Seit dem Unglück am Freitag konnten die Rettungskräfte wegen der Hitze und der gefährlichen Gase unter Tage die Mine nicht betreten.

Wellington. Vier Tage nach der Explosion in einem neuseeländischen Kohlebergwerk hat der Ministerpräsident Neuseelands John Key kaum noch Hoffnung auf eine Rettung der 29 Kumpel. Die Suche nach Überlebenden verzögerte sich am Dienstag weiter. Ein Spezialroboter, der unter Tage Aufnahmen machen und die Gaskonzentration messen sollte, fiel nach einem Wasserschaden aus. Auch die Bohrung eines Loches in die Mine ging langsamer als erwartet voran, da das Team auf sehr hartes