Griechenlands Schuldenberg ist deutlich höher als angenommen. Auf Deutschland könnten Kreditforderungen von 18 Milliarden Euro zukommen.

Hamburg. Die Schuldenkrise Griechenlands wird immer bedrohlicher. Nach den jüngsten Zahlen des Europäischen Statistikamts lag die Neuverschuldung des Landes im Jahr 2009 bei 13,6 Prozent der Wirtschaftsleistung und nicht nur - wie bisher von Athen gemeldet - bei 12,7 Prozent. Damit musste die Zahl schon zum dritten Mal innerhalb eines Jahres nach oben korrigiert werden. Doch selbst die neue Defizitangabe könnte noch zu gering sein, denn die aus Griechenland übermittelten Daten enthalten den Statistikern zufolge erhebliche "Unsicherheiten". Der Balkanstaat hatte sich schon den Zutritt zur Euro-Zone im Jahr 2001 mit falschen Zahlen erschwindelt.

Wegen der zusehends schlechteren Finanzlage wächst der Druck auf Athen, die von den Euro-Ländern angebotenen Hilfskredite anzunehmen. Sollte Griechenland die Finanzspritzen auch 2011 und 2012 benötigen, müsste Deutschland bis zu 18 Milliarden Euro aufbringen. "Das kann ein Fass ohne Boden werden", hieß es in Koalitionskreisen in Berlin.

Am Finanzmarkt löste die Nachricht von dem höheren Defizit erneut Turbulenzen aus: Der Kurs des Euro rutschte gestern im Tagesverlauf zeitweise um gut 1,5 Cent auf deutlich weniger als 1,33 Dollar ab, die Rendite zehnjähriger griechischer Staatsanleihen schoss bis auf rund neun Prozent in die Höhe - das sind sechs Prozentpunkte mehr als bei Bundesanleihen.

Deshalb wird Griechenland wohl schon bald auf das von den Euro-Partnern in Aussicht gestellte Rettungspaket zurückgreifen. "Wir gehen davon aus, dass Athen das Angebot annehmen muss", sagte Matthias Thiel, Kapitalmarktstratege des Hamburger Bankhauses M.M. Warburg. "Alles andere würde keinen Sinn machen, und vorher werden sich die Märkte auch nicht beruhigen." Allein für 2010 hatten die Euro-Länder den mit mehr als 270 Milliarden Euro verschuldeten Griechen für den Notfall zinsgünstigere Kredite von bis zu 30 Milliarden Euro zugesagt, auf Deutschland entfielen gut acht Milliarden Euro.

Selbst bei Fachleuten kommen nun aber Zweifel an einer ordnungsgemäßen Rückzahlung auf. "Angesichts der Verschuldungshistorie Griechenlands muss man sich fragen, ob der Begriff Kredit hier wirklich ernst genommen werden kann", sagte Rolf Drees, Kapitalmarktexperte bei der WGZ Bank.