Berlin. Schweinefleisch muss künftig mit einem staatlichen Label gekennzeichnet werden. Wie sich die fünf Stufen in der Haltung unterscheiden.

Verbraucher erhalten bald mehr Klarheit beim Einkauf von frischem Fleisch. Der Bundestag hat am Freitag ein Gesetz für eine staatliche Tierhaltungskennzeichnung verabschiedet. Danach muss bei Fleisch angegeben werden, unter welchen Bedingungen die Tiere gehalten wurden. Die verpflichtende Regelung gilt im ersten Schritt nur für frisches Schweinefleisch aus Deutschland im Einzelhandel und Großhandel, in Metzgereien und im Onlinehandel.

Das Gesetz soll aber schon bald auf Restaurants, weitere Tierarten wie Geflügel und Rinder sowie Fleischprodukte wie Wurst ausgeweitet werden. Zudem sollen Bauern ihre Ställe künftig leichter für eine tiergerechtere Haltung umbauen dürfen. Diese baurechtlichen Privilegien gelten jedoch nur für die drei oberen Haltungsformen von Frischluft, Auslauf bis Bio. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) will damit den Tierschutz stärken und für mehr Transparenz bei Verbrauchern sorgen.

Die neue Pflicht-Kennzeichnung umfasst fünf Haltungsformen: „Stall“, „Stall+Platz“, „Frischluftstall“, „Auslauf/Weide“ und „Bio“. Bei den Stufen handelt es sich um eine neutrale Beschreibung der Haltungsbedingungen, unter denen die Tiere gelebt haben.

  • Die Kategorie „Stall“ steht für die gesetzlichen Mindestanforderungen in Ställen.
  • Die Kategorie „Stall+Platz“ bietet den Tieren zudem 12,5 Prozent mehr Platz.
  • Die höchste Stufe „Bio“ entspricht den Bedingungen der EU-Ökoverordnung, laut der Schweinen größere Auslaufflächen auch im Freien gewährt werden.
So soll es aussehen: Das neue Tierhaltungskennzeichnung soll Verbrauchern einen besseren Überblick verschaffen.
So soll es aussehen: Das neue Tierhaltungskennzeichnung soll Verbrauchern einen besseren Überblick verschaffen. © dpa | -

Fleisch: So erkennt man das neue Haltungskennzeichen

Das Logo „Tierhaltung“ ist in schwarz-weiß gehalten, die jeweilige Haltungsform ist schwarz markiert. Daran sollen Verbraucher leicht erkennen, wie die Tiere von denen die Lebensmittel stammen, gehalten wurden. Zahlreiche Supermärkte und Discounter setzen bereits auf ein eigenes freiwilliges vierstufiges Tierwohllabel, das sie in den Kühlregalen etabliert haben. Das staatliche Label wird künftig unterdessen für alle Händler zur Pflicht.

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Der Deutsche Bauernverband (DBV) sieht in dem Gesetz einen „ersten, aber zu kleinen Schritt“, sagte der DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken. Die Bauern sehen nach wie vor große Lücken. „Fleisch- und Wurstwaren müssen einbezogen werden, außerdem müssen die Kriterien auch die Ferkelerzeugung einschließen, sonst ist die Kennzeichnung nicht glaubwürdig.“ Greenpeace begrüße das Gesetz, das nun für alle Händler verpflichtend wird, sagt Agrarökonom Martin Hofstetter: „Wir erwarten, dass Fleisch aus schlechteren Haltungsformen mittelfristig von Handelsketten ausgelistet wird.“

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Fleisch: Tierschützer kritisieren das neue Gesetz

Tierschützer sind unterdessen enttäuscht. „Das heute beschlossene Tierhaltungskennzeichnungsgesetz verhilft keinem einzigen Tier zu einem besseren Leben“, sagte Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Vielmehr würden „eindeutig tierschutzwidrige Haltungssysteme mit ,Stall’ und ,Stall+Platz’ gesiegelt und damit staatlicherseits dauerhaft legitimiert.“

Durch ein neues Tierhaltungslabel sollen Verbraucher in Zukunft wissen, woher ihr Fleisch stammt.
Durch ein neues Tierhaltungslabel sollen Verbraucher in Zukunft wissen, woher ihr Fleisch stammt. © dpa | Sina Schuldt

Auch der Chef von Foodwatch erwartet keine wesentliche Verbesserung für das Tierwohl. „Das Label geht am Problem vorbei. Die Tierhalter pressen aus Kühen, Schweinen und Hühnern alles heraus, damit sie möglichst billig Lebensmittel produzieren“, sagte Chris Methmann. „Das macht die Tiere krank. Da hilft es nichts, wenn der Stall vielleicht ein paar Zentimeter größer ist oder Stroh auf dem Boden liegt.“

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Das Label kennzeichne nur die Unterschiede in der Haltungsform. „Ob die Tiere Schmerzen und Schäden erleiden, spielt hingegen keine Rolle.“ Wissenschaftliche Studien zeigten seit Jahren: Nutztiere in Deutschland leiden massenhaft an Krankheiten und Schmerzen – und zwar in allen Haltungsformen, von bio bis konventionell.“