New York. Hollywood-Star Uma Thurman gibt ihr Broadway-Debüt: „Die Frau aus Paris“ ist einn hoch politisches Stück um Macht, Sex und Intrigen.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch das amerikanische Theater die außergewöhnlichste Präsidentschaft seit Ewigkeiten als Inspiration nutzen würde. Die Konstellation, die sich ab Donnerstag, 30. November, im ehrwürdigen Hudson-Theater am New Yorker Broadway mit der Premiere von „The Parisian Woman“ (Die Frau aus Paris) ergibt, verspricht besonderen Reiz.

Zum einen, weil mit Uma Thurman, die vor 20 Jahren mit „Gefährliche Liebschaften“ und danach mit Quentin Tarantinos „Pulp Fiction“ das Fundament für eine treue Kino-Fan-Gemeinde legte, wieder ein Göttin Hollywoods ihr Debut auf einer Sprechtheater-Bühne gibt.

Zum anderen, weil der von dem Franzosen Henry François Becque im 19. Jahrhundert geschriebene Stoff über Macht, Sex, Ambitionen und Intrigen von Beau Willimon, dem Erschaffer der preisgekrönten Netflix-Serie „House of Cards“, mit allerlei aktuellen Bezügen in das trumpsche Washington des Jahres 2017 verlegt wurde. Bereits bei den ausverkauften Vorpremieren erntete das Fünf-Personen-Kammerspiel Jubelstürme.

Thurman spielt umtriebige Gesellschaftsdame

Thurman, die nur zum Kleiderwechsel die in intime Wohnzimmer-Atmosphäre gepresste Inszenierung verlässt, spielt die attraktive, sexuell unausgelastete und entsprechend umtriebige Gesellschaftsdame und Gattin von Tom (Josh Lucas). Der juristische Gutmensch sieht nach dem Amtsantritt Trumps seine Chance auf einen prestigeträchtigen Platz auf der Richterbank gekommen. Muss aber erfahren, dass Leistung und Können nicht viel zählen, wenn nicht die richtigen Fürsprecher im Weißen Haus ihr Wort einlegen.

Mit diesem Job beauftragt Chloe ihren ehrpusseligen Liebhaber Peter (Marton Csokas), der sich als solventer Spender der Präsidentschaftskampagne Trumps einen Platz an der Sonne erkauft hat – sprich das Ohr von Leuten, die vorgeben, sie hätten das Ohr das Präsidenten. Peter verlangt dafür ein Maß an physischer Geneigtheit, das Chloe zu viel wird.

Viele sarkastische Anspielungen auf die Trump-Regierung

Als alles Manövrieren und Finassieren zu scheitern droht und Chloe spürt, wie der Lebenstraum des Gatten im Intrigantenstadl Washington allmählich zerrinnt, setzt sie ihr eigenes kleines Geheimnis (die lesbische Beziehung zur Tochter eines hohen Tieres der republikanischen Partei) als Druckmittel ein. So lange, bis Tom Richter geworden ist.

Der Weg dahin ist mit auf den Punkt geschriebenen Dialogen und sarkastischen Querweisen auf die amtierende Regierung gepflastert, in der die Vergabe von Posten und Pöstchen aus Sicht von Kritikern längst zu einer postfeudalen Günstlingswirtschaft verkommen ist.

Thurman mit kühlem Sex-Appeal und trockenem Humor

Dass der Stoff nie zu schwer und zu düster gerät, wie manche Episoden von House of Cards, liegt an Willimons Schreibkunst und einem patenten Ensemble, aus dem Uma Thurman nicht nur wegen ihrer Körpergröße von 1,80 Meter herausragt. Selbst von den billigsten Plätzen unter dem Dach des wunderschönen Hudson-Theaters (49 Dollar) kann man erkennen, wie die Oscar-Preisträgerin wie weiland als zugekokste Mia in „Pulp Fiction“ das andere Geschlecht mit ihrem kühlen Sex-Appeal und trockenen Humor manipuliert.

Auch ohne die Premiere von „The Parisian Woman“ hat die 47-Jährige in den vergangenen Tagen den Lichtstrahl der Medien auf sich gelenkt. Im Zuge der allgegenwärtigen Debatte um männlich dominierten Machtmissbrauch von Frauen (Spielart: sexuelle Belästigung, Erpressung, Erniedrigung) wünschte die Tochter eines Professors für Buddhismus ihrem früheren Mentor, dem von Dutzenden Frauen beschuldigten Produzenten Harvey Weinstein, im übertragenen Sinne einen grausamen PR-Tod.

Thurman über Weinstein: „Du hast keine Kugel verdient“

„Ich bin froh, dass es langsam vor sich geht – du hast keine Kugel verdient“, schrieb Thurman vor kurzem auf Instagram und kündigte versteckt an, demnächst selber als Zeugin der Anklage aufzutreten. Womit nach Ansicht von Insidern nur weinsteinische Übergriffigkeit in der Zeit der Dreharbeiten der Blutrausch-Saga „Kill Bill“ gemeint sein kann. 2003 und 2004 spielte die dreifache Mutter unter der Regie von Quentin Tarantino (Produzent war Weinstein) in dem Zweitteiler einen zum Fürchten coolen Rache-Engel. Sollte Thurman ihr Worte so einsetzen wie damals das Schwert, bliebe von Weinstein nicht mehr viel übrig.

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Vielleicht sollte er sich vorher noch schnell ein Ticket für „Die Frau aus Paris“ lösen. Beau Willimon hat angekündigt, das Stück auf dem neuesten Stand zu halten. Tweets aus dem Hause Trump und andere Zwischenfälle aus dem Weißen Haus werden aktuell eingearbeitet...