Ein Vater als Sex-Monster: Detlev S. (48) zeugte im Westerwald acht Kinder mit seiner Stieftochter und zwang sie zur Prostitution.

Koblenz. Ein Vater als Sex-Monster. Mehr als zwei Jahrzehnte soll ein Mann mehrere Familienmitglieder schwer missbraucht und sie an andere Männer verkauft haben. Immer neue Details der unfassbaren Taten im Westerwald sickern durch. Am Freitag versuchte eines der Opfer, die 27 Jahre alte Stieftochter des Mannes, zu erklären, wie solche Taten so lang möglich waren.

"Das ist für Außenstehende schwer zu verstehen. Das hat mit der Psyche und den Zwanghaftigkeiten zu tun gehabt", sagte die junge Frau in einem Interview. Mit ihr soll der angeklagte Detlef S., 48, acht Kinder gezeugt haben. Der Familienvater aus Fluterschen (Kreis Altenkirchen) steht von Dienstag an vor Gericht. Er soll nicht nur die Stieftochter, sondern auch eine leibliche Tochter und einen Stiefsohn missbraucht haben.

Der Fall erinnert an Josef Fritzl, der seine Tochter 24 Jahre einsperrte

Medien nennen den Tatverdächtigen den "deutschen Fritzl". Der Fall weckt Erinnerungen an Josef Fritzl, der seine Tochter 24 Jahre lang im Keller seines Hauses im österreichischen Amstetten eingesperrt, sie vergewaltigt und dabei sieben Kinder gezeugt hat. 2008 wurde das Verlies geöffnet. Fritzl bekam lebenslänglich.

Das zuständige Jugendamt hat im Fall Fluterschen unterdessen jedes Versäumnis von sich gewiesen. "Wir hatten keine Handhabe", sagte der Sprecher des Jugendamtes Altenkirchen, Joachim Brenner, am Freitag. Die Familie sei längere Zeit wöchentlich von einer Familienhilfe betreut worden. Dabei sei "nichts in Masse aufgefallen, das es uns erlaubt hätte, einzugreifen", sagte Brenner. Der Jugendamtssprecher räumte ein, dass die Stieftochter im Jahr 2008 selbst um Hilfe bei der Erziehung gebeten hatte. Auch habe es immer wieder aus dem Umfeld der Familie Hinweise auf Misshandlungen gegeben. Diesen sei das Jugendamt immer nachgegangen, betonte Brenner. Bei einer Untersuchung der Kinder seien aber keine Spuren von Misshandlungen festgestellt worden.

Laut Brenner hat der Bruder der Stieftochter 2002 Anzeige erstattet. Die Vorwürfe, der Stiefvater habe mit seiner Schwester Kinder gezeugt, ließen sich laut Brenner damals aber auch von der Polizei nicht aufklären. Das mutmaßliche Opfer, die Stieftochter, habe die Missbrauchsfälle stets vehement verneint. "Wir können ohne die Zustimmung der Mutter keinen Vaterschaftstest veranlassen", sagte Brenner: "Da haben wir keine Durchgriffsmöglichkeiten, auch wenn man sich das manchmal wünschen würde."

Bei jedem vermutlich vom eigenen Stiefvater gezeugten Kind habe das Opfer auf die routinemäßigen Nachfragen des Amtes eine andere Geschichte erzählt und behauptet, sie kenne den Vater nicht. Im Februar 2008 hatte ein Mann aus dem familiären Umfeld sogar alle Vaterschaften anerkannt. Der Mann führt aber laut Brenner derzeit einen Anfechtungsprozess am Amtsgericht in Altenkirchen. "Wir hatten erst jetzt die Möglichkeit zu helfen, nachdem sich die leibliche 17-jährige Tochter und dann auch die Mutter offenbart hatten", fügte Brenner hinzu.

Der Angeklagte bestreitet die Vorwürfe bisher

Inzwischen hofft die Stieftochter des Angeklagten auf ein Geständnis ihres Peinigers vor dem Koblenzer Landgericht. Dieser bestreitet die Vorwürfe nach Angaben seines Verteidigers bisher. In einem Interview mit dem Nachrichtensender N24 sagte die 27-Jährige, sie hoffe, "dass er die richtige Strafe bekommt und nie wieder einen Menschen verletzen kann". Nebenklage und Staatsanwaltschaft fordern Sicherungsverwahrung für den Mann, der seit August 2010 in U-Haft sitzt. Gutachten hätten die Vaterschaft des Angeklagten bei den Kindern zu 99,99 Prozent erwiesen, sagte ein Gerichtssprecher.