Berlin. Wann wird die zweite Booster-Impfung nötig? Die Stiko hat eine Empfehlung zur 4. Impfung veröffentlicht. Diese Gruppen sind betroffen.

  • Während viele Menschen in Deutschland noch nicht ihren Booster bekommen haben, steht für einige schon die vierte Impfung an
  • Doch wer kann sich seine vierte Dosis schon abholen?
  • Was die Ständige Impfkommission zur vierten Corona-Impfung empfiehlt

Wird eine vierte Impfung gegen das Coronavirus notwendig? Noch ist vergleichsweise wenig über die Auffrischung der Booster-Impfung bekannt. Die ersten Daten aus Israel zeigen, dass eine Omikron-Infektion auch nach der vierten Spritze immer noch möglich ist – hundertprozentigen Schutz gegen das Virus bietet wohl auch Spritze Nummer Vier nicht. Allerdings zeigt die israelische Forschung auch: Der Schutz vor schwerer Krankheit ist nach der vierten Impfung drei- bis fünfmal so hoch.

Weil sich zudem neue Impfstoffe in Entwicklung befinden, die speziell mit Omikron umgehen können sollen, dürfte die vierte Impfung aber perspektivisch für sehr viele Menschen in Deutschland relevant werden. Im März soll der Omikron-Impfstoff auf den Markt kommen. Rund 80 Millionen Dosen des neuen Biontech-Vakzins hat Deutschland bestellt, mit der Auslieferung ist im April oder Mai zu rechnen.

Inzwischen hat die Ständige Impfkommission (Stiko) eine erste Empfehlung für die zweite Auffrischungsimpfung abgegeben. Besonders stark gefährdete Gruppen und Beschäftigte im Gesundheits- und Pflegebereich sollen zunächst den Booster für den Booster bekommen.

Wem empfiehlt die Stiko die vierte Impfung?

  • Menschen ab 70 Jahren
  • Menschen in Pflegeeinrichtungen
  • Menschen mit Immunschwäche ab fünf Jahren
  • Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen und Pflegeeinrichtungen

Welcher Impfstoff soll bei der zweiten Auffrischungsimpfung verwendet werden?

Aus Sicht soll eine zweite Auffrischimpfung mit einem mRNA-Impfstoff nach abgeschlossener Grundimmunisierung und der ersten Auffrischimpfung zum Einsatz kommen. In Frage kommen dafür aktuell die Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna. Auch interessant: Corona-Ursprung – Christian Drosten wehrt sich gegen Vorwürfe

Ab wann sollte eine vierte Impfung erfolgen?

  • Bei gesundheitlich gefährdeten Menschen solle diese frühestens drei Monate nach der ersten Auffrischimpfung erfolgen
  • Personal in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen solle den zweiten Booster frühestens nach sechs Monaten erhalten

Warum empfiehlt die Stiko nun eine vierte Impfung?

Zur Begründung teilte das Gremium mit, dass aktuelle Daten einen schwindenden Infektionsschutz nach der ersten Auffrischimpfung gegen die Omikron-Variante binnen weniger Monate zeigten. Das sei besonders für Menschen ab 70 und Menschen mit Immunschwäche, die am gefährdetsten für einen schweren Verlauf bei einer Infektion seien, ein Risiko. Der zweite Booster solle nun den Schutz verbessern.

Wem empfiehlt die Stiko aktuell keine vierte Impfung?

Für Menschen, die nach der ersten Auffrischimpfung eine Corona-Infektion durchgemacht hätten, werde aber kein weiterer Booster empfohlen, hieß es. Die Stiko geht beim zweiten Booster von einer ähnlichen Verträglichkeit aus wie beim ersten. Das Gremium erklärte aber auch, "dass die Datenlage zur Effektivität und zur Sicherheit einer zweiten Auffrischimpfung noch limitiert ist".

Größere Sicherheitsbedenken scheint es nicht zu geben, zumal auch in Israel Menschen über 60 Jahren, Erwachsene mit Vorerkrankungen, sowie medizinisches Personal eine vierte Spritze bekommen. Über 610.000 Personen sind dort bereits zum vierten Mal geimpft.

