Erst Jörg Kachelmann, dann Claudia D. Beide haben in verschiedenen Interviews ihr Schweigen gebrochen und wettern gegen die deutsche Justiz.

Hamburg. Nach dem Freispruch für Wettermoderator Jörg Kachelmann, 52, hat sich dessen Ex-Geliebte Claudia D. mit scharfer Kritik an der Justiz erstmals öffentlich zu Wort gemeldet. "Ich würde jeder Frau abraten, ihren Peiniger anzuzeigen, wenn dieser reich ist und sich mit Geld freikaufen kann", sagte die 38-Jährige der Illustrierten "Bunte". In dem Gespräch wiederholt sie auch ihren Vorwurf, Kachelmann habe sie mit einem Messer bedroht und vergewaltigt. "Wer mich und ihn kennt, zweifelt keine Sekunde daran, dass ich mir diesen Wahnsinn nicht ausgedacht habe. Ich bin keine rachsüchtige Lügnerin!"

Das Landgericht Mannheim hatte den Moderator nach 43 Verhandlungstagen aus Mangel an Beweisen freigesprochen.

"Solange wir in einem Täterstaat leben, ist es besser, als Frau den Mund zu halten", sagte Claudia D., die in dem Prozess als Nebenklägerin auftrat. Bislang hatte sie die Öffentlichkeit gescheut und war auch auf Fotos nur gepixelt zu sehen. In der "Bunten" lässt sie sich nun ungepixelt ablichten und verlässt damit die Anonymität.

"Die Verteidigung durfte ungehindert Rufmord begehen und Verleumdungen über mich in die Welt setzen." Vor dem Plädoyer der Verteidigung habe sie Beruhigungstabletten genommen. "Ich wusste, dass sie mich fertigmachen würden."

Gegen das Urteil hat sie - wie auch die Staatsanwaltschaft - Revision eingelegt. "Ich bin mit dem Freispruch nicht einverstanden. Deshalb möchte ich die ausführliche Begründung des Gerichts lesen." Über den Freispruch sei sie "völlig fassungslos" gewesen.

Die 38-Jährige, die Kachelmann im Interview als JK bezeichnet, sagte weiter: "Ich rechne damit, dass JK und seine Anwälte alles tun werden, um mich weiter zu quälen und zu terrorisieren. Bis sie mich irgendwann komplett vernichtet und besiegt haben." Bis heute habe sie immer wieder Selbstmordgedanken, sagte Kachelmanns Ex-Geliebte der "Bunten". Richtig bereut habe sie die Anzeige, "als nach JKs Festnahme die Medienhölle losging und diese Hexenjagd im Internet".

Auch Jörg Kachelmann hatte in der vergangenen Woche ein ausführliches Interview in der "Zeit" gegeben. Darin hatte er der Nebenklägerin vorgeworfen, sie habe sich den Vorwurf der Vergewaltigung ausgedacht. "Das ist kriminell. Dafür gibt es keine Rechtfertigung", hatte Kachelmann gesagt. Im Gespräch mit der Schweizer "Weltwoche" wiederholt Kachelmann nun seine Drohung, gegen jeden vorzugehen, der behauptet, er sei gewalttätig gewesen. Und der Ex-Geliebten prophezeit er: "Früher oder später werden sich die Gerichte mit ihr befassen."

Vor allem aber wettert der Schweizer gegen die deutsche "Gaga-Justiz" beziehungsweise die Mannheimer Strafverfolger: Die Staatsanwälte seien eine "Gefahr für den Rechtsstaat" und "durchgeknallt", die Justiz "pervertiert", sagt Kachelmann. "Ich wusste, dass das Gericht alles unternehmen würde, um mir eine Straftat anzuhängen, die ich nicht begangen hatte."

Vor Gericht hat Kachelmann geschwiegen - jetzt schaltet er auf Angriff: "Der Kampf fängt erst an." Der Kampf um die Deutungshoheit.