Berlin. Endlich gibt es ein staatliches Tierhaltungskennzeichen. Doch das reicht längst nicht aus. Wo noch dringend nachgebessert werden muss.

Wer will schon Fleisch von Tieren essen, die in viel zu engen Ställen ihr Leben verbringen mussten? Diese Frage beantworten wohl fast alle mit einem klaren: „Ich nicht“. Mit dem neuen Gesetz zur Tierhaltungskennzeichnung bekommen Verbraucherinnen und Verbraucher nun endlich ein fünfstufiges Siegel an die Hand, mit dem sie ihre Überzeugung auch durch ihr Einkaufsverhalten ausdrücken können.

Zumindest bei frischem Schweinefleisch kann jeder Konsument bald beim Einkauf entscheiden, ob er Tiere essen möchte, die ein komfortableres Leben mit Frischluft, Auslauf oder unter Bio-Bedingungen gelebt haben oder ihr Dasein in kleinen Ställen fristen mussten.

Tierhaltungskennzeichen: Die Macht der Verbraucher

Beate Kranz, Wirtschaftskorrespondentin
Beate Kranz, Wirtschaftskorrespondentin © Reto Klar | Reto Klar

Hier liegt eine große Macht bei den Käufern: Je mehr Menschen zu Fleisch aus besserer Haltung greifen, desto schneller dürfte Fleisch aus Haltungen, die nur gesetzliche Mindestanforderungen erfüllen, aus den Kaufregalen verschwinden. Denn die Nachfrage hat einen lenkenden Einfluss auf das Angebot.

Wie wirksam Verbraucherdruck gelingen kann, hat die Einführung der Eier-Kennzeichnung vor gut 20 Jahren gezeigt. Sie hat dazu geführt, dass Eier aus unwürdiger Käfighaltung praktisch aus dem Einzelhandel verschwunden sind.

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Die Regelung sollte ausgeweitet werden

Das neue Gesetz kann aber dennoch nur ein erster Schritt auf dem Weg zu mehr Tierwohl sein. Wichtig ist, dass die Regelung schnell auf andere Tierarten wie Geflügel und Rinder ausgeweitet wird – und zwar nicht nur für Frischfleisch, sondern auch für Wurst.

Das staatliche Kennzeichen sollte zudem nicht nur im Handel, sondern auch für Restaurants und Kantinen sowie für ausländisches Importfleisch gelten. Darüber hinaus muss dafür gesorgt werden, dass Tiere ohne Schmerzen aufwachsen können. Es bleibt also noch viel zu verbessern.

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