Berlin. Discounter Penny zeigt „wahre Kosten“ für Lebensmittel. Die Idee ist richtig, die Adressaten sind die falschen, findet unser Autor.

Kunden der Supermarktkette Penny werden sich diese Woche wohl erst einmal mächtig ärgern. Denn die Preisschilder an einigen Produkten wie Joghurt oder Käse zeigen exorbitant hohe Werte an. Und das beim Discounter. Die zum Rewe-Konzern gehörende Kette will damit auf die wahren Kosten der Lebensmittel hinweisen. Es ist eine Mahnung zum verantwortungsvolleren Umgang mit den natürlichen Ressourcen.

Doch ob die Kunden des Discounters die richtige Adresse für die Gesellschaftskritik von Rewe ist, lässt sich bezweifeln. Dort kaufen eher die, die nicht im Überfluss leben und vergleichsweise wenige Ressourcen verbrauchen. Eine bessere Adresse für die Aktion wären die Feinkostabteilungen der Geschäfte, in denen die im Überfluss lebenden Kunden ein- und ausgehen.

Wolfgang Mulke zu den „wahren Preisen“ bei Penny.
Wolfgang Mulke zu den „wahren Preisen“ bei Penny. © ZRB

Diese „wahren Kosten“ beinhalten auch jene Posten, die sonst verborgen bleiben. Dazu gehört zum Beispiel die Beseitigung von Umweltschäden durch die landwirtschaftlich und industrielle Produktion. Diese Kosten werden sonst entweder von den Steuerzahlern übernommen oder erst einmal durch Nichtstun auf die nächsten Generationen verlagert. Letzteres ist der übliche Weg.

Das sieht man deutlich an der Klimapolitik. Statt frühzeitig in kleinen Schritten gegen den Klimawandel vorzugehen, wurde abgewartet, um Wähler nicht zu vergraulen. Je länger nichts geschieht, desto teurer wird der Kampf gegen die Erderwärmung am Ende. Auch daran erinnert die medienwirksame Aktion von Penny.

Eindruck von bleibendem Wohlstand täuscht

An diesem Dienstag ist der Tag, an dem die Menschheit die eigentlich für 2023 vorhandenen Ressourcen bereits verbraucht hat. Die restlichen fünf Monate des Jahres nimmt die Menschheit sozusagen einen Kredit von der Zukunft auf. Ein verantwortungsvoller, vor allem ein generationengerechter Umgang mit den Schätzen der Erde sieht anders aus. Und es darf so auch nicht weitergehen.

Zu lange herrschte ein trügerischer Eindruck vom bleibenden Wohlstand, nicht nur in diesem Land. Das ging zunächst auf Kosten der eigentlich notwendigen Modernisierung des Landes. Steuersenkungen sind noch immer manchen Politikern wichtiger als intakte Schulen, eine vorbildliche digitale Infrastruktur, eine funktionierende Bahn und Gesundheitsversorgung. Nun müssen die nachwachsenden Generationen für diese Versäumnisse aufkommen. Wer das bestreitet, lügt sich nur in die eigene Tasche.