Berlin. Nach dem Skandal um Kollegah und Farid Bang verliert die Echo-Preisverleihung nicht nur an Rückhalt. Auch ein Sponsor ging verloren.

Die Firma Voelkel steht mit ihren Bio-Limonaden und Säften wie wenige andere Unternehmen für ein durchweg positives Saubermann-Image. Skandale wie der um die Echo-Verleihung für Kollegah und Farid Bang passen da nicht ins Bild. Und so hat Voelkel nun das Sponsoring des Echos beendet.

„Voelkel [distanziert] sich von den künstlerischen Inhalten der umstrittenen Preisträger ebenso wie vom Prozedere der Preisvergabe.“, heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens. Die Fokussierung der Preisverleihung auf Verkaufszahlen kritisiert das Unternehmen ausdrücklich.

Voelkel distanziert sich von Fans von Kollegah und Farid Bang

Doch nicht nur von den Veranstaltern, sondern auch von den Fans des umstrittenen Rap-Duos distanziert sich Voelkel. Die Verleihung „eröffnet auf das Echo-Komitee eine fragwürdige Perspektive, auf die das Album kaufende Hörerschaft eine erschreckende“, schreibt die Firma zu den Käufern des Albums „Jung, brutal, gutaussehend 3“. Auf einer Premium-Version von „JGB 3“ war eine Zeile zu hören, die geschmacklose Vergleiche zu Opfern des Holocausts zieht.

Das Unternehmen wolle in Zukunft verstärkt alternative Musikveranstaltungen unterstützen und Inhalte fördern, die ohne „Diskriminierung und Diffamierung auskommen“.

Der Autohersteller Skoda, der Stars und Gäste in 75 Fahrzeugen fuhr, erwartet „eine rasche und eindeutige Aufarbeitung durch den Veranstalter“, teilte ein Sprecher mit. „Sollte uns das Ergebnis nicht überzeugen, werden wir den bestehenden Sponsorvertrag bei diesem Event auf jeden Fall nicht fortführen.“

