Konzern verkauft die Mehrheit der Anteile an die Schiffbaugruppe Abu Dhabi Mar. Insgesamt 1700 Stellen in Hamburg betroffen.

Hamburg. Der Verkauf von Hamburgs Traditionswerft Blohm + Voss geht in die entscheidende Phase. "Die Einladungen für die Aufsichtsratssitzungen am 23. und 24. März in Hamburg liegen jetzt vor. Dabei geht es um die Übergabe der drei Betriebe von Blohm + Voss für Neubau, Reparatur und Maschinenbau und den zivilen Teil der Kieler HDW", sagte Herbert Oetting, der Betriebsratsvorsitzende von Blohm + Voss, gestern dem Abendblatt. Neuer Haupteigner wird die Schiffbaugruppe Abu Dhabi Mar (ADM), mit der der ThyssenKrupp-Konzern im Oktober eine Absichtserklärung geschlossen hatte. Hintergrund für das Geschäft sind fehlende Anschlussaufträge für Marineschiffe sowie für zwei Großyachten, die noch in diesem Jahr fertiggestellt werden. Betroffen von der Entscheidung sind allein in Hamburg 1700 Beschäftigte.

Der Mutterkonzern von Blohm + Voss, ThyssenKrupp, steht damit nach der bereits vollzogenen Trennung von den Nordseewerken in Emden vor dem Ausstieg aus dem zivilen Schiffbau. ADM soll drei Betriebe von Blohm + Voss zu 80 Prozent und dabei auch 1400 Mitarbeiter übernehmen. 300 weitere Beschäftigte in Hamburg sowie 200 Mitarbeiter aus Emden sollen künftig ein Systemhaus bilden, das sich mit Marineprojekten für Deutschland, aber auch weltweit befassen wird. An diesem Systemhaus werden sich ThyssenKrupp und ADM zu je 50 Prozent beteiligen. ThyssenKrupp soll dabei Projekte der Deutschen Marine und der Nato verantworten, ADM wird für die Bereiche Mittlerer Osten und Nordafrika zuständig sein

"Ausverhandelt" sind laut Oetting Interessenausgleiche für beide Unternehmensteile. Festgeschrieben wurden der Kündigungsschutz, die Sicherung der Lohnhöhe sowie die Bindung an die tariflichen Arbeitszeiten jeweils für zwei Jahre nach dem voraussichtlichen Vertragsabschluss im April. Auch bei der Ausbildung, die derzeit allein in Hamburg 120 Lehrlinge durchlaufen, sowie an der Mitbestimmung soll sich innerhalb von 24 Monaten nichts ändern. "Wir haben zwar für die Sitzungen der Aufsichtsräte der Werften und für den Aufsichtsrat der Holding ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) noch keine Beschlussvorlagen erhalten, wollen die Interessenausgleiche aber mit abschließen", sagte Oetting.

Einzige Änderung an dem im Oktober vereinbarten Konzept ist nach Informationen des Abendblatts die geplante Übernahme von 180 Mitarbeitern der Kieler HDW. Dort will ADM weiter Überwasserschiffe bauen.

Bereits im Dezember hatte es aber auch Gespräche über eine Minderheitsbeteiligung von 24,9 Prozent am U-Boot-Bau von HDW gegeben. Allerdings stößt dieses Interesse weiter auf Kritik. "Es muss sichergestellt werden, dass der U-Boot-Bau weiter deutsch bleibt. Ein Einstieg der Araber wäre geschäftsschädigend für den Export, weil damit die für viele Staaten wichtige neutrale Position der Bundesrepublik infrage gestellt würde", sagte der Hamburger Bundestagsabgeordnete und Marineexperte Johannes Kahrs (SPD) dem Abendblatt. HDW hat derzeit 2300 Mitarbeiter und ist mit U-Boot-Aufträgen über Jahre ausgelastet.

Inwieweit ADM mit der Übernahme auch neue Aufträge für Überwasser-Marineschiffe mitbringen wird, wie die "Financial Times Deutschland" berichtet hatte, blieb gestern offen. Ein Sprecher der Araber wollte dies nicht kommentieren. "Hintergrund für die Übernahme ist aber, dass neue Aufträge hereinkommen", sagte Kahrs. "Ob der Einstieg der Araber sinnvoll ist, hängt davon ab, ob, wann und zu welchen Konditionen Beschäftigung hereingeholt werden kann."

Neue Aufträge sieht auch Hamburgs IG-Metall-Chef Eckard Scholz, der den Aufsichtsräten bei Blohm + Voss und der TKMS angehört, derzeit nicht. "In Hamburg gibt es keine Alternative zu der Übernahme. Wäre mit ADM kein Partner gefunden worden, hätte ThyssenKrupp den zivilen Schiffbau mitsamt den Yachten wohl eingestellt."