Nach dem Gondeldrama in Bayern hat die Seilbahn am Tegelberg den Betrieb wieder aufgenommen. Ermittlungen gegen Gleitschirmpiloten.

Schwangau. Fast drei Tage stand sie wegen des Gleitschirmunfalls still, jetzt befördert die Tegelbergbahn wieder Urlauber auf den beliebten Ausflugsberg oberhalb von König Ludwigs Märchenschloss Neuschwanstein: Am Montag hat die Tegelbergbahn in Schwangau ihren Fahrbetrieb wieder aufgenommen. Überprüfungen am Sonntag hatten ergeben, dass die Seile der Bahn bei dem Unglück keinen Schaden genommen hatten. Der Gleitschirm hatte die Seile bei der Kollision mit verstärkten Schnüren ummantelt. Die Stahlseile konnten erst mit Spezialwerkzeug von einem Hubschrauber aus wieder freigelegt werden.

Am Montagmorgen hängen dichte Wolken über den Allgäuer Bergen, es regnet. So stehen zunächst nur wenige Autos auf dem großen Parkplatz vor der Tegelbergbahn - trotz Hochsaison und obwohl der 15. August hier ein Feiertag ist: Mariä Himmelfahrt.

Bahngeschäftsführer Franz Bucher zeigt sich zuversichtlich, dass der spärliche Andrang an der Kasse lediglich auf das schlechte Wetter zurückzuführen ist - und nicht auf die Schreckensmeldungen der vergangenen Tage. 19 Fahrgäste und ein Gondelführer hatten 17 Stunden in einer feststeckenden Kabine übernachten müssen, weil ein Pilot mit seinem Tandemgleitschirm mit den Seilen der Bergbahn kollidiert war und sie lahmgelegt hatte.

Die optische Prüfung von Trag-, Zug- und Rettungsseil hatte nach Angaben von Bucher am Sonntag zum Ergebnis geführt: „Keine Kerben, keine Schleifspuren.“ Am Spätnachmittag hatte der TÜV mit einem Spezialverfahren den Kern der Seile kontrolliert und ebenfalls keine Schäden festgestellt.

Der eine oder andere Gast hat dennoch ein etwas mulmiges Gefühl, als er am Montagmorgen in die Gondel steigt. Die jüngsten Ereignisse habe man schließlich im Kopf, sagt ein Urlauber aus Westfalen. Er hatte zusammen mit seiner Frau im Autoradio gehört, dass die Bahn wieder in Betrieb sei und spontan das Tagesprogramm geändert. Vor dem Kauf der Fahrkarte habe er sich aber zunächst einmal erkundigt, ob wirklich alles in Ordnung sei, berichtet er.

Das Ehepaar aus Westfalen ließ sich beruhigen - und stieg in die Gondel. Bei der Fahrt nach oben habe er sich absolut sicher gefühlt, berichtet der Mann anschließend: „Die würden das ja nicht freigeben, wenn das nicht sicher wäre“, sagt er und lobt die Aussicht vom Tegelberg.

Am Vormittag hört es schließlich auf zu regnen. Nach und nach füllt sich der Parkplatz, immer mehr Touristen kommen. Der Zeitraum zwischen der Abfahrt der Gondeln verkürzt sich zunehmend.

Für Geschäftsführer Bucher ist das ein Hoffnungsschimmer. Durch den fast dreitägigen Stillstand und zusätzliche Personalkosten sei seiner Bahngesellschaft ein Schaden von rund 75.000 Euro entstanden, sagt er. Für Bucher steht aber auch schon fest, wer den Schaden begleichen muss: „Der Fall ist doch eindeutig. Nach dem Verursacherprinzip müsste die Haftpflichtversicherung des Gleitschirmpiloten für den Schaden aufkommen.“

Die Polizei ermittelt gegen den 54-jährigen Gleitschirmpiloten, einen deutschen Staatsbürger mit Wohnsitz in der Schweiz, wegen fahrlässiger Körperverletzung und gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr.