Kammern beraten beim Verkauf des Geschäfts. Denn oft fehlt in Familienunternehmen ein Nachfolger - und die Firma muss verkauft werden.

Hamburg. Mario Jaeger hat lange gesucht bis er einen Nachfolger fand, der seine Schlosserei Günther G. A. Jaeger in Hamburg-Osdorf übernimmt. Dann wurde er im vergangenen August mit Michael Rönnau handelseinig, der jetzt sogar einen weiteren Mitarbeiter einstellen will. Jaeger hatte noch Glück. Denn das Finden eines passenden Nachfolgers für die eigene Firma kann Jahre dauern. Aber es gibt auch positive Beispiele. Einige davon stellt das Abendblatt vor.

Schon wegen des Alterungsprozesses in der Gesellschaft nimmt die Zahl jener zu, die ihr Lebenswerk in neue Hände geben wollen. Allein in diesem Jahr suchen etwa 78 000 mittelständische Unternehmer in Deutschland einen Nachfolger, sagt Eckhard Pruy, Hamburger Experte für Nachfolgeberatung. In Hamburg sind es rund 2000 Firmen aus dem Bereich der Handelskammer, wie deren Gründungsexperte Sven Gabriel sagt. Die Handelskammer berät genauso wie die Handwerkskammer Firmen beim Eigentümerwechsel.

"Die Nachfolgeregelung wird insbesondere in den nächsten zehn Jahren eine beträchtliche Aufgabe für das Hamburger Handwerk sein. In 5000 von insgesamt über 15 000 Betrieben sind die Handwerksmeister 55 Jahre oder älter. Wir gehen von 500 Firmen aus, die jährlich einen Nachfolger suchen werden", sagt Handwerkskammer-Präsident Josef Katzer. "Gerade jungen Meisterinnen und Meistern bietet sich hier die große Chance zur Übernahme."

Das ist die positive Seite der Medaille, doch oft passen Verkäufer und Interessent nicht zusammen. Nicht nur, wenn die Chemie nicht stimmt, sondern auch, weil der Interessent keinen Bankkredit bekommt. Auch aus diesem Grund werden Unternehmensverkäufe sehr diskret behandelt. Inhaber haben Angst, dass schon das Bekanntwerden ihrer Verkaufspläne Mitarbeiter und Kunden verunsichert. Übernehmer trauen sich wiederum erst nach einem Erfolg an die Öffentlichkeit.

Viele Patriarchen wünschen sich Nachfolger aus der eigenen Familie. Das kann klappen, wie die Hamburger Beispiele Block House, Bijou Brigitte oder Öger Tours zeigen, wo der Nachwuchs das Regiment übernahm. Doch oft traut der Senior auch seinen Nachkommen die Firmenleitung nicht zu, oder die Kinder wollen ihre eigenen Wege gehen.

Der Jurist Ulrich Möhrle von MDS Möhrle betreut zahlreiche Mandanten, die ihr Lebenswerk verkaufen wollen. Er kennt viele erfolgreiche Übernahmen, aber wohl auch alle Probleme. "Bei einer Familienlösung sollte der Vater seinen Nachfolger nicht als Kind behandeln", rät er. Und der Nachwuchs dürfe den Senior nicht als senil abschreiben.

Ein weiterer Stolperstein ist, dass viele Gründer zu spät auf die Suche gehen. "Von den rund 78 000 Unternehmen, für die dieses Jahr eine Lösung gefunden werden muss, betreiben nur rund 32 500 einen aktiven Nachfolgeprozess. Die Übrigen stehen im Übergabezwang. Gründe hierfür können Krankheit, ein Unfall, Zahlungsschwierigkeiten und ähnliches sein", sagt Pruy.

Doch selbst wer früh anfängt, kann scheitern. Bei einigen Tausend Firmen pro Jahr scheitert der Verkauf am Preis. Eckhard Pruy sagt: "Der Unternehmer hat zu hohe Kaufpreisvorstellungen und kommt in die Versuchung, seine Firma lieber abzuwickeln, statt beim Preis herunterzugehen."