Rom. Der italienische Gesundheitsminister will das Rauchverbot verschärfen. In der Regierung stößt er mit dem Vorhaben jedoch auf Gegenwind.

Bald wird es wärmer, dann geht es wieder öfter raus. Aber auch an der frischen Luft wird für italienische Raucher das Leben kompliziert. Zwar zählt der Stiefelstaat bereits zu den EU-Ländern mit dem strengsten Rauchverbot, damit aber nicht genug: Nun sollen die Regeln zusätzlich verschärft werden. Gesundheitsminister Orazio Schillaci will, dass auch im Freien das Rauchverbot gelten soll, wenn Minderjährige und schwangere Frauen in unmittelbarer Nähe sind. Die Maßnahme, die sich auch auf E-Zigaretten erstreckt, scheidet die Geister in der Rechtsregierung um die Raucherin Giorgia Meloni.

Der Gesundheitsminister will das in Italien seit 20 Jahren geltende Gesetz novellieren, mit dem Erfolge im Kampf gegen die Nikotinsucht erreicht wurden. In Lokalen und Restaurants sollen laut seiner Pläne die separaten Raucherräume abgeschafft werden. Werbung für Nikotin-Produkte und E-Zigaretten soll verboten werden. Sein Vorhaben spaltet jedoch die Rechtsregierung. Gegen das Vorhaben des parteilosen Gesundheitsminister, der auch Arzt ist, stemmen sich einige rechte Kabinettskollegen.

Kritik nach Vorstoß zu Rauchverbot in Italien

Kultur-Staatssekretär Vittorio Sgarbi, der für seinen extrovertierten Stil bekannt ist, nannte Schillacis Vorhaben "einschüchternd" und meinte, solche Verbote würden die Menschen eher noch mehr zum Rauchen ermutigen. "Diese Verbote sind typisch für ein autoritäres und diktatorisches kommunistisches Regime", konterte Sgarbi.

Auch der stellvertretende Ministerpräsident und Parteichef der Lega, Matteo Salvini, der vor vier Jahren erfolgreich auf das Rauchen verzichtet hat, hält das Verbot für E-Zigaretten im Freien für "übertrieben". "Elektronische Zigaretten helfen vielen Menschen, auf normale Zigaretten zu verzichten", betonte er.

Pro Jahr 43.000 Tote in Italien durch Folgen von Rauchen

Laut Italiens oberstem Gesundheitsinstitut (ISS) waren im vergangenen Jahr rund 24 Prozent der erwachsenen Italienerinnen und Italiener Raucher – etwa 12,4 Millionen Menschen und somit der höchste Prozentsatz seit 2009. Experten schätzen, dass in Italien jedes Jahr mindestens 43.000 Menschen an den Folgen des Rauchens sterben.

Das neue Gesetz, an dem der Minister nun feilt, werde sich mit der zunehmenden Verbreitung neuer Produkte, wie etwa elektronische Zigaretten und rauchfreie Tabakprodukte, sowie mit den Hinweisen auf deren mögliche gesundheitsschädliche Auswirkungen auseinandersetzen, so Schillaci. "Rauchen wird nicht nur für Lungenkrebs verantwortlich gemacht, sondern ist auch der Hauptrisikofaktor für Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen", erklärte der Minister. Er wolle vermeiden, dass "die vielfältigen Interessen im Zusammenhang mit Tabakerzeugnissen über den Gesundheitsschutz gestellt werden".

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Bereits striktes Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden

Per Gesetz ist in Italien seit 2003 das Rauchen in allen öffentlichen Gebäuden, Büros, Bars, Restaurants, Diskotheken und Hotels verboten, falls es keine dort völlig getrennten Raucherzimmer und funktionierende Belüftungssysteme gibt. Die Übergangsfrist lief bis 2005, seit damals besteht das strikte Rauchverbot. Wer in öffentlichen Bereichen trotzdem zur Zigarette greift, muss mit Geldstrafen von mindestens 27 Euro rechnen. Falls vor Kindern oder Schwangeren geraucht wird, drohen bis zu 600 Euro Strafe.

Vorreiter im Kampf gegen die Zigaretten ist in Italien die Stadt Modena. Hier tritt bereits am 21. März ein Verbot in Kraft, im Freien unweit von Spielplätzen, Schulen, Universitäten, öffentlichen Büros und Bushaltestellen zu rauchen. Wer sich nicht daran hält muss mit saftigen Strafen rechnen, die zwischen 25 und 500 Euro rangieren.