Unilever gibt Produkte gratis ab. Im Gegenzug muss man für den Konzern werben. Neue Angebote sollen den Online-Handel attraktiver machen.

Hamburg. Wer breit genug lächelt, bekommt ein Eis. Nach diesem Prinzip funktioniert die erste Eismaschine mit Gesichtserkennung, die der Konsumgüterhersteller Unilever entwickeln ließ und Anfang Januar 2011 auch in Hamburg vorstellen will. Sobald die kühle Waffel aus der Maschine gefallen ist, soll der Nutzer sein Foto bei Facebook hochladen können - Werbebotschaft gegen Gratis-Eiscreme, so lautet das Geschäft.

Diese Vision des Eiskonsums im digitalen Zeitalter ist nur einer von fast 100 Trends im E-Commerce, die das Hamburger IT-Netzwerk Hamburg@Work gemeinsam mit dem Forschungsunternehmen TrendOne zusammengetragen hat. "Technologische Neuerungen eröffnen dem Online-Handel neue Möglichkeiten, um mit dem Konsumenten in Kontakt zu treten", sagt Nils Müller, Geschäftsführer von TrendOne. Aber auch für die Konsumenten bietet so manche digitale Innovation Vorteile.

Bequemer einkaufen: Bei der amerikanischen Lebensmittelkette Meijer verläuft sich kein Kunde mehr auf der Suche nach Kaffee oder Müsli. Der Entwickler Point Inside hat für iPhone und Android-Handys die Applikation "Find-it" gebaut, die mit 26 im Shop positionierten Funkschnittstellen die exakte Position der gesuchten Produkte im Geschäft ermittelt. Bislang ebenfalls nur in den USA bietet IBM einen mobilen Einkaufsassistenten an: Das System erkennt den Kunden im Supermarkt und schickt ihm Vorschläge für Waren, die er etwa bei früheren Besuchen erwarb, auf sein Smartphone. Sind die Einkaufstüten zu schwer zum Heimschleppen, können Hamburger mit einem Klick ein Taxi rufen. Die App MyTaxi informiert zudem, welcher der 550 teilnehmenden Fahrer in welchem Wagen wann eintreffen und was die Fahrt genau kosten wird.

Wer zum Einkaufen gar nicht erst das Haus verlassen will, aber Gäste zum Abendessen erwartet, hat in London gute Karten. Hier liefert die britische Firma Shutl innerhalb von 90 Minuten alle online bestellten Waren. Der Kunde kann seine Sendung dabei auf einem Stadtplan im Internet verfolgen. Im japanischen Tokio können Konsumenten sogar in Echtzeit an Auktionen auf dem Fischmarkt teilnehmen. Per Livestream beobachten sie die abgegebenen Gebote, bieten selbst per Twitter und bekommen die Ware zeitnah geliefert.

Bequemer bezahlen: Wer keine Kreditkarte hat, kann mit dem Service Mopay Call zukünftig über seine Festnetzrechnung bezahlen. Dabei wird der Einkauf über die Mopay-Website mit einem Anruf authorisiert und mit der Telefonrechnung abgerechnet. Die deutsche Bank Fidor ermöglicht sogar sichere Überweisungen per Twitter mit einem Echtzeit-Bezahlsystem. Der Empfänger des Geldes muss allerdings auch einen Twitter-Account haben.

Eine Kreditkarte wird allerdings nötig an den innovativen Getränkeautomaten von Coca-Cola: Konsumenten können sich mit einem biometrischen System registrieren lassen. Bei Durst legt der Nutzer zum Bezahlen die Hand auf einen Sensor und der Betrag wird vom Kreditkartenkonto abgebucht.

Weniger bezahlen: Bücherhalle und Buchhandel zugleich ersetzt der deutsche Dienst onleihn-buch.de, der Neuerscheinungen zum Probelesen anbietet. Der Kunde darf das Buch vier Wochen behalten. Schickt er es anschließend zurück, wird ihm nur eine Leihgebühr berechnet. Schnäppchenjäger in den USA können hingegen den Preis selbst bestimmen, indem sie online mit Händlern in ihrer Nachbarschaft feilschen. Dabei zeigt die Internetplattform Spreezio.com an, welcher lokale Händler das gewünschte Produkt vertreibt, und ermöglicht Verhandlungen.

Wer verreisen will, lässt lieber das Portal Vadingo den Preis für das Wunschhotel aushandeln. Nachdem der Nutzer Reiseziel, Datum und Preisvorstellung ausgewählt hat, kann er sich bis zu zehn Wunschhotels aussuchen. Der Vadingo-Betreiber verhandelt dann direkt mit den Hotels und schickt innerhalb von Stunden ein Angebot.

Der Dienst Freecent.com aus München bezahlt dem Kunden sogar Waren für kleine Eurobeträge bei teilnehmenden Händlern. Der Konsument muss sich im Gegenzug Werbung ansehen und Fragen dazu beantworten. Wer über das Portal Loved.by Produktempfehlungen abgibt, kann selbst Geld verdienen: Kommt ein Kauf durch einen Bekannten zustande, wird der Empfehlende an den Umsätzen beteiligt.