Mitspieler sind über die Festnahme Brenos schockiert. Der 21-jährige Brasilianer könnte seine Villa in München selbst angezündet haben.

München. Vor einem Jahr gab Breno Vinicius Borges , 21, einen Hilfeschrei ab, der ungehört verhallte. "In Brasilien hatte ich weniger Geld und weniger Luxus, aber war ein glücklicher Mensch", sagte der Verteidiger von Bayern München in einem Interview: "Hier habe ich Geld, aber mir fehlt alles andere." Rund zwölf Monate später sitzt der Familienvater, der bei seiner Verpflichtung für zwölf Millionen Euro im Januar 2008 als größtes Abwehrtalent der Welt galt, in Stadelheim in Untersuchungshaft. Eine menschliche Tragödie, die nicht nur seinen Klub Bayern München schockiert.

Beim Brand der Villa entstand ein Schaden von 1,5 Millionen Euro

Wegen des "dringenden Tatverdachts der schweren Brandstiftung und unter der Annahme von Flucht- und Verdunkelungsgefahr" ist Breno laut Staatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch festgenommen worden. Der Fußball-Profi soll den Brand in seiner Villa im noblen Münchner Vorort Grünwald, in der er zur Miete wohnte, selbst gelegt haben. Bei dem Feuer in der Nacht zu Dienstag entstand ein Sachschaden von 1,5 Millionen Euro. Weil Breno sich bei den ersten Verhören nicht zur Sache geäußert haben soll, sah sich die Justiz zur Verhaftung gezwungen - aus Sicht der Bayern ein ungeheuerlicher Vorgang.

+++ Breno in Untersuchungshaft - Bayernbosse erbost +++

"Das ist ein Ding der Unmöglichkeit, den Jungen ins Gefängnis zu stecken. So etwas habe ich in unserem Land bislang nicht für möglich gehalten. Gute Nacht, Deutschland, wenn das unser Land ist", echauffierte sich Präsident Uli Hoeneß am Sonnabend nach dem 3:0 der Bayern gegen Bayer Leverkusen. Die Begründung der Staatsanwaltschaft nannte Hoeneß "lächerlich" sowie "dubios". Breno könne kaum Deutsch: "Was soll der verdunkeln?" Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge betonte, dass der Spieler nach dem Wohnungsbrand keinen Pass mehr besitze, von Fluchtgefahr könne demnach nicht gesprochen werden.

Hoeneß meinte, der FC Bayern habe den Fall in Ruhe und mit großer Sorgfalt in Zusammenarbeit mit den Behörden klären wollen - doch nach dem plötzlichen Schritt der Staatsanwaltschaft sei der Klub "vollkommen vor den Kopf gestoßen. Zwar ist noch nicht alles bekannt, aber so, wie sich die Staatsanwaltschaft aufführt, das ist Wahnsinn." Rummenigge appellierte daher an die Justiz, den Fall künftig mit der "gebotenen Fairness und Sensibilität" zu behandeln. Er wolle hier "keinen Promi-Malus haben". Bei einem noch nicht angesetzten Haftprüfungstermin soll jetzt entschieden werden, ob Breno auf Kaution freikommen kann. "Wir werden alles versuchen, was wir können, um ihn so schnell wie möglich rauszukriegen", kündigte Hoeneß an. Allerdings: Mit der Zahlung einer Kaution ist es offenbar nicht getan. Breno muss sich laut Staatsanwaltschaft zuvor zur Sache äußern.

Die Bayern, allen voran Hoeneß, fragen sich derweil, wie es so weit kommen konnte. Haben sie die Alarmsignale, die Breno ausgesendet hatte, übersehen? Er selbst habe zuletzt nicht mit dem Verteidiger gesprochen, sagte Hoeneß. Auch Coach Jupp Heynckes will von den "persönlichen Problemen" nichts bemerkt haben.

Worin diese Probleme genau bestehen, darüber wird in München seit Tagen wild spekuliert. Schulden? Zu großer Druck? Eine Ehekrise? Brenos Frau Renata, sein Sohn Pietro sowie ihre beiden Kinder aus einer früheren Beziehung waren am Abend des Feuers in einem Hotel in München.

Am Abend des Feuers hatte der Fußballspieler getrunken

Marcus Rosenhagen, Oberarzt im Münchner Max-Planck-Institut für Psychiatrie, in dem sich Breno nach dem Brand hatte behandeln lassen, nannte "Entwurzelung" und "Flucht in Alkohol" als mögliche Ursachen. Breno soll am Abend des Feuers 1,5 Promille im Blut gehabt und verwirrt bei einer Nachbarin geklingelt haben. Unmittelbarer Auslöser der Geschehnisse, das vermutete Heynckes, könnte die Diagnose vom Montag gewesen sein, bei der Breno erfuhr, dass er erneut am Knie operiert werden müsse. "Wenn du lange verletzt bist und dann wirst du wieder operiert, dann bist du traurig", sagte Brenos Bayern-Kollege und Freund Rafinha. Der Vertrag von Breno bei den Bayern läuft aus - eine weitere OP ist da nicht unbedingt eine Empfehlung für eine Weiterbeschäftigung. Zumal Breno die Erwartungen, die der Verein in ihn gesetzt hatte, nie erfüllt hat. In knapp vier Jahren hat er nur 29 Bundesligaspiele bestritten.