Lufthansa-Aufsichtsratschef setzt auf Internationalisierung

Hamburg. Auch unter den Fluggesellschaften wird es in den nächsten zehn bis 20 Jahren weltweit vertretene Konzerne geben. "Ich kann mir eine wirklich global aufgestellte Lufthansa vorstellen", sagte Jürgen Weber, Aufsichtsratsvorsitzender der Lufthansa vor dem Luftfahrt-Presse-Club in Hamburg, der ihm am Montagabend die Ehrenmitgliedschaft verlieh. Politische Hindernisse für interkontinentale Zusammenschlüsse würden voraussichtlich nach und nach ausgeräumt.

Gleichzeitig werde sich die Konsolidierung in Europa fortsetzen. So würde die skandinavische SAS geografisch hervorragend zur Lufthansa passen. "Aber dann müssten wir auch zwei Milliarden Euro an Schulden übernehmen - das geht nicht." Weber schließt jedoch einen Kauf der SAS zu einem späteren Zeitpunkt nicht aus. Zu den dringendsten Aufgaben der neuen Lufthansa-Führungsmannschaft, die zum Jahreswechsel antritt, gehöre es, Antworten auf die Konkurrenz der Billigflieger sowie den Wettbewerbsdruck durch Anbieter aus den Golfstaaten zu finden. Zudem müsse die Politik für eine "gerechte Balance" bei den Landerechten zwischen Deutschland und der Golfregion sorgen.

Ohnehin werde die Luftfahrtbranche in Deutschland "von der Politik schlecht bedient", sagte Weber: "Die staatlichen Gebühren bewegen sich bei der Lufthansa schon heute in der Größenordnung der Personalkosten." Wenn diese Gebühren dann noch um sechs oder acht Prozent steigen sollten, sei das eine enorme Belastung.

Während sich das Fluggeschäft der Lufthansa 2010 kräftig erholt, bekam die Hamburger Tochter Lufthansa Technik die Krise mit Verzögerung zu spüren. Dennoch lag der Umsatz im bisherigen Jahresverlauf fast auf Vorjahresniveau, sagte Vorstandschef August Wilhelm Henningsen.