London. Die neue, hochansteckende Omikron-Variante ist in Großbritannien angekommen. Die Regierung hat die Einreisebestimmungen verschärft.

Die Omikron-Variante des Coronavirus breitet sich in Großbritannien rasant aus. Bislang sind 336 Fälle registriert worden, aber laut Gesundheitsexperten dürften es in Wirklichkeit viel mehr sein. Epidemiologen erwarten, dass Omikron innerhalb von wenigen Wochen dominant sein wird.

Am Montag bestätigte Gesundheitsminister Sajid Javid, dass sich die neue Variante mittlerweile fester Bestandteil der Pandemie in Großbritannien geworden ist: Omikron werde nicht mehr nur über Eingereiste ins Land geschaffen, sondern übertrage sich innerhalb der Bevölkerung, und zwar in mehreren Landesteilen.

Omikron-Variante: Genauer Krankheitsverlauf noch nicht bekannt

Damit steht das Land laut Experten vor einem schnellen Anstieg der Covid-Fallzahlen. Javid zitierte eine neue Analyse Gesundheitsbehörde UK Health Security Agency, laut der „das Fenster zwischen Ansteckung und Übertragbarkeit bei Omikron kürzer sein könnte als bei der Delta-Variante“ – was bedeutet, dass sich Omikron noch rapider ausbreiten kann als alle früheren Covid-Varianten. Am Montag wurden in Großbritannien insgesamt über 51.000 Neuinfektionen gemeldet.

Aufgrund der hohen Übertragungsrate, und weil zudem nur ein kleiner Teil der Neuerkrankungen genetisch analysiert wird, ist es gemäß Experten schwierig zu sagen, wie viele Omikron-Fälle es in Großbritannien bereits gibt. Wahrscheinlich seien bereits über 1000 Leute an der neuen Variante erkrankt, sagte Professor Paul Hunter von der University of East Anglia.

„Die ersten Zeichen deuten darauf hin, dass Omikron die Delta-Variante überholt und innerhalb der nächsten Wochen oder des nächsten Monats dominant wird“, fügte er hinzu. Laut Neil Ferguson vom Imperial College in London verdoppelt sich die Zahl der Omikron-Fälle alle drei Tage, möglicherweise noch schneller. Weiterhin ist unklar, ob die neue Variante eine ähnliche Erkrankung wie Delta verursacht, oder ob der Krankheitsverlauf schwerer oder milder ist. Ebenso unsicher ist, ob die Impfung ausreichend gegen Omikron schützt.

In Großbritannien galt die Coronavirus-Pandemie bereits als so gut wie überwunden. Doch nun droht die Omikron-Variante, das Land wieder zurückzuwerfen.
In Großbritannien galt die Coronavirus-Pandemie bereits als so gut wie überwunden. Doch nun droht die Omikron-Variante, das Land wieder zurückzuwerfen. © dpa

Großbritannien hat Einreisebestimmungen weiter verschärft

Obwohl Omikron schon längst in Großbritannien angekommen ist, hat die Regierung die Einreisebestimmungen weiter verschärft. Am Montag wurde auch Nigeria auf die rote Liste jener Länder gesetzt, aus der die Einreise verboten ist. Britische Staatsangehörige dürfen zwar weiterhin nach Hause fliegen, aber sie müssen nach der Ankunft 10 Tage lang in die Hotelquarantäne.

Nebst Nigeria stehen rund ein Dutzend südafrikanische Länder auf der roten Liste. Auch für den Rest der Welt sind die Bestimmungen stringenter geworden: Reisende müssen bei der Ankunft einen negativen Covid-Test vorweisen, und am zweiten Tag ist erneut ein PCR-Test fällig. Frühere Mutationen hätten gezeigt, dass „robuste Grenzkontrollen“ einen wichtigen Teil dazu beitragen, neue Covid-Varianten zu bewältigen, sagte Gesundheitsminster Javid.

Regierung will mit Impfungen gegen Omikron kämpfen

Demgegenüber sind derzeit noch keine zusätzlichen Maßnahmen geplant, um die Verbreitung von Omikron innerhalb Großbritanniens einzudämmen. Die Regierung hat vergangene Woche lediglich die Maskenpflicht in Innenräumen und im öffentlichen Verkehr wiedereingeführt. Vielmehr setzt die Regierung auf das Impfprogramm, um die Bevölkerung vor einer neuen Welle zu schützen; bislang haben etwa 30 Prozent der Bevölkerung die dritte Impfung erhalten.

Allerdings ist diese Booster-Kampagne ins Stocken geraten: Zwar hat Premierminister Boris Johnson schon vor einer Woche angekündigt, dass er das Auffrischungsimpfung priorisieren wolle und die unter-40-Jährigen bald zur dritten Impfung eingeladen würden, aber bislang ist unklar, wann das Programm tatsächlich starten wird.