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Vierte Corona-Impfung: Was sagen Experten?

Die Ständige Impfkommission (Stiko) hatte am Mittwoch über eine Empfehlung zu einer zweiten Auffrischungsimpfung mit den vorhandenen mRNA-Impfstoffen beraten. "Die jüngsten Daten aus Israel legen nahe, dass eine vierte Dosis eine gewisse Verbesserung beim Schutz vor Infektion und eine deutlichere Verbesserung beim Schutz vor schwerer Erkrankung bewirkt", sagte der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens, unserer Redaktion.

Die Gesundheitsminister der Länder hatten zudem das für Impfstoffsicherheit zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) beauftragt, die israelischen Studien zu bewerten. Dem Vernehmen nach ist auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach offen für einen Kurswechsel: Sollten sich die guten Nachrichten aus Israel bestätigen, müsse man auch in Deutschland über eine vierte Impfung nachdenken.

Experten zögern, Hausärzte drängten auf schnelle Entscheidung

Experten wie Janosch Dahmen, Arzt und gesundheitspolitischer Sprecher der Grünen, gehen allerdings nicht davon aus, dass die vierte Dosis jetzt schon für alle nötig ist. "Eine vierte Impfung mit den bisherigen Impfstoffen ist wahrscheinlich sinnvoll, wenn die Immunantwort nach drei Impfungen beispielsweise bei Alten und schwerer Vorerkrankten zu schwach ist", sagte Dahmen unserer Redaktion.

"Um Hausärzten und Patienten Orientierung zu geben, sollten die medizinischen Fachgesellschaften die bisher vorliegenden Daten zur vierten Impfung bei bestimmten Vorerkrankungen prüfen und gegebenenfalls Empfehlungen aussprechen." Denkbar sei zum Beispiel, dass Patienten mit Erkrankungen des Immunsystems oder solche, die Medikamente einnehmen, die das Immunsystem schwächen, eine vierte Impfung bekommen sollten.

Die Hausärzte hatten zuletzt auf eine schnelle Entscheidung gedrängt: "Es sollte von den entsprechenden Stellen schnell Klarheit darüber geschaffen werden, welche Empfehlungen und Zeitabstände für welche Patientinnen und Patienten gelten. Gerade bei hochbetagten Menschen, beispielsweise in Altersheimen, liegt die Booster-Impfung zum Teil nun schon sechs Monate zurück", erklärte ein Sprecher des Hausärzteverbands gegenüber unserer Redaktion.

Wann kommt die vierte Impfung für alle?

Charité-Virologe Christian Drosten sagte unlängst, dass in Deutschland "möglicherweise ab dem zweiten Quartal große Teile der Bevölkerung, vielleicht sogar alle, noch einmal mit einer Update-Impfung gegen Omikron" ausgestattet werden müssten.

Gesundheitsminister Lauterbach geht davon aus, dass im Mai die Impfungen mit dem Omikron-Impfstoff großflächig beginnen können. Die Bundesregierung hat bereits allein bei Biontech rund 80 Millionen Dosen des angepassten Omikron-Impfstoffes bestellt. "Sollten Daten im Verlauf nahelegen, dass eine erneute Impfung aller Menschen wesentliche Vorteile bietet, wird genügend Impfstoff dafür vorhanden sein", so Dahmen. Möglicherweise reiche es aber auch dann, wieder nur bestimmte Risikogruppen zu impfen.

Eine Empfehlung der Stiko für die Verteilung des Omikron-Impfstoffes ist derzeit noch nicht absehbar: "Mit Blick auf die Impfstoffe, die an die Omikron-Variante angepasst wurden, muss die Kommission zunächst auf die Daten aus den klinischen Studien von Moderna und Biontech/Pfizer warten", sagte Mertens. Die beiden Hersteller hatten vor wenigen Tagen angekündigt, dass diese Studien nun gestartet seien.