Ryanair verlangt bis zu 270 Euro Zuschläge. Fluggesellschaften bitten für Übergepäck, Sitzplatzreservierung und Kartenzahlung zur Kasse.

Hamburg. Nur ein Klick reicht, und schon ist der Hin- und Rückflug von Lübeck nach London beim Billiganbieter Ryanair um 15,50 Euro teurer. Der Betrag übersteigt sogar die Summe, die eine einzelne Flugstrecke kostet. Die Zusatzkosten scheinen zunächst unvermeidlich, denn der Kunde wird auf der Internetseite der Airline aufgefordert, sein Land einzugeben. Schon wird automatisch mit Deutschland eine Reiseversicherung aktiviert - für 15,50 Euro. Am Ende kostet der Flug in die britische Hauptstadt mit wenig Gepäck und Versicherung rund 80 Euro. Das ist mehr als das Dreifache des ursprünglich angezeigten Flugpreises in Höhe von 24 Euro.

Bei manchen Billigfliegern kostet der Koffer immer extra

Die hohen Flugnebenkosten hat jetzt auch der ADAC in einer Studie kritisiert. Untersucht wurden die Nebenkosten von 13 Fluggesellschaften bei Onlinebuchung eines Hin- und Rückfluges innerhalb Europas. Auch hier ist Ryanair mit bis zu 270 Euro Nebenkosten Spitzenreiter. "Allein das Gepäck - im Musterfall ein 24 Kilogramm schwerer Koffer - sorgt für Zusatzkosten von 250 Euro", sagt Katharina Bauer vom ADAC. Die Berechnungen gelten immer für einen Hin- und Rückflug. Ryanair und Easyjet sind die einzigen Gesellschaften, die für die bloße Mitnahme eines Koffers Geld nehmen.

Gepäck, Sitzplatzreservierung oder Gebühren für das Zahlen mit Kreditkarte sorgen für kräftige Aufschläge auf den Flugpreis, lautet das Fazit des ADAC. "Besonders bei den Billigfliegern müssen Verbraucher genau aufpassen, weil vermeintlich günstige Ticketangebote am Ende sehr teuer werden können", sagt Max Stich, ADAC-Vizepräsident für Tourismus. Vor allem das Reisegepäck sorge immer wieder für unangenehme Überraschungen. Auch Linienfluggesellschaften sind davon nicht ausgenommen. So kostet ein Kilo über dem Freigepäck bei Air France gleich 200 Euro. Die meisten Airlines haben eine Freigepäckgrenze von 20 Kilogramm pro Fluggast. Air France und British Airways liegen mit 23 Kilogramm sogar darüber. Bei Turkish Airlines kann der Fluggast 30 Kilogramm ohne Zusatzgebühren mitnehmen. Air France schneidet jedoch bei anderen Kategorien wie Kreditkartengebühr, Sitzplatzreservierung oder Servicegebühr hervorragend ab. Sie verlangt - anders als die Konkurrenten Lufthansa oder British Airways - nichts.

Beim Gepäck gibt es einige Tricks, um die Flugnebenkosten zu reduzieren. "Bei Air France ist es besser, viel Gepäck in zwei Koffern zu verteilen", sagt Bauer. "Dann kostet es nur 110 Euro." Die Beispielfälle des ADAC beruhen darauf, dass das Übergepäck erst am Flughafenschalter, also beim Check-in bezahlt wird. Daraus erklären sich die hohen Nebenkosten von 115 Euro bei Air Berlin: 80 Euro für vier Kilo Übergepäck, 20 Euro für eine Sitzplatzreservierung, zehn Euro Servicegebühr und fünf Euro für das Bezahlen mit der Kreditkarte. "Wer das Übergepäck online anmeldet, zahlt nur 50 statt 80 Euro", sagt Bauer. Diese Möglichkeit des Sparens gibt es auch bei einigen anderen Airlines. So lässt sich etwa die Koffergebühr durch Onlineanmeldung bei Germanwings von 80 auf 40 Euro halbieren. Bei Condor kostet auf diese Weise das Übergepäck 50 statt 80 Euro.

Reiseversicherung bei Ryanair kann mit einem Trick abgewählt werden

Mit weniger Gepäck und dem Verzicht auf eine Sitzplatzreservierung reduzieren sich die Flugnebenkosten deutlich, wie die Untersuchung des ADAC zeigt. Dann ergeben sich die Nebenkosten mit Ausnahme von Ryanair und Easyjet nur noch aus einer Servicegebühr und den Kosten für das Bezahlen mit der Kreditkarte. Auch bei Ryanair lässt sich noch sparen. Statt das Abreiseland einzugeben, müssen die Kunden zwischen den Länderaufzählungen im Menü den Punkt "keine Reiseversicherung erforderlich" finden und anklicken. Dann gibt es den Flug nach London schon für 64 Euro.