Berlin. Corona-Krise: Das ist, wenn alle zu Hause sind – und Mütter zuständig. Wieso eigentlich? Das kann im Job ganz schön ins Auge gehen.

Diese Zeiten sind tierisch proteinlastig. Es gibt Schnitzel vom Schwein, paniert. Dann Schnitzel im Backofen, mit Rosmarinkartoffeln. Gestern Kartoffelsuppe mit Würstchen (Schwein). Und dann: Huhn vom Tischgrill (mit grünem Spargel), Zürcher Geschnetzeltes (Kalb), Spargel mit Schinken (Schwein).

Dabei esse ich eigentlich kaum Fleisch. Und schon gar kein Schwein. Und nun die volle Ladung, die auch die Anzeige auf der Waage nach oben schnellen lässt (das Schwein kann ich auf dem Fahrrad in die Redaktion gar nicht mehr abstrampeln). Was ist passiert?

Homeschooling, Homeoffice – alle hängen mit Kopfhörern zu Hause herum

In Zeiten von Corona habe ich viel zu tun, ich bin die einzige in unserer Familien-WG, die ganztägig nicht zu Hause ist – inklusive Wochenende und Feiertag. Alle anderen hängen mit Kopfhörer vor ihren Laptops, um Schule, Uni und Job zu bewältigen. In den Arbeitspausen konferieren sie über das Abendessen und was sonst noch im Haushalt anfällt.

Für dieses WG-Familienleben habe ich die Verantwortung abgegeben. Das bedeutet: Ich esse, was auf den Tisch kommt. Ich ziehe an, was gewaschen ist. Kurz: Ich ertrage das Unperfekte.

Gleichberechtigung: Wieso muss eigentlich alles perfekt sein?

Ja, und da ist sie wieder, die Arroganz der Frauen, die stets der Meinung sind, alles besser zu können. Wieso muss ich das „ertragen“? Wieso bin ich eigentlich der Meinung, wenn ich nicht mitmache, läuft es nicht? Mit dieser Haltung sinkt die Laune schnell auf den Tiefpunkt – und die der Familie auch.

Das sind dann wohl die Momente, an denen auch Familien mit großen Kindern in diesen Zeiten an ihre Grenzen kommen – wohlbemerkt, wegen des falschen Kochrezepts oder sonstiger Haushalts-Kleinigkeiten, eines Kühlschranks voller Wurst und Schokopudding etwa.

Frauen in der Corona-Krise: Sie ist pragmatisch und wuppt den Alltag

Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, mal die eigene Haltung zu überdenken. Spielen wir mal zwei Möglichkeiten durch, Corona in der Familie zu bewältigen:

1. Weil sie sich a) für fähig und b) für pragmatisch hält, nimmt sie das Heft in die Hand, baut zunächst Überstunden ab, nimmt dann ihren Jahresurlaub und vereinbart schließlich mit ihrem Arbeitgeber eine unbezahlte Freistellung, um Kinder und Haushalt durch die Krise zu wuppen. Er – macht einfach weiter wie immer, ob Homeoffice oder nicht.

Die Chance: Haushalt, Homeschooling, Ernährung – bleibt alles top.
Die Gefahr:
Sie riskiert in wirtschaftlich schwersten Zeiten, karrieremäßig aus der Bahn geworfen zu werden, er behält seine Bezüge, vielleicht startet er sogar durch. Schon allein aus ökonomischen Gründen fällt sie in die Kümmerer-Rolle und damit in längst überwunden geglaubte Verhältnisse zurück.

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2. Das Paar beschließt, dass es den normal funktionierenden Alltag zur Zeit nicht gibt – und wurschtelt sich durch.
Die Chance:
Beide machen alles, so gut es geht. Die Rollenverteilung bleibt langfristig gerecht.
Die Gefahr: Überlastung und Chaos. Pizza-Service und Nintendo retten den Alltag.

Der dritte Weg – er macht Familienarbeit, sie den Job – ist immer noch so exotisch und unrealistisch, dass ich ihn hier unter den Tisch fallen lasse. Zumal er nur den ersten Weg umdreht, was es auch nicht besser macht.

Für die kurzfristige nervenschonende Bewältigung der Krise ist sicher Weg 1 der Beste. Langfristig gesehen ist aber die Corona-Zeit, auch wenn sie noch ein Jahr dauert, irgendwann vorbei. Dann spielen die nicht gelernten Französisch-Vokabeln ebenso wenig eine Rolle wie die liegen gebliebenen Arbeitsblätter der Geschichtslehrerin.

Mini-Arbeitsecke neben der Schmutzwäsche – besser als gar kein Job

Und da wir mit den Kollegen im selben Boot sitzen, sollten wir auch die Mini-Arbeitsecke im Homeoffice neben der Schmutzwäsche ertragen. Langfristig brauchen wir unsere Jobs. Und wenn wir die halten wollen, müssen wir zu Hause einfach mit unseren Ansprüchen runter.

Also: Her mit dem Schwein.