Berlin/Tel Aviv. Omikron wütet: Trotz der hohen Impfquote ist die Zahl der schweren Covid-Verläufe in Israel derzeit hoch wie nie. Woran liegt das?

  • In Israel waren die Corona-Zahlen zuletzt deutlich angestiegen
  • Das macht sich inzwischen auf den Intensivstationen bemerkbar, wo so viele schwere Covid-19-Verläufe wie noch nie behandelt werden
  • Woran liegt das, wenn die Omikron-Variante doch als weniger gefährlich gilt?

Israel lässt die Omikron-Welle des Coronavirus angesichts einer hohen Impfquote in der Bevölkerung laufen. Gleichzeitig läuft die Kampagne für die vierte Impfung für bestimmte Bevölkerungsgruppen an. Doch ein Umstand lässt auch Fachleute und Politikerinnen und Politiker in anderen Ländern aufhorchen: Die Zahl der schweren Covid-Verläufe liegt derzeit auf Rekordniveau – und das, obwohl sich die Corona-Neuinfektionen im Sinkflug befinden. Lesen Sie mehr: Omikron – Israel gibt den Kampf gegen die Corona-Welle auf

Am Sonntagabend lagen 1255 schwer an Covid-19 erkrankte Menschen in den Krankenhäusern des Landes, teilte das Gesundheitsministerium mit. Es sind erstmals mehr als 1200. Den bisherigen Höchststand hatte die Zahl am 26. Januar 2021 mit rund 1185 Schwerkranken erreicht. Israel hat rund 9,4 Millionen Einwohner.

Israel: So viele Corona-Schwerkranke wie nie zuvor – woran liegt das?

Wie ist dieser neue Höchststand zu erklären? Für Fachleute kommt es nicht überraschend, dass die Zahl der schweren Verläufe zunimmt, obwohl die Omikron-Welle vor etwa zehn Tagen ihren Zenit erreicht hat. Und noch immer stecken sich täglich Zehntausende Israelis neu oder erneut an. Lesen Sie auch: Impfung für Kleinkinder: Biontech bereitet US-Zulassung vor

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen lag zu Wochenbeginn bei knapp 54.000, durchschnittlich wurden 52.341 Neuinfektionen pro Tag in den vergangenen sieben Tagen erfasst. Mit einrechnen muss man auch eine hohe Dunkelziffer. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag in der vergangenen Woche bei 3943,5. 65,7 Prozent der Bevölkerung sind doppelt geimpft, gut die Hälfte hat bereits eine Booster-Impfung erhalten. Auch interessant: In Österreich tritt Impfpflicht in Kraft – So streng ist sie

Omikron: Lauterbach warnt vor Risiko für bestimmte Bevölkerungsgruppen

Allerdings gibt es weiterhin ungeimpfte Menschen. Diese Gruppe, vor allem in höheren Altersschichten, sowie diejenigen mit Vorerkrankungen haben nach wie vor ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf. Deutsche Experten wie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und der Berliner Immunologe Leif Erik Sander weisen darauf hin, dass eine höhere Auslastung der Intensivstationen auch in Deutschland bevorsteht, sobald die Omikron-Variante sich in den vulnerablen Bevölkerungsgruppen verbreitet.

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Dass die Corona-Impfungen aber schützen, belegen die Daten aus Israel einmal mehr: Fast alle Patientinnen und Patienten im Land, die an Maschinen zur Anreicherung des Sauerstoffgehaltes im Blut (Ecmo-Maschinen) angeschlossen sind, sind ungeimpft. Lesen Sie auch: Risiko PIMS-Syndrom – Wie gefährlich ist Omikron für Kinder?

Israel schafft grünen Pass ab

Auch deswegen lockert das Land seine Corona-Auflagen weiter – obwohl die Zahl der Krankenhausaufenthalte zunimmt. Ab Montag (7. Februar) streicht Israel die Pflicht zum "Grünen Pass". Demnach müssen die Bürgerinnen und Bürger den Nachweis für Geimpfte und Genesene nur noch bei großen Veranstaltungen wie Feiern und Hochzeiten vorlegen. Restaurants, Kinos und Hotels können nun auch wieder ohne "Grünen Pass" und ohne negativen Corona-Test besucht werden. Wer aus Israel ausreist und ungeimpft ist, braucht ebenfalls keinen negativen Test mehr. Mehr zum Thema: Novavax – Ab wann und wo der Corona-Impfstoff verfügbar ist

Dieser Artikel ist zuerst auf morgenpost.de erschienen.

(mja/mit dpa)