Berlin. Der Preis für Kartoffeln ist stärker gestiegen als für anderes Gemüse. Woran liegt das – und werden Pommes und Chips wieder günstiger?

Die Lebensmittelpreise in Deutschland steigen – Nahrungsmittel sind laut Verbraucherzentrale zwischen Juli 2022 und Juli 2023 im Schnitt um elf Prozent teurer geworden. Die Gründe dafür sind vielfältig: So tragen unter anderem gestiegene Energiekosten, der Arbeitskräftemangel und die schwierige internationale politische Lage zur Gemüse-Inflation bei. Und die macht auch vor der Deutschen liebster Knolle nicht halt. Ganz im Gegenteil: Bei der Kartoffel ist die Verteuerung besonders hoch.

Laut dem Statistischen Bundesamt sind die Endverbraucherpreise für Kartoffeln – egal ob frisch oder verarbeitet – innerhalb eines Jahres um rund 20 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: Bei Gemüse insgesamt betrug das Plus nur rund 15 Prozent. Die Menschen in Deutschland müssen inzwischen also deutlich tiefer in die Tasche greifen, wenn sie sich Kartoffeln, Pommes oder Chips gönnen wollen. Warum diese extreme Verteuerung?

Warum Kartoffeln im Sommer am teuersten sind

Ganz grundsätzlich ist es nicht ungewöhnlich, dass Kartoffeln im Juli und bis in den August hinein vergleichsweise teuer sind. "Das ist ein normaler Verlauf", erklärt Wilfried Beeker von der Rheinischen Erzeugergemeinschaft Kartoffel (REKA) im Gespräch mit unserer Redaktion. Zu Beginn der neuen Kartoffelsaison seien die Preise vergleichsweise hoch, bevor sie dann zur Haupternte im September wieder sinken, weil dann wieder ein größeres Angebot zur Verfügung steht.

Das Problem: "In diesem Jahr ist nichts normal", beschreibt Beeker die aktuelle Situation. So sei es 2023 zunächst zu einer verzögerten Auspflanzung gekommen, weil die Böden zu nass waren. Dann hätten Kartoffelbauern und -bäuerinnen mit der Trockenheit kämpfen und die Pflanzen vielfach bewässern müssen. In den vergangenen Wochen sei schließlich keine Rodung, also keine Ernte von Kartoffeln, möglich gewesen, weil viele Landwirte ihre Felder wegen der Nässe nicht befahren konnten.

Hohe Preise für Kartoffeln: Die Lager sind leer

Wetterbedingte Gründe für den hohen Kartoffelpreis sieht auch die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI), die den Markt für landwirtschaftliche Produkte analysiert und sich unter anderem mit der Preisentwicklung auseinandersetz. Hinzu kommt: "Wir sind mit wenig Lagerkartoffeln in die Saison gestartet", erklärt ein AMI-Sprecher im Gespräch mit unserer Redaktion. Das habe zu einem geringeren Angebot und schließlich zu höheren Preisen geführt.

Tricks aus der Küche: Kartoffeln vom Vortag lecker verwerten

Dass Kartoffeln dauerhaft so teuer bleiben, glaubt man bei der AMI jedoch nicht. Das liegt unter anderem an der aktuellen Wetterprognose, die weniger Niederschläge vorhersagt. "Die Ernte sollte jetzt normal starten und ist auch schon losgegangen."

Wie genau die Preise sich in den kommenden Wochen und Monaten entwickeln werden, wollen aber weder Wilfried Beeker noch die AMI einschätzen. "Das ist die große Frage", heißt es von Letzterer. "Leider kann man das noch nicht sicher sagen." Allerdings sei eine durchschnittliche Ernte durchaus noch denkbar – "wenn jetzt nichts mehr außergewöhnliches passiert." In diesem Fall dürften die Preise zumindest in einem moderaten Umfang sinken.