Die Spätfolgen des Unfalls sind noch nicht absehbar. Die nächste “Wetten, dass ..?“-Show soll planmäßig im Februar stattfinden.

Düsseldorf. Nach seinem schweren Unfall am Sonnabend in der ZDF-Show "Wetten, dass ..?" wird Wettkandidat Samuel Koch, 23, aus dem künstlichen Koma geholt. Bis er wieder bei Bewusstsein sei, könnten bis zu drei Tage vergehen, teilte die Düsseldorfer Uniklinik gestern mit. Die genaue Dauer richte sich nach dem Gesundheitszustand des 23-Jährigen.

Ob bei Koch weiterhin Lähmungen auftreten, lasse sich erst bei völlig wachem Zustand feststellen. Derzeit sei er stabil. Koch zog sich eine "komplexe Verletzung der Halswirbelsäule mit einhergehender Schwellung des Rückenmarks" zu, so die behandelnden Ärzte.

ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut betonte unterdessen, dass die nächste Show wie geplant am 12. Februar in Halle (Saale) stattfindet. Das will auch die Mehrheit der Fernsehzuschauer. 77 Prozent sprachen sich in einer Befragung des Marktforschungsinstituts YouGov dafür aus, die Sendung weiter auszustrahlen. Nur 16 Prozent meinten, die Show solle eingestellt werden. 59 Prozent finden, auf riskante Wetten sollte komplett verzichtet werden; 33 Prozent halten das nicht für nötig.

Das ZDF werde alles tun, damit ein solches Unglück nicht noch einmal vorkomme, sagte Bellut. Eine hundertprozentige Sicherheit könne es aber nie geben. Die Ergebnisse der Unfall-Untersuchung würden dazu genutzt, die Regeln so zu verändern, dass sich ein solcher Vorfall nicht wiederholen könne.

Koch hatte in der Livesendung versucht, mithilfe von Sprungfedern über fünf fahrende Autos zu springen. Beim vierten Versuch streifte er den Audi A8, an dessen Steuer sein Vater saß, stürzte mit voller Wucht zu Boden und blieb anschließend regungslos liegen. Mutter Marion, die Geschwister Rebecca, 17, und Jonathan, 14, saßen im Publikum. Die Sendung wurde erstmals in ihrer 30-jährigen Geschichte abgebrochen.

Samuel Koch wuchs im badischen Örtchen Efringen-Kirchen auf, begann schon als Sechsjähriger mit dem Kunstturnen und ist bis heute aktiv im Verein. Er studiert in Hannover Musik, Theater und Medien, finanziert als freier Stuntman sein Studium. Mit Turmspringen, Reiten, Schwimmen und Fechten hielt er sich Form. Er engagiert sich zudem in der Evangelischen Landeskirche und hält Kindergottesdienste ab. Ein Mitarbeiter der Gemeinde: "Er ist ein zuvorkommender, fröhlicher und offener Mensch." Nun ist er schwer verletzt.

Ein Sprecher der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft sagte gestern, es gebe keine Anhaltspunkte für eine Straftat. Hinweise auf ein Fremdverschulden lägen bislang nicht vor. Dennoch wird weiter über die Unfallursache gerätselt. Lag es am Spezialboden, dass Koch beim Sprung nicht genug an Höhe gewinnen konnte? ZDF-Sprecher Alexander Stock trat solchen Spekulationen entgegen: "Die Wette wurde im Vorfeld bereits in München und Hannover unter Studiobedingungen geprobt. Beim Bodenbelag handelt es sich um eine 1,2 Zentimeter dicke, rutschsichere Spezial-Anlaufbahn, die weltweit in Turnhallen zum Einsatz kommt. Koch selbst hat sich in Absprache mit Sicherheitsexperten für diesen Belag entschieden."

Zlatko Zubak, Hamburger Spezialist für Sprungfedern, kennt diese Anlaufbahnen: "Im Winter trainieren wir in den Hallen auf diesen Böden. Es kann nicht an der Anlaufbahn gelegen haben, dass der Kandidat beim Sprung nicht genug an Höhe gewann." Eine andere Vermutung lautet, dass es Koch nur an der notwendigen inneren Spannung fehlte. Denn eine Live-Studio-Situation ist immer etwas Besonderes. Nur ein paar Prozent weniger an Kraft und Konzentration reichen manchmal, um die entscheidenden Zentimeter nicht mehr überwinden zu können.

Pech hatte die Zeitung "Österreich": Sie betitelte einen Bericht über die Sendung "Robbie holte Show aus Koma". Gemeint war der geplante Auftritt von Robbie Williams und seinen Take-That-Kollegen, zu dem es nicht mehr kam. Offenbar war der Text vor der Show geschrieben worden.