Drei Deutsche sind unter den neun Toten, die am Montblanc-Massiv durch eine Lawine starben. Vier Bergsteiger wurden jetzt lebend gefunden.

Chamonix/Paris. Bei einem der schwersten Unglücke in den französischen Alpen hat eine Lawine am Montblanc-Massiv mindestens neun Menschen, darunter drei Deutsche, in den Tod gerissen. 15 Menschen wurden verletzt. Vier zunächst vermisste Bergsteiger wurden nach Medienberichten vom Abend gefunden. Als mögliche Ursache des tödlichen Lawinenabgangs gilt eine 40 Zentimeter dicke Eisplatte.

Die Platte könnte gebrochen sein und damit die Lawine ausgelöst haben, sagte der Präfekt des Departement Haute-Savoie, Philippe de Rumigny. Unklar blieb, ob sie von einem Alpinisten losgetreten worden war oder sich anderweitig löste. Frankreichs Innenminister Manuel Valls sprach nach einem Überflug der Unglücksregion von starken Eis- und Schneemassen, die auch die Suche nach den Vermissten sehr erschwere.

Außer den drei Deutschen starben ein Schweizer, drei Briten und zwei Spanier. 15 Personen wurden nach Angaben der Präfektur ins Krankenhaus von Sallanches gebracht, zwei weitere waren unverletzt geborgen worden. Zudem meldeten sich zwei Briten der zunächst vier vermissten Alpinisten am Abend bei den Rettern wohlbehalten zurück. Kurz danach berichteten die Nachrichtenagentur AFP und der Nachrichtensender BFM, alle vier seien am Leben.

Das Auswärtige Amt in Berlin bestätigte den Tod der drei Deutschen. Woher die Opfer genau kamen, wurde zunächst nicht bekannt.

Nach Angaben der Rettungskräfte geschah das Unglück in mehr als 4000 Metern Höhe am Col du Mont Maudit – übersetzt der verfluchte Berg. Der Gipfel liegt für Bergsteiger auf dem Weg zum Montblanc, dem mit 4810 Metern höchsten Berg der Alpen. Die Opfer hatten nach bisherigen Erkenntnissen auf 3600 Metern in einer Hütte übernachtet und sich sehr früh auf den Weg gemacht.

Alarmiert wurden die Retter am frühen Morgen von einem der Verletzten. Die Behörden leiteten einen Großeinsatz ein. Die Gendarmerie durchkämmte mit Lawinensuchhunden den Unglücksort, zwei Helikopter und zahlreiche freiwillige Helfer waren im Einsatz.

Über die exakte Ursache des Unglücks gab es zunächst nur Spekulationen. „Es gab keinen (erklärbaren) Grund für eine Lawine und ein Unglück dieses Ausmaßes“, sagte der stellvertretende Bürgermeister Jean-Louis Verdier dem TV-Sender BFM. Nach Angaben des Wetterdienstes Météo France gab es in dem Gebiet starke Winde.

Dass sich im Sommer eine Lawine löst, ist nach Angaben von Stefan Winter, Ressortleiter Breitensport beim Deutschen Alpenverein (DAV), gut möglich. „Auch im Sommer haben wir ständig mit Schlechtwettersituationen im Hochgebirge zu kämpfen, gerade jetzt zurzeit“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. „Wir haben eine Westwetterlage, und Nordwestwind kommt noch hinzu.“

Das bedeute entsprechend niedrige Temperaturen im Bereich zwischen 3000 und 4000 Metern. „Wenn feuchte Luft dazu kommt, gibt es Niederschlag, der in größerer Höhe als Schnee fällt. Wind ist der Baumeister von Lawinen – da können schon kleinere Neuschneemengen von zehn Zentimetern Verfrachtungen ergeben, die auch im Sommer tatsächlich zu einem Lawinenunglück führen.“

Die Tragödie zum Auftakt der diesjährigen Tourismus-Saison gilt als eines der schlimmsten Lawinen-Unglücke seit Jahren am Montblanc-Massiv. Nach Informationen der Nachrichtenagentur AFP versuchen sich jährlich 20 000 Alpinisten am Montblanc-Aufstieg – in der Hochsaison seien dort täglich bis zu 500 Bergsteiger unterwegs.

Erst vergangene Woche waren in den Schweizer Alpen fünf deutsche Bergsteiger beim Abstieg vom 4010 Meter hohen Lagginhorn 400 Meter in die Tiefe gestürzt und tödlich verunglückt.

Das letzte schwere Unglück in den französischen Alpen hatte es am 24. August 2008 mit acht Toten – darunter vier Deutschen – gegeben. (dpa)