JadeWeserPort in Wilhelmshaven nimmt womöglich erst 2015 Betrieb auf. Container-Terminalbetreiber Eurogate meldet Gewinneinbruch.

Bremen. Genau dieses Thema möchte Emanuel Schiffer gerne nicht näher erörtern. Die jüngere Vergangenheit, das Geschäftsjahr 2009, war schon heikel genug, die Wirtschaftskrise und der Rückgang der Gütermengen dramatisch. Rund 60 Prozent weniger Gewinn gegenüber 2008 und gut 17 Prozent weniger Umsatz präsentierte das Management des Container-Terminalbetreibers Eurogate um Schiffer und Thomas Eckelmann gestern im Bremer Parkhotel. Dann auch noch das: Eine neue Diskussion um die Zukunft des einzigen deutschen Tiefwasserhafens in Wilhelmshaven. Eurogate und dessen Geschäftspartner, die dänische Großreederei Maersk, sollen den neuen Terminal dort bauen und betreiben. Doch wann die Anlage den Betrieb aufnimmt, scheint derzeit völlig unklar.

"Unser Jahrhundertprojekt" nennt Schiffer den JadeWeserPort ironisch, dessen Grundfundamente in diesen Tagen fertig aufgespült werden. Anschließend muss darauf der Terminal mit allen technischen Großgeräten und Lagerhallen errichtet werden. Schiffe mit bis zu 18 Metern Tiefgang - sämtliche Containerschiffe, die heute und in vorhersehbarer Zukunft im Einsatz sind - können dort unabhängig von der Tide festmachen. Der offizielle Termin für die Inbetriebnahme lautet derzeit Februar 2012. Allen Beteiligten scheint aber mittlerweile klar, dass dieser Zeitpunkt nicht zu halten ist - für Wilhelmshaven gibt es keine ausreichende Auslastung mit Containerverkehren.

"Wir wollen über die Inbetriebnahme des Terminals erst einmal untereinander Klarheit haben", sagt Schiffer, "mit Maersk wie auch mit der JadeWeserPort-Realisierungsgesellschaft." Aber auch mit anderen Reedereien neben dem Weltmarktführer Maersk, den möglichen Kunden des neuen Terminals, verhandle Eurogate intensiv. "Wir klappern die Reedereien ab, um Zusagen für Wilhelmshaven zu bekommen", sagt Schiffer. Wie erfolgreich das Unternehmen damit ist, sagt er nicht.

950 Millionen Euro wird der JadeWeserPort in der ersten Ausbaustufe kosten, etwa 600 Millionen Euro davon entfallen auf die Realisierungsgesellschaft des Hafens, die von den Bundesländern Niedersachsen und Bremen getragen wird. Die Kosten von rund 350 Millionen Euro für die Ausrüstung des Terminals trägt zu 70 Prozent Eurogate, zu 30 Prozent APM, die für den Betrieb von Containerterminals zuständige Schwestergesellschaft von Maersk. Ein russisches Partnerunternehmen von Eurogate besitzt die Option, mit 17 Prozent in die Betreibergesellschaft einzusteigen. In der ersten Stufe soll der Terminal eine Umschlagskapazität von 2,7 Millionen Containereinheiten (TEU) erreichen. Man brauche einen jährlichen Umschlag von mindestens einer Million TEU, damit der Betrieb wirtschaftlich sei, sagt Schiffer.

Es sieht nicht so aus, als sei dieses Umschlagvolumen gesichert. Von den vier Parteien, die das Projekt vorantreiben - Bremen und Niedersachsen für die Infrastruktur, Eurogate und Maersk für den Terminal - käme eine Verschiebung des Starttermins mindestens drei Parteien entgegen. Der Hauptverlierer wäre das Land Niedersachsen. Dessen Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) braucht die bis zu 4000 Arbeitsplätze in der wirtschaftsschwachen Region um Wilhelmshaven dringend. Er wirbt seit Jahren für sein wirtschaftliches Prestigeprojekt am Jadebusen.

Eurogate-Manager Schiffer betont zwar bei der Präsentation der Jahresbilanz, dass die Regularien für die Fertigstellung des Terminals - etwa der Antrag für einen Güterbahnhof beim Eisenbahn-Bundesamt - wie geplant liefen. Doch klar wird aus den Zahlen von Eurogate auch, dass das Unternehmen an einer Inbetriebnahme Anfang 2012 derzeit kein dringendes Interesse haben kann. Die Investitionen wurden im vergangenen Jahr um fast 60 Prozent auf rund 97 Millionen Euro heruntergefahren, hinzu kommt ein straffes Programm zur Kostensenkung.

Eurogate betreibt seine wichtigsten Terminals in Bremerhaven und in Hamburg. Zumindest Bremerhaven, gut erreichbar für die größten Containerschiffe, stünde von Beginn an in direkter Konkurrenz zu Wilhelmshaven, betrachtet man die noch immer relativ geringen Containerzahlen.

Die Reederei Maersk hat sich schon vor Tagen ungewohnt deutlich von dem Starttermin Anfang 2012 distanziert. "Unsere ursprünglichen Erwartungen haben sich durch die Krise verändert und damit auch das optimale Timing", sagte Maersk-Vorstand Morten Engelstoft dem Bremer "Weser-Kurier". "Wegen des gesunkenen Frachtaufkommens macht es gegenwärtig keinen Sinn, die Hafenkapazitäten hier in der Region auszuweiten."

Bremen wäre der große Gewinner bei einer Verschiebung des Starttermins. Aus Kreisen des Bremer Senats heißt es, Probleme mit der Auslastung von Wilhelmshaven würden schon länger diskutiert. Aus heutiger Sicht erscheine eine Inbetriebnahme bis zum Jahr 2015 realistisch. Schon 2012 soll die Vertiefung der Außenweser vollzogen sein. Die größten Containerschiffe der Welt, etwa der Reedereien Maersk, MSC oder CMA CGM, könnten dann mit Tiefgängen von 15 Metern mit relativ viel Ladung die Terminals in Bremerhaven erreichen. Hamburg könnten diese Schiffe auch nach der lange geplanten Elbvertiefung mit viel Containerladung an Bord nicht anlaufen.

Wann die Vertiefung vollzogen wird, ist aber weiter offen, obwohl Reedereien und Hamburger Terminalbetreiber dringend darauf warten. Bis zum Herbst soll das Planfeststellungsverfahren abgeschlossen sein. Frühestens 2013 könnte die Fahrrinne so weit sein. "Ich wette darauf", sagt jedoch Eurogate-Gründer Thomas Eckelmann, "dass die Vertiefung nicht vor 2014 fertig ist."