Dem Ehepaar Lilia Ingrid und Horst K. wird vorgeworfen, eine 20-jährige Frau aus Würzburg fast ein Jahr lang gefangen gehalten zu haben.

Mosbach. Unter großem Medieninteresse hat am Donnerstag der Haussklavin-Prozess gegen ein Ehepaar aus Haßmersheim (Neckar-Odenwaldkreis) begonnen. Der 51 Jahre alte Mann und seine 46-jährige Ehefrau müssen sich vor dem Landgericht Mosbach wegen gemeinschaftlicher Geiselnahme verantworten. Sie sollen eine junge Frau rund neun Monate als Haussklavin gehalten und misshandelt haben. Die Staatsanwaltschaft warf dem arbeitslosen Paar am Donnerstag vor, die junge Frau, durch „ein Herrschafts- und Gewaltverhältnis“ eingeschüchtert zu haben.

Der Angeklagte habe seine sadistischen Neigungen an der heute 21-Jährigen, die im März 2010 freiwillig zu der Familie gezogen war, ausleben können. Er soll die junge Frau geschlagen, sexuell genötigt und mit dem Tode bedroht haben. Seine Ehefrau soll die Gewalt billigend in Kauf genommen haben, auch um nicht allein den Angriffen ihres Mannes ausgesetzt zu sein.

Laut Anklage durfte die junge Frau, die als Nebenklägerin vor Gericht erschien, das Haus nur in Begleitung von Familienmitgliedern verlassen. Erst im Juni gelang der Frau - einer Internetbekanntschaft des Sohnes - die Flucht. Der Staatsanwaltschaft zufolge bestritt das Paar bei seinen Vernehmungen die Vorwürfe. Die Ermittlungen gegen den 15-jährigen Sohn der Familie wurden eingestellt, da ihm laut Staatsanwaltschaft kein ausreichender Verdacht nachgewiesen werden konnte. Das Verfahren soll am kommenden Montag fortgesetzt werden.

Das angeklagte Paar war bereits 2002 wegen der Misshandlung einer Verwandten vom Landgericht Heidelberg verurteilt worden. Beide hatten demnach die damals minderjährige Schwester der Frau mehrfach schwer mit einer Eisenstange und einer Kette verletzt.