Bereits 1895 skizziert Freud in dem "Entwurf einer Psychologie" ein erstes Modell der Psyche - als Versuch, eine "naturwissenschaftliche Psychologie" zu konzipieren, die auf physikalisch Meßbarem basiert. In "Die Traumdeutung" (1900) revidiert Freud diese Überlegungen und entwickelt sein sogenanntes topographisches Modell. Darin unterscheidet er das Unbewußte (Ubw), das Vorbewußte (Vbw) und das Bewußte (Bw). Eine umfassende Theorie von der Struktur der menschlichen Psyche legt Freud dann 1923 in "Das Ich und das Es" vor. Etwas vereinfachend dargestellt unterscheidet dieses Konzept folgende Bereiche: Das Es , der "dunkle, unzugängliche Teil unserer Persönlichkeit", ist dem Bewußtsein gegenüber verschlossen, seine Energie bezieht es aus den menschlichen Trieben, in ihm herrscht das Lustprinzip. Es ist "ein Chaos, ein Kessel brodelnder Erregungen". Gleichwohl beeinflußt es unser Handeln, ohne daß es uns bewußt wäre. Das Ich vertritt die Persönlichkeit gegenüber der Außenwelt, es ist dem Realitätsprinzip verpflichtet, indem es denkend zwischen Bedürfnissen und Handlungen sowie deren Folgen abwägt. Dabei ist das Ich abhängig von den Ansprüchen des Es wie auch von denen des Über-Ich : In ihm hat sich der elterliche Einfluß, die Erziehung, niedergeschlagen: Das Über-Ich ist eine Art moralischer Instanz mit Geboten und Verboten.

Die Neurobiologie hat jüngst einige Annahmen Freuds bestätigt: Das Unbewußte hat mehr Einfluß auf das Bewußte als umgekehrt; das Unbewußte liegt in der Persönlichkeitsentwicklung zeitlich weit vor dem Bewußtsein; das Ich hat nur wenig Einsicht in die vom Unbewußten gespeisten Grundlagen seiner Wünsche und Handlungen. Hirnforschung und Psychoanalyse - eine spannende Allianz.