Nach der Hochzeit will das britische Prinzenpaar weiter im Farmhaus auf der walisischen Insel Anglesey wohnen. Die Bewohner sind hocherfreut.

Holyhead. Plötzlich werden die Häuser weniger und die Schafe immer mehr. Aus dem Zug aus Richtung London, in dem kaum noch jemand sitzt, gibt es spektakuläre Aussichten: in der Ferne Meer und Felsen, vor der Nase Cottages wie von Kalenderbildern, Ginsterhecken oder heruntergekommene Autowerkstätten. Irgendwo da draußen in den Hügeln der Insel Anglesey, im äußersten Nordwesten von Wales, wohnen Prinz William, 28, und sehr bald auch Kate Middleton, 29, dann Prinzessin Catherine.

Seit William auf der Insel am Westende des Königreichs seine Ausbildung zum Hubschrauberpiloten gemacht hat, will er nicht mehr weg. Anfang September 2010 wurde er Kopilot im Rettungsteam auf der örtlichen Luftwaffen-Basis RAF Valley. Sein Job geht voraussichtlich bis Ende 2013. Es heißt, auf Anglesey finde er das, was er sonst nirgends haben kann: ein normales Leben. Er mietet ein Haus, fährt im eigenen Auto zur Arbeit und wird regelmäßig im örtlichen Supermarkt gesichtet. Sogar einsame Strandspaziergänge sollen möglich sein, wenn Kate zu Besuch ist.

"Man sieht sie immer mal wieder", sagt der Besitzer eines Souvenirladens in Holyhead, dem nächsten größeren Ort - letztens sogar mal beim Pub-Quiz. "Die Leute lassen sie in Ruhe", sagt er. Woran könnte es liegen, dass das womöglich nächste Königspaar von Großbritannien hier anscheinend so unbehelligt wohnen kann? "Wir mögen sie einfach. Sie sind nicht so steif wie die älteren Royals. Die beiden sind so locker." Taxifahrer Dean, der zurzeit regelmäßig Journalisten aus aller Welt über die Insel fährt, hat eine weitere Erklärung: "Das liegt in der walisischen Mentalität. Uns bringt so schnell nichts in Aufregung." Die Einheimischen wüssten, wo Williams Farmhaus ist. "Man kommt da aber nicht ran." Zeitungen, die Fotos des Hauses drucken oder Details verraten, müssen mit rechtlichen Schritten des Palastes rechnen.

Die Leute vor Ort seien glücklich über Williams Wohnortwahl, meint Dean. "Es kommen mehr Touristen und damit mehr Geld zu uns. Das hat Anglesey dringend nötig." In den vergangenen Jahren haben zwei große Fabriken dichtgemacht, Hunderte von Arbeitsplätzen gingen verloren.

Im Souvenirshop von Holyhead sind die Kate-und-William-Tassen und anderen Erinnerungsstücke mit Bildern des Paares bisher noch nicht angekommen. Er plane aber ein eigenes Schaufenster kurz vor der Hochzeit, sagt der Händler. Geschafft haben es die derzeit im Königreich allgegenwärtigen Stücke allerdings ins RAF Valley, und zwar ins Quartier von Williams Truppe.

"Wir trocknen unser Geschirr momentan mit William-und-Kate-Tüchern ab", sagt Flight Lieutenant Thomas Bunn und lächelt breit. Er arbeitet zusammen mit William im "C Flight 22 Squadron". Gemeinsam mit dem Prinzen schiebt er die 24-Stunden-Schichten. Sogar kitschige Tassen mit Fotos des Paares haben sie besorgt - und reichen William seinen Tee darin. "Wir nehmen ihn öfter auf den Arm, das gehört bei uns einfach dazu. Und er hat absolut keine Probleme zu kontern." Auf einem der Sofas, die in dem Häuschen gleich am Hubschrauberplatz stehen, liegt ein Kate-und-William-Kissen - ebenfalls zum Veräppeln der Hoheit.

"Wir sind hier wie eine Familie. William wird in keinster Weise anders behandelt als jeder andere auch. Das würde er auch niemals wollen", sagt Williams Chef Iain Wright. Die Truppe isst und schläft im Haus. Wenn mal nichts zu tun ist, schauen sie gemeinsam fern. "Manchmal ist William plötzlich im Fernsehen und gleichzeitig neben uns", sagt Bunn. "Dann machen wir uns lustig über das, was er anhat." Manchmal erzähle William ihnen ein bisschen Klatsch und Tratsch, "wenn er darüber reden darf. Das ist für uns immer sehr interessant, wenn wir einen Einblick in seine Welt bekommen." Ansonsten gebe es keinerlei Unterschiede zwischen ihnen. "Er muss genauso Tee kochen und die Spülmaschine ausräumen wie wir auch."

Auch an seiner Hochzeit muss William nicht auf den Humor und die Seitenhiebe seiner "Jungs" verzichten. Einige der engen Kollegen sind zum Gottesdienst in der Westminster Abbey am 29. April eingeladen. Für alle anderen gibt es eine große Party mit Live-Übertragung auf dem Hangar. Seine Truppe hofft, dass "Wills", wie er für sie heißt, nach der Hochzeit endlich wieder mehr Zeit für ein Pint nach der Arbeit hat.