Diese Künstler geben ihren Echo zurück

Die Echo-Verleihung an Kollegah und Farid Bang wurde wegen deren Texten zu einem Eklat. Zahlreiche Künstler geben ihre Preise zurück. Marius Müller-Westenhagen gibt alle seine sieben gewonnenen Echos zurück.
Die Echo-Verleihung an Kollegah und Farid Bang wurde wegen deren Texten zu einem Eklat. Zahlreiche Künstler geben ihre Preise zurück. Marius Müller-Westenhagen gibt alle seine sieben gewonnenen Echos zurück. © dpa | Jens Kalaene
Klaus Voormann wurde mit dem Echo für das Lebenswerk ausgezeichnet. Er betrat die Bühne in Berlin kurz nach dem Auftritt der Skandal-Rapper Kollegah und Farid Bang. Nach der Verleihung habe der „Fünfte Beatle“ sich genauer mit den Texten der Rapper auseinandergesetzt und dann die Rückgabe seines Preises angekündigt.
Klaus Voormann wurde mit dem Echo für das Lebenswerk ausgezeichnet. Er betrat die Bühne in Berlin kurz nach dem Auftritt der Skandal-Rapper Kollegah und Farid Bang. Nach der Verleihung habe der „Fünfte Beatle“ sich genauer mit den Texten der Rapper auseinandergesetzt und dann die Rückgabe seines Preises angekündigt. © Getty Images | Andreas Rentz
Der Dirigent Enoch zu Guttenberg gibt einen Echo Klassik zurück, den er 2008 mit dem Orchester Klangverwaltung gewonnen hatte. Die Rückgabe erfolgt in Absprache mit Andreas Reiner von diesem Orchester.
Der Dirigent Enoch zu Guttenberg gibt einen Echo Klassik zurück, den er 2008 mit dem Orchester Klangverwaltung gewonnen hatte. Die Rückgabe erfolgt in Absprache mit Andreas Reiner von diesem Orchester. © picture alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Franz-Josef Fischer
Einen weiteren Echo Klassik gibt das Notos Quartett ab. Die Gruppe war 2017 in der Elbphilharmonie Hamburg ausgezeichnet worden.
Einen weiteren Echo Klassik gibt das Notos Quartett ab. Die Gruppe war 2017 in der Elbphilharmonie Hamburg ausgezeichnet worden. © imago/Sven Simon | Malte Ossowski/SVEN SIMON
Igor Levit gewann den Echo Klassik 2014. Vier Jahre später gab er unter anderem auf Facebook bekannt, dass er nach der Preisverleihung an Kollegah und Farid Bang seine Trophäe an den Veranstalter, den Bundesverband Musikindustrie, zurückgeschickt habe.
Igor Levit gewann den Echo Klassik 2014. Vier Jahre später gab er unter anderem auf Facebook bekannt, dass er nach der Preisverleihung an Kollegah und Farid Bang seine Trophäe an den Veranstalter, den Bundesverband Musikindustrie, zurückgeschickt habe. © imago/Spöttel Picture | imago stock&people
Der Präsident des Deutschen Kulturrates, Christian Höppner, sendet zwar keinen Preis zurück, hat aber für sich auch Konsequenzen aus dem Skandal um die beiden Rapper gezogen. Er kündigte seinen Rücktritt aus dem Ethik-Beirat des Musikpreises an.
Der Präsident des Deutschen Kulturrates, Christian Höppner, sendet zwar keinen Preis zurück, hat aber für sich auch Konsequenzen aus dem Skandal um die beiden Rapper gezogen. Er kündigte seinen Rücktritt aus dem Ethik-Beirat des Musikpreises an. © imago/Gerhard Leber | imago stock&people
Rund eine Woche nach der Echo-Verleihung kündigte auch die Sächsische Staatskapelle Dresden an, ihres Echo-Trophäen zurückgeben zu wollen. „Ein Preis, der Verkaufszahlen über alles stellt und am Holocaust-Gedenktag einem Live-Auftritt stattgibt, der einer Verhöhnung der Opfer des Dritten Reiches gleichkommt, wird zum Symbol eines Zynismus, für den wir nicht stehen“, erklärte das Orchester. Chefdirigent Thielemann (im Bild) schließe sich der Haltung der Musiker an und gebe seinen Echo Klassik von 2004 ebenfalls zurück, hieß es.
Rund eine Woche nach der Echo-Verleihung kündigte auch die Sächsische Staatskapelle Dresden an, ihres Echo-Trophäen zurückgeben zu wollen. „Ein Preis, der Verkaufszahlen über alles stellt und am Holocaust-Gedenktag einem Live-Auftritt stattgibt, der einer Verhöhnung der Opfer des Dritten Reiches gleichkommt, wird zum Symbol eines Zynismus, für den wir nicht stehen“, erklärte das Orchester. Chefdirigent Thielemann (im Bild) schließe sich der Haltung der Musiker an und gebe seinen Echo Klassik von 2004 ebenfalls zurück, hieß es. © dpa | Jan Woitas
Auch Stardirigent Daniel Barenboim und die Staatskapelle gaben ihre Echos zurückgegeben.
Auch Stardirigent Daniel Barenboim und die Staatskapelle gaben ihre Echos zurückgegeben. © dpa | Britta Pedersen
Der französische Geiger Renaud Capuçon gibt seine Echos aus Kritik an der Auszeichnung der umstrittenen Rapper Kollegah und Farid Bang zurück. Er wolle damit gegen die Vergabe dieses Preises an eine Rap-Gruppe protestieren, „deren Texte rassistisch, antisemitisch und der Menschenwürde unwürdig sind“, teilte Capuçon mit.
Der französische Geiger Renaud Capuçon gibt seine Echos aus Kritik an der Auszeichnung der umstrittenen Rapper Kollegah und Farid Bang zurück. Er wolle damit gegen die Vergabe dieses Preises an eine Rap-Gruppe protestieren, „deren Texte rassistisch, antisemitisch und der Menschenwürde unwürdig sind“, teilte Capuçon mit. © dpa | Ian Langsdon
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Vor dem Rückzug des ersten Sponsors hatte es schon zahlreiche Reaktionen auf den Eklat bei der Preisverleihung gegeben. So hatten namhafte Künstler wie Marius Müller-Westernhagen ihre Preise zurückgegeben.

Zwei Mitglieder des Echo-Ethikrates hatten ihren Rücktritt aus dem Gremium bekanntgegeben, das auch kritische Künstler und deren Werke beurteilt. Der Ethikrat kann auch Künstler von der Preisverleihung ausschließen. Im Fall von Kollegah und Farid Bang hatte er dies aber ausdrücklich nicht getan. Nach dem Deutschen Kulturrat kündigte am Mittwoch auch der Präsident des Deutschen Musikrates, Martin Maria Krüger, seinen Austritt aus dem Echo-Beirat an.

Die Plattenfirma BMG stellte sich hinter das Album: „Wir nehmen Künstler und künstlerische Freiheit ernst, und wir sagen unseren Künstlern nicht, was ihre Texte enthalten sollten und was nicht“, teilte die Tochter des Medienunternehmens Bertelsmann am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa in Berlin mit. (mit dpa-Material)