BP rechnet mit Plus beim Verbrauch von 41 Prozent bis 2035. Kritik an Politik der EU. Die Atomkraft verliert BP zufolge weltweit an Bedeutung.

Hamburg. Der Trend eines global wachsenden Energieverbrauchs ist ungebrochen, verbunden mit einem weiteren deutlichen Anstieg von Treibhausgasen in den kommenden Jahrzenten. Bis zum Jahr 2035 dürfte der Energieverbrauch um 41 Prozent gegenüber dem Jahr 2012 steigen, auch angesichts einer wachsenden Weltbevölkerung, kalkuliert der Energiekonzern BP in seinem neuen Energy Outlook. Der Anteil der klimaschädlichen fossilen Energieträger Kohle, Erdöl und Erdgas an der Energieerzeugung läge dann bei 81 Prozent gegenüber 86 Prozent im Jahr 2012. „Die globalen Emissionen des Treibhausgases Kohlendioxid werden 2035 doppelt so hoch sein wie 1990“, sagte BP-Chefvolkswirt Christof Rühl am Mittwoch in Hamburg bei der Vorstellung der Prognose. „Die Emissionen werden wesentlich stärker zunehmen als die heute gängigen Zielgrößen in den internationalen Klimadiskussionen.“

Rühl sagte, dass viele regionale Entwicklungen den Verbrauch beeinflussen werden, aber auch technologische Durchbrüche, „die wir heute noch nicht kennen“. Eine effizientere Energienutzung spielt aus seiner Sicht für die Senkung von Verbrauch und Treibhausgasen eine ebenso wichtige Rolle wie der Ersatz von Kohle- durch Gaskraftwerke. Der Anteil erneuerbarer Energien am Weltmarkt wird bis 2035 von derzeit rund zwei auf etwa sieben Prozent steigen, schätzt BP. Hinzu kommt die Leistung aus Wasserkraftwerken. Die Atomkraft verliert BP zufolge weltweit an Bedeutung. In den kommenden Jahrzehnten werden weniger neue Reaktoren gebaut als alte vom Netz gehen. „Die Energiewirtschaft hat es nicht vermocht, die Nutzung der Atomkraft ohne hohe Subventionen wettbewerbsfähig zu machen“, sagte Rühl.

Die Energiewende in Deutschland sieht Rühl kritisch: „Die Energiepolitik in Deutschland und in der EU ist hochgradig inkonsistent. Zudem ist die Energiewende in Deutschland geprägt von hohen Subventionen durch Einspeisevergütungen für Ökostrom.“ Der europäische Handel mit Verschmutzungsrechten für Treibhausgase und der Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland nähmen sich gegenseitig die Wirkung, sagte Rühl. Je mehr Wind- oder Sonnenkraftwerke gebaut würden, desto mehr Zertifikate für Verschmutzungsrechte würden freigesetzt, mit denen wiederum Energieversorger ihre Kohlekraftwerke ausstatten können. Auch deshalb sei in Deutschland 2013 besonders viel Strom in Braunkohlekraftwerken erzeugt worden. „Wenn es Deutschland gelingen würde, mit der Energiewende Effizienzgewinne und wirtschaftliche Effekte im großen Stil zu erreichen, hätte das eine weltweite Vorbildfunktion. Aber das heutige Anreizsystem ist falsch.“