Die Spiel-Show “Wetten, dass ..?“ lockt regelmäßig erstaunliche knapp zehn Millionen Zuschauer ins zweite Gebührenprogramm.

Das Image, eine der wenigen familientauglichen Sendungen im deutschen Fernsehen zu sein, verdankt sie dem Strahlemann Thomas Gottschalk. Dessen Moderatoren-Erfolg fußt seit Jahrzehnten auf seiner heiter-lockeren Kumpelhaftigkeit samt dem Geschick, via Mattscheibe gleichermaßen Großeltern wie deren Enkel begeistern zu können. An diesem zweiten Adventsvorabend hat ihn sein "Seht her, ich bin der Gutmensch in Person" aber in eine gefährliche Falle gelockt.

Sie ließ dem plaudertaschigen Gottschalk nach dem Sturz seines Wettkandidaten bei dessen Versuch, ein fahrendes Auto zu überspringen, nur zwei Auswege, die beide an seinem Image kratzen: Sollte er lieber locker weitersenden und den Vorwurf riskieren, herzlos zu sein? Oder die Live-Übertragung komplett absagen und damit einen schwer wiegenden Fehler eingestehen?

Der Schritt der Fernsehmacher und ihres Matadors scheint mutig, die Show abzusagen, kaum dass sie begonnen hatte. Doch die entscheidende Frage ging im Live-Durcheinander leider unter: Was genau trieb den Moderator dazu, die Show abzublasen? War Gottschalk sprachlos unter dem Eindruck einer Szene, deren Spannung für die Zuschauer ja gerade aus der Gefährlichkeit bestand? Stand der Fernsehmann unter einem lähmenden Schock, weil die ausgesuchte Wette viel zu gefährlich für diese Sendung war? Oder quälte ihn vielleicht sogar das schlechte Gewissen? Denn am gröbsten Schnitzer der Sendung trägt er eine Mitschuld: Eine Wette, die das Risiko eines lebensgefährlichen Einsatzes in sich birgt, passt nicht in diese Familienshow.

Treffend bemerkt hat das "Wetten, dass ..?"-Erfinder Frank Elstner, der den "schwarzen Tag" für seine Showidee dazu nutzt, um für mehr Wetten mit geistigem Geschick statt mit riskanter Artistik zu werben. Doch wer nur noch auf die Einschaltquote schielt, verliert schnell das Gefühl für das richtige Maß. Eine Familienshow darf aber kein Menschenleben aufs Spiel setzen, so weit darf der Kampf um die Quote nicht gehen.

Bei allem Respekt für die schnell beendete Sendung bleibt ein Zweifel, der neue Nahrung bekommen hat: Gottschalks große Zeiten sind vorbei.