Berlin/Erlangen/München. Es wird wärmer und Zecken sind vermehrt unterwegs. Doch sorgt die Klimaerwärmung dafür, dass die Tiere früher und länger aktiv sind?

Sie lauern in Wäldern, Wiesen, Parks und Gärten: Zecken. Wenn die Temperaturen über acht Grad steigen, suchen sich die kleinen Spinnentiere Wirte, an denen sie sich festsaugen und deren Blut trinken können. Die Parasiten überwintern im Boden und sind normalerweise von März bis November aktiv. Doch das könne sich nun ändern, wie neue Forschungen zeigen. Zecken würden demnach bereits früher im Jahr durch die Natur streifen. Ein Grund könnte die Klimaerwärmung sein.

Zecken: Darum sind sie so gefährlich

Was macht die Zecke so gefährlich? Die häufigste Zeckenart in Europa ist der "gemeine Holzbock". Diese Art trinkt insbesondere das Blut von Nagetieren, Rehen und Wild. Das Problem dabei: Wenn sich die Zecke danach an einem Menschen festsaugt, kann sie dabei Krankheitserreger von den Tieren an den Menschen übertragen.

Ein Zeckenbiss kann viele Infektionskrankheiten verursachen. Vor allem eine Borreliose – eine Bakterieninfektion – und eine Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) können laut dem Robert Koch-Institut (RKI) durch das Tier ausgelöst werden. Bei FMSE handelt es sich um eine Hirnhautentzündung, ausgelöst durch Viren. Beide Krankheiten können zu schweren gesundheitlichen Schäden führen – gegen Borreliose gibt es Antibiotika, gegen FMSE kann man sich impfen lassen.

Klimawandel – frühere Gefahr durch Zecken?

Die Zecken-Zeit beginnt jedes Jahr, wenn die Temperaturen steigen. Laut Gerhard Dobler vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München gab es dieses Jahr aber bereits frühere Phasen, in denen Zecken aktiv waren. Die Zecken-Saison habe sich generell nach vorne verschoben. Das zeige sich auch an steigenden FSME-Zahlen: Die Fälle seien nicht nur in Süddeutschland, sondern auch in Tschechien, Österreich und der Schweiz seit 2015 gestiegen.

„Wir glauben, dass der Klimawandel dabei eine Rolle spielt. Wir wissen nur noch nicht wie“, so Dobler. Um mehr Informationen zu bekommen, sammeln er und sein Team derzeit Zecken in den Risikogebieten und untersuchen sie auf das Virus. Dobler berichtet, dass er bereits im Februar Zecken in einem Münchner Park entdeckt hat.

Zecken könnten sich vermehrt im Norden ausbreiten

Dobler vermutet, dass die Klimakrise auch dafür verantwortlich sein könnte, dass sich die FSME-Fälle in höheren Lagen häufen. Volker Fingerle, ein Experte des bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Erlangen, vermutet, dass sich die Zeckenart der "gemeine Holzbock" weiter nördlich in Europa verbreiten könnte. Das würden schon einige Studien belegen, aber Langzeitstudien seien noch erforderlich.

Die Klimaerwärmung könnte für ein weiteres Problem sorgen: neue Zeckenarten. Bisher gibt es laut Fingerle mehr als 20 verschiedene Arten der Spinnentiere in Deutschland. Weltweit seien es rund 900. Der Experte nennt ein Beispiel: Die Zeckenart namens Hyalomma-Riesenzecke ist normalerweise in trockenen und halbtrockenen Gebieten von Afrika, Asien und Süd-Europa zu Hause. Zugvögel könnten die Art jedoch nach Deutschland bringen. Laut Fingerle sterben diese Zecken eigentlich im Winter wegen der Kälte. „Uns wird sicherlich bevorstehen, dass das Klima so wird, dass sie den Winter übersteht oder dass sie sich anpasst.“, so der Experte.

Zecken: In diesen Regionen gilt bisher besondere Vorsicht

Anfang dieses Monats hat das Robert Koch-Institut (RKI) in Bayern und Sachsen drei neue FSME-Risikogebiete in Deutschland identifiziert. Insbesondere in Bayern und Baden-Württemberg, Südhessen, dem südöstlichen Thüringen, Sachsen und seit letztem Jahr auch im südöstlichen Brandenburg warnt das RKI vor einer Ansteckungsgefahr. In anderen Bundesländern gibt es einzelne Risikogebiete. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine FSME-Impfung für Menschen, die in den Risikogebieten unterwegs sind.

(emi/dpa)