Wachstumsstarke Firmen der IT-Branche hoffen auf Kontakte zu potenziellen Mitarbeitern. Gut 70 Aussteller aus Hamburg in Hannover präsent.

Hamburg. Wenn ab heute auf der Cebit, der größten IT-Messe der Welt, weit mehr als 4000 Unternehmen und Institutionen um die Aufmerksamkeit der Besucher buhlen, sind auch gut 70 Aussteller aus Hamburg dabei. Nicht alle haben einen so auffälligen Messeauftritt wie etwa die Deutschland-Vertretungen von Google, Panasonic und Sharp. So präsentiert sich der Harburger Onlinespieleentwickler InnoGames nur als Mitaussteller auf dem Zentrum Jobs & Karriere der Fachzeitschrift "Computerwoche". "Wir gehen aber davon aus, dass wir dort der 'bunte Hund' sein werden", sagt Wiebke Burrichter, die bei InnoGames die Cebit-Präsenz organisiert. Sie spielt damit auf Stellwände an, auf denen Figuren aus den Spielen des im Jahr 2007 gegründeten Unternehmens zu sehen sind; dort tummeln sich zum Beispiel Ritter und Drachen, Cowboys und Bogenschützen aus dem antiken Griechenland.

Dabei geht es nicht in erster Linie darum, noch mehr Interesse für die Spiele zu wecken, die von rund 75 Millionen Menschen rund um die Welt gespielt werden. "Das sind Strategie- und Aufbauspiele, die sich schwer auf Messen darstellen lassen, weil sie sich nicht zum Daddeln eignen", erklärt Burrichter. Man sei in wechselnder Besetzung mit ein bis zwei Personen auf der Cebit, "um dort potenzielle neue Mitarbeiter zu finden". Denn InnoGames wächst rasant: In den vergangenen beiden Jahren hat sich die Belegschaft jeweils verdoppelt, aktuell hat die Firma knapp 200 Beschäftigte und rund 20 offene Positionen. Bis Jahresende sollen insgesamt 100 Stellen hinzukommen.

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Weitaus überschaubarer als bei InnoGames ist der Kundenkreis von Antauris aus Winterhude, denn die Firma bietet Server- und Datenspeicherungslösungen für Unternehmenskunden an. Dafür passt ein Teil der Produkte sehr gut zum diesjährigen Leitthema der Cebit: "Vertrauen und Sicherheit in der digitalen Welt". "Wir zeigen unter anderem Verschlüsselungsverfahren für die Datenübertragung im Internet und Zugangskontrollprogramme für mobile Computer", sagt Sandra Boldt, verantwortlich für das Marketing bei Antauris. Vor dem Hintergrund des Trends zum Cloud Computing, also der Auslagerung von Daten und Programmen ins Netz, erwarte man gerade für solche Angebote in Hannover reges Interesse. Mit zwei Beschäftigten will die Firma dort vertreten sein. Auch Antauris ist kräftig gewachsen: Vor zwei Jahren hatte der Betrieb etwa 50 Beschäftigte, heute sind es schon rund 80.

Noch sehr viel kleiner - und erst gut zwei Jahre alt - ist mindsmash, ein Beratungs- und Softwarehaus aus Altona. Mindsmash hat neun fest angestellte Mitarbeiter, im Schnitt sollen vier von ihnen auf der Messe sein. "Uns kommt es vor allem darauf an, Kontakte zu potenziellen Kunden oder Partnern zu knüpfen", sagt Jan Marquardt, Mitgründer der jungen Firma. Sie zeigt auf der Cebit eine Teamsoftware für Unternehmen, die den interaktiven Charakter sozialer Netzwerke wie etwa Facebook miteinbezieht. Für mindsmash ist der Messeauftritt ein Kraftakt. Das Team von der Großen Elbstraße kann ihn sich nur leisten, weil man einen Gemeinschaftsstand nutzt, auf dem 70 Prozent der Kosten von etwa 10 000 bis 15 000 Euro durch eine Förderung des Bundeswirtschaftsministeriums abgedeckt werden. Marquard will das Publikum allerdings nicht nur für die Produkte der Firma interessieren. Er hofft auch auf Gespräche "mit jungen, IT-begeisterten Menschen", die als künftige Mitarbeiter infrage kommen. Denn in Hamburg sei der qualifizierte Nachwuchs knapp: "Große Unternehmen wie zum Beispiel Xing schnappen geeignete Kandidaten schnell weg."

Ein Aussteller, den man auf der Cebit nicht unbedingt erwartet, ist der Hamburger Gabelstaplerhersteller Jungheinrich. "Wir sind das erste Mal da und sehen das als Test", sagt Jungheinrich-Sprecher Markus Piazza. Der Industriekonzern präsentiert in Hannover selbst entwickelte Lagermanagementprogramme. "Wir wollen aber auch Hochschulabsolventen und erfahrene Spezialisten auf Jungheinrich als Arbeitgeber aufmerksam machen." Mit zwei bis drei Beschäftigten ist das Unternehmen auf einem Logistikgemeinschaftsstand Nachbar des Hamburger Konkurrenten Still.

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Als einziges Bundesland neben Schleswig-Holstein zeigt Hamburg jedoch auch diesmal nicht auf der Cebit Flagge: Ein Gemeinschaftsstand der Hansestadt, der auch sehr kleinen Firmen eine Messepräsenz ermöglicht hätte, fehlt abermals. "Hamburg befindet sich als IT- und Medienstandort in einem harten Wettbewerb mit anderen Städten wie München und zunehmend auch Berlin", sagt dazu Farid Müller, GAL-Bürgerschaftsabgeordneter und Experte für Neue Medien. "Vor diesem Hintergrund kann Hamburg es sich eigentlich nicht leisten, nicht auf der Cebit zu sein."

Nach Darstellung der Senatskanzlei lag es daran, dass trotz intensiver Akquisitionsbemühungen der Initiative Hamburg@work nicht genügend Unternehmen an einer Teilnahme interessiert waren. Doch Müller gibt sich damit nicht zufrieden: "Das klingt stark nach einer Ausrede. Ich habe in dieser Sache eine ganz andere Wahrnehmung."

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