Zur Loveparade-Katastrophe will die Staatsanwaltschaft nun die 16 Beschuldigten anhören. Duisburgs OB gehört nicht dazu.

Duisburg. Die Staatsanwaltschaft Duisburg will jetzt die 16 Beschuldigten im Loveparade-Fall anhören und ihre Aussagen überprüfen. „Der größte Teil der Ermittlungstätigkeit ist erfolgt“, sagte am Mittwoch der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Rolf Haferkamp. Ob in diesem Jahr noch mit einem Abschluss zu rechnen ist, ist aber offen. Die Behörde ermittelt wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung in 21 Fällen und fahrlässigen Körperverletzung in rund 500 Fällen. Am 24. Juli wurden in einem Gedränge zwischen einem Tunnel und der Zugangsrampe auf das Duisburger Loveparade-Gelände 21 Menschen zu Tode getreten oder tödlich verletzt.

Im Visier sind elf Mitarbeiter der Stadt Duisburg, vier vom Veranstalter Lopavent und ein Leitender Polizeidirektor. „Die bisherigen Ergebnisse reichen aus, um ein klares Bild über die Verantwortlichkeiten zu zeichnen“, sagte Haferkamp. Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) und Lopavent-Chef Rainer Schaller gehören derzeit nicht zu den Beschuldigten. Viele Duisburger Bürger äußerten sich verwundert darüber, dass ihr Stadtoberhaupt und Veranstalter Schaller nicht als Beschuldigte gelten. Die Staatsanwaltschaft wollte sich dazu nicht äußern. Sauerland lehnte Interviews ab.

Der OB stehe zu den städtischen Mitarbeitern, gegen die ermittelt wird, sagte ein Sauerland-Sprecher. „Selbstverständlich“ gingen sie weiter ihren Amtsgeschäften nach. Der Oberbürgermeister hatte bereits am Dienstag erklärt, es seien keinerlei Amtspflichten verletzt worden. Dass die Stadt nach den heftigen öffentlichen Diskussionen über die Katastrophe ihren Frieden noch nicht wiedergefunden hat, sei nachvollziehbar, sagte der Sprecher.

Der Duisburger OB hatte trotz massiver Kritik einen Rücktritt stets abgelehnt. Ein Abwahlantrag verfehlte im Rat die ausreichende Mehrheit. Juristisch steht Sauerland derzeit offenbar nicht im Visier der Ermittler. Er soll zwar die Durchführung der Loveparade gefordert haben, aber keine Genehmigungen unterschrieben haben, geht aus öffentlich gemachten Dokumenten hervor.

Der Loveparade-Veranstalter Schaller bekräftigte am Mittwoch in einer Erklärung, er hoffe auf eine schnelle juristische Klärung. „Aus vielen persönlichen Gesprächen weiß ich, dass sich gerade die Angehörigen der Opfer eine schnelle Klärung wünschen“, erklärte der Inhaber der Fitnesscenter-Kette McFit. Er stehe „nach wie vor für persönliche Gespräche mit Betroffenen zur Verfügung“.

Die strafrechtliche Verantwortung wird derzeit bei den Beschuldigten geprüft, die für das Sicherheitskonzept, die Genehmigungen und am Unglückstag selbst für Entscheidungen zur Sicherheit zuständig waren. Darunter sind der Leitende Polizeidirektor und der sogenannte Crowd Manager von Lopavent, der am Unglücksnachmittag am 24. Juli vor Ort war. Er war nach Zeugenaussagen auf die bedenkliche Entwicklung im verstopften Zu- und Ausgangsbereich hingewiesen worden. (dpa)