Zu Anfang ein Akt. Im Bett. Kay, die Frau, hat ihren Ex-Liebhaber nach einem Jahr plötzlich wieder getroffen. Doch obwohl der sexuelle Akt den Rahmen zu Susan Minots Roman "Wonne" bildet - und damit vielleicht im strengen Gegensatz zum poesiealbumartigen Titel steht -, geht es hier kaum darum, was die beiden miteinander treiben. Es geht darum, was beide miteinander getrieben haben, wie sie sich liebten, verletzten, sich suchten, voneinander nicht lassen konnten. Erzählt wird von Ereignissen und Gefühlen, die sie vier Jahre miteinander und gegeneinander durchexerzierten.

Kay und Benjamin, die sich körperlich so nah sind, trennen emotional Welten. Minot webt die Geschichte ihrer Affäre aus den Erinnerungen der beiden zusammen. Für ihn gibts danach nur noch eine Vergangenheit, für sie existiert wieder eine Zukunft. Ferner kann man einander nicht sein.

Das Erstaunliche an dieser Liebesgeschichte, so persönlich sie sein mag: Sie erscheint vertraut, als eine dieser Geschichten, die man so oder ähnlich auch schon erlebt hat. Vielleicht liegt es daran, dass alle Glücksmomente am Ende gleich sind. Und auch das Maß an Unglück, das man teilt, ist begrenzt auf jene schmerzenden Stellen, die jeder unglücklich Liebende kennt.

Die Details sind also austauschbar. Die Geschichte vom physischen Verlangen und emotionaler Bedürftigkeit, die Minot mit Präzision und Anmut erzählt, liest sich dennoch wunderbar. Minot weiß, wovon sie spricht. Als Leser weiß man das zu schätzen. (Armgard Seegers)

Susan Minot: Wonne. Rowohlt Verlag, 124 S.; 14,90 Euro.