Energieversorger will kurzfristig zehn Megawatt Solarleistung installieren. Bürger können Flächen vermieten oder Anleihen zeichnen.

Hamburg. Der Ort der Pressekonferenz ist mit Bedacht gewählt. Denn der Blick aus der 26. Etage des Hotels Radisson Blu, Hamburgs höchster Herberge, zeigt, die Hansestadt hat noch genügend Potenzial für Solarenergie: jede Menge freie Dachflächen. Darauf sollen in den nächsten Monaten möglichst viele Solarmodule installiert werden, die Sonnenenergie in elektrischen Strom umwandeln. "Hamburgs Dächer sind ein wertvolles Potenzial für die regenerative Energieerzeugung", sagt Umweltsenatorin Anja Hajduk. Bis Ende nächsten Jahres will Hamburgs städtischer Energieversorger Hamburg Energie zehn Megawatt zusätzliche Solarleistung auf Hamburgs Dächer bringen. Die damit erzeugte Energie reicht aus, um den jährlichen Energiebedarf von 3000 Haushalten zu decken.

Hansestadt ist Schlusslicht bei der Nutzung der Fotovoltaik

Hamburg hat allen Grund aufzuholen. Denn pro Einwohner kommen in Hamburg lediglich fünf Watt aus Solarenergie. Das liegt weit unter dem bundesdeutschen Schnitt von 119 Watt. "Das zeigt, wie überfällig unsere Initiative ist", sagt Hajduk. "Denn andere alternative Energieträger wie Windräder oder Biomasseanlagen stehen nur eingeschränkt zur Verfügung. Die Solaranlagen auf Dächern haben den Vorteil, dass sie keinen zusätzlichen Platzbedarf haben und keine Emissionen verursachen", sagt Hajduk.

Hamburg Energie sucht deshalb geeignete Dachflächen. "Wir benötigen für die zehn Megawatt eine Fläche von 125 000 Quadratmetern", sagt Geschäftsführer Michael Beckereit. Im Blick hat er vor allem größere Dächer von Firmen. Gesucht werden Flachdächer ab 1000 Quadratmeter und Schrägdächer ab 500 Quadratmeter. Bei geeigneten Flächen übernimmt das neu gegründete Tochterunternehmen Hamburg Energie Solar (HES) Investition, Bau und Betrieb der Fotovoltaikanlage.

Mit einigen Firmen wurden schon Vereinbarungen geschlossen

Dafür wird über die Dauer von 20 Jahren eine Miete gezahlt, die knapp vier Prozent der gesetzlichen Einspeisevergütung für Solarstrom beträgt. Wer 2500 Quadratmeter auf einem Flachdach zur Verfügung stellt, kann mit jährlichen Einnahmen von 1000 bis 1200 Euro rechnen. 500 Quadratmeter auf einem Schrägdach bringen noch 580 bis 620 Euro jährlich. Dabei sind die geplanten Kürzungen der Einspeisevergütung zum 1. Juli und 1. Oktober 2010 schon berücksichtigt. Die Mietdauer von 20 Jahren ergibt sich daraus, dass die Einspeisevergütung für diesen Zeitraum garantiert wird. So lange sollte auch eine Anlage durchhalten.

Erste Dachflächen konnte sich HES bereits sichern. "Mit ECE, dem Betreiber von Einkaufszentren, und der Hamburger Hochbahn haben wir bereits Rahmenvereinbarungen geschlossen", sagt Beckereit. In Vorbereitung des Projekts wurden die Dächer von 40 Prozent des Hamburger Stadtgebiets vermessen und in einen Solaratlas eingestellt. "So können die Hamburger mit wenigen Klicks sehen, ob ihr Dach für die Solarstromerzeugung geeignet ist", sagt Beckereit. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite: www.hamburg-energie-solar.de

Hamburgs neues Solarprojekt kostet knapp 25 Millionen Euro. Während der größte Teil über Kredite der KfW-Förderbank finanziert wird, sollen vier Millionen von den Hamburgern kommen. Dazu begibt HES eine Bürgeranleihe, die über die Hamburger Volksbank vertrieben wird. Ab 2500 Euro können sich Hamburger beteiligen.

Anleihe zur Finanzierung bringt sechs Prozent Zinsen pro Jahr

Die Anleihe läuft über zehn Jahre und bringt eine jährliche Verzinsung von sechs Prozent. "Unter Berücksichtigung eines Ausgabeaufschlages von 1,5 Prozent, ist das eine jährliche Rendite von 5,8 Prozent", sagt Volksbank-Vorstand Thomas Brakensiek. Die Bank stuft die Anleihe als spekulativ ein. "Das hat vor allem mit der langen Laufzeit des Papiers ohne eine vorzeitige Rückzahlungsmöglichkeit zu tun", sagt Brakensiek. Ein Börsenhandel ist nicht vorgesehen. HES ist ein Tochterunternehmen von Hamburg Energie und der Inter Strom AG, die zu 40 Prozent beteiligt ist. Der Wertpapierprospekt beschreibt zahlreiche Risiken, die sich aus der wirtschaftlichen Tätigkeit ergeben können. Zwar ist die Stadt über Hamburg Energie indirekt an HES beteiligt, aber das heißt nicht, dass sie für alle Probleme einstehen wird. Eine Patronatserklärung der Stadt, die eine solche Sicherheit darstellen würde, gibt es nicht. Mit jetzt 12 000 Kunden ist Hamburg Energie zudem ein sehr kleiner Marktteilnehmer im Energiegeschäft.

Alternativ gibt es die Möglichkeit, sich selbst eine Solaranlage auf das Dach zu montieren. Hamburg Energie vermittelt dazu Firmen. Auch in einem solchen Fall sollten sechs Prozent Rendite möglich sein.