubringen.

Rund 40 Prozent seiner Studenten gehören keiner Religion an. Aber das stört ihn nicht "Wer meine Vorlesung besucht, muss nicht religiös sein", sagt der tolerante Professor.

"In allererster Linie halte ich Vorlesungen über die verschiedenen Weltreligionen, aber auch über Sekten, Satanismus und Esoterik", erzählt Stübinger. "Daneben gibt es hier natürlich ganz spezielle Themen, zum Beispiel, in welchem Zusammenhang der Krieg und das Christentum stehen."

Manchmal komme es vor, dass Studenten mit ihm auch nach der Vorlesung noch über Religion diskutieren wollen oder einfach nur um Rat fragen. Für ihn sei das altbekanntes Terrain, sagt Stübinger. Schließlich hat er nach dem Studium als Seelsorger an der Bundeswehr-Uni in München angefangen.

"Da habe ich in allen Lebenslagen geholfen, bei universitären oder auch bei partnerschaftlichen Problemen." Dass er heute als Theologie-Professor forschen und lehren, aber dennoch für seine Studenten da sein kann, ist für den 53-Jährigen eine ideale Kombination.