Die habens gut, die Griechen: Sonne, berühmte Ruinen, viel Meer und jetzt auch noch Olympia! Nur das Essen gilt als langweilig. Ganz falsch: Griechische Küche kann so köstlich sein!

Griechische Küche, so die landläufige Meinung, ist nicht gerade von raffiniertem Geschmack und trieft vor Öl. Mancher "Grieche" in Deutschland bestärkt den Eindruck: Im Angebot sind Tsatsiki. Moussaka, Lammrippen. Griechischer Salat mit Feta. Dazu Retsina. Dann ist auch schon Schluss.

Das ist alles nur ein kleiner Teil der Wahrheit. Denn die Vielfalt der griechischen Landschaften und die Lage des Landes am Meer zwischen Okzident und Orient haben die Speisen mehr bereichert, als viele Fremde wissen. Jede Region lässt Unterschiedliches wachsen. Das versorgt die Küche mit frischen, typischen Lebensmitteln und hat sie geprägt: Im Westen ist sie eher italienisch, im Osten spürt man die Türkei, auch Einflüsse des Balkans und der arabischen Welt sind zu schmecken. Das Píliongebirge liefert köstliches Obst, in den kretischen Bergen machen Gebirgszicklein das Rennen, und der Peleponnes ist berühmt für Lammfleisch.

Mindestens einmal in der Woche kann man in jedem größeren Ort auf dem Markt einkaufen. Der Lohn des Schleppens: Die Griechen haben die höchste Lebenserwartung Europas. Und das liegt nicht nur am frischen Obst und am hohen Gemüseanteil der Küche, sondern auch am reichen Angebot von Käse und Joghurt sowie am gesunden Olivenöl.

Eine sympathische Stärke hat die griechische Küche nach wie vor: das Erlebnis des Gastes, der sich selber den Fisch und das Gemüse beim Wirt in der Küche aussuchen kann. 20 Minuten später wird es dann serviert. Ganz ungekünstelt und frisch auf den Tisch.

Griechen verstehen es zu feiern, und da sie außerdem ungemein gastfreundlich sind, ist auf ihren fröhlichen Festen wunderbar Gelegenheit, die Vielfalt ihrer Küche gemeinsam zu zelebrieren und zu genießen.

Viele Bräuche und Speisen sind Jahrhunderte alt und in die Gegenwart herüber gerettet. Den Jahresbeginn läutet zum Beispiel kulinarisch der vassilópitta ein, ein runder Kuchen aus Hefe- oder Rührteig, in dem eine Münze versteckt ist. Am 1. Januar wird er angeschnitten, und wer die Münze findet, soll im neuen Jahr mit besonderem Glück gesegnet sein.

Der Höhepunkt des Jahres ist dann das Osterfest. Aus den Innereien von Lämmern wird die Ostersuppe zubereitet, die majirítsa. Sie wird gleich nach der Auferstehungsfeier am Ostersonnabend serviert. Am Sonntag gibt es dann die Lämmer am stundenlang selbst gedrehten Spieß.

Unabhängig davon suchen die Griechen immer wieder Anlässe, die sie mit besonderen Speisen und Getränken feiern können. Das Buch "Original Griechische Küche" beschreibt 120 Rezepte, die Lust auf diese mediterrane Küche machen, und gibt Einblicke, wie man in Griechenland kocht - von Auberginen mit Kichererbsen bis zum Zucchinipuffer (siehe unten).

Wer griechisch essen möchte, kann sich über zweierlei sicher sein: Tomaten werden fast immer dabei sein. Am besten solche, die ihr wahres Aroma im sonnenverwöhnten griechischen Sommer entwickeln. Fast noch größer ist die Liebe der Griechen zum Olivenöl. In der Tat ist schon der Blick auf die Olivenhaine im Tal von Delphi oder auf der kretischen Hochebene überwältigend. Als eines der weltbesten Anbaugebiete gilt übrigens der südliche Peleponnes bei Kalamata.

Mehr als 90 Prozent aller Gerichte werden mit Olivenöl zubereitet. Nicht nur Salate, sondern auch Gekochtes und Gebratenes, statt mit Butter oder Margarine. Kaltgepresst verwenden die Griechen Olivenöl aber nicht nur zum Essen, sondern als Allheilmittel: zum Einreiben, wenn die Haut verletzt oder trocken ist, oder zum Beruhigen eines revoltierenden Magens.

Ob die Athlethen der Olympischen Spiele wohl eine Gewohnheit ihrer alten griechischen Vorläufer aufnehmen, bleibt angesichts hoch entwickelter moderner Cremes allerdings fraglich: Die antiken Olympioniken nämlich präparierten ihre Körper mit kostbarem Olivenöl, um sie geschmeidig und widerstandsfähig zu machen.

Eine sympathische Stärke der griechischen Küche: Der Gast kann sich Fisch, Fleisch und Gemüse in der Küche selber aussuchen.