Die Familie, die angeblich eine junge Frau als Haussklavin gehalten haben soll, ist weiter in Haft. Die Mutter hat erneut Haftbeschwerde eingelegt.

Heilbronn/Mosbach. Rund einen Monat nach der Festnahme einer Familie aus dem nordbadischen Haßmersheim (Neckar-Odenwald-Kreis), die eine junge Frau rund ein Jahr gefangen gehalten haben soll, hat der Anwalt der Tatverdächtigen Beschwerde gegen den Haftbefehl eingelegt. In dieser Woche soll das Oberlandesgericht (OLG) Karlsruhe entscheiden, ob die Frau weiterhin in Untersuchungshaft bleiben muss oder freikommt, wie der Anwalt der Frau, Günther Silcher, am Mittwoch auf Anfrage sagte. Er bestätigte damit einen Bericht der „Südwest Presse“.

Der Anwalt begründet seine Beschwerde damit, dass die Frau das 20 Jahre alte Opfer nicht misshandelt habe. Lediglich ihr Mann und ihr Sohn hätten die junge Frau geschlagen. Anwalt Silcher berichtete zudem von Aussagen des Opfers und der 13 Jahre alten Nichte der Frau, die diese Version bestätigten.

Das Landgericht Mosbach hatte die Beschwerde gegen den Haftbefehl vor rund zwei Wochen abgelehnt. Zur Begründung hieß es, dass die Frau etwas hätte unternehmen müssen. Die Staatsanwaltschaft Mosbach bestätigte den Vorgang, wollte sich aber zu Einzelheiten nicht äußern.

Die Frau leidet laut Silcher an starkem Übergewicht. Da eine Angehörige der Frau, die auch an starkem Übergewicht litt, vor einigen Jahren starb, habe er die Verlegung aus der Justizvollzugsanstalt Heidelberg in das Justizvollzugskrankenhaus Hohenasperg beantragt, wo sie nun sei.

Anwalt: Opfer blieb trotz Fluchtgelegenheit

Unklar ist weiterhin, inwieweit die 20 Jahre alte Frau freiwillig bei der Familie wohnte. Silcher sagte, seine Mandantin wehre sich gegen die Behauptung, sie habe die 20 Jahre alte Frau am Gehen gehindert. „Es muss einen Grund gegeben haben, warum das Opfer geblieben ist“, sagte Silcher. Gelegenheiten zur Flucht wie beispielsweise beim Einkaufen mit dem minderjährigen Sohn und der Nichte der Frau habe es gegeben, mutmaßte er.

Die junge Frau soll im Jahr 2009 geheiratet, sich aber wenige Monate danach im Februar 2010 von ihrem Mann getrennt haben. Nachdem sie bei verschiedenen Leuten untergeschlüpft war, soll sie zu der Familie gezogen sein, deren Sohn sie im Internet kennengelernt hatte. Im Frühjahr 2011 zog die Familie mit der Frau nach Haßmersheim. Die Staatsanwaltschaft wollte sich mit Hinweis auf den Opferschutz nicht dazu äußern.

Anfang Juni war es der 20 Jahre alten Frau gelungen, zu fliehen. Sie erstattete daraufhin Anzeige, die Staatsanwaltschaft hält die Misshandlungsschilderungen für glaubhaft. Ein Sondereinsatzkommando nahm die Familie wenige Tage später fest. Während der Sohn ein Teilgeständnis ablegte, bestritten die Eltern die Tat. Bereits 2002 waren der Mann und die Frau wegen der Misshandlung von Schutzbefohlenen verurteilt worden, nachdem sie die Schwester der Frau zu Hausarbeiten zwangen.