Deshalb ist der Protest der Echo-Preisträger kein Signal
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Von Walter Bau
Berlin. Immer mehr Künstler geben ihren Echo zurück. Was im Vorfeld der Kollegah-Ehrung ein Signal gewesen wäre, wirkt jetzt beinahe peinlich.
Mit der Echo-Preisverleihung feiert die Musikbranche sich selbst. Seit 1992 gibt es alljährlich dieses Schaulaufen der erfolgreichsten Interpreten, von Techno bis Klassik. So weit, so öde.
Nun spricht ja nichts gegen ein solches Branchentreffen und ebenso wenig spricht gegen einen Preis für die Bestseller unter den Künstlern. Das aber befreit die Veranstalter nicht von der Verantwortung, auf moralische Mindeststandards bei den Preisträgern zu achten. In diesem Punkt hat der Bundesverband Musikindustrie kläglich versagt.
Die skandalösen Textpassagen des Rapper-Duos Kollegah und Farid Bang waren ja hinlänglich bekannt. Mag sein, dass man selbst Verse wie jener „Mein Körper definierter als von Auschwitz-Insassen“ noch unter künstlerische Freiheit einsortieren kann; unter moralisch-ethischen Aspekten sind sie indiskutabel.
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Es geht dabei schließlich nicht um den üblichen Gangstarapper-Abklatsch deutscher Möchtegern-Böse-Buben. Der „Auschwitz“-Spruch stellt eine Verhöhnung der Holocaust-Opfer dar und damit überschreiten die rappenden Verschwörungstheoretiker eine rote Grenze.
Das hätten auch die Echo-Organisatoren, die sich jetzt verwundert die Augen reiben, im Vorfeld erkennen und entsprechend handeln müssen. Verkaufszahlen hin, Umsatz her – Kollegah und Farid Bang hatten bei der Schau nichts zu suchen. Inzwischen haben die Organisatoren angekündigt, das Konzept der Echo-Show zu überarbeiten. Klar ist: Einen derart naiv konzipierten Preis braucht kein Mensch.
Jetzt, Tage nach dem Skandal, melden sich fast im Stundentakt aktuelle und ehemalige Preisträger, die ihren Echo gar nicht schnell genug wieder zurückgeben können. Mit Verlaub: Das ist Heldentum nach Ladenschluss. Was vor der Preisverleihung an die Rapper ein mutiges Signal gewesen wäre, wirkt jetzt nur noch lau.
Der einzige, der wirklich Haltung zeigte, war Campino von den Toten Hosen, als er während der Show auf offener Bühne mit zitternder Stimme gegen die Ehrung für die beiden Rapper protestierte. Campinos Auftritt war eines Ehren-Echos würdig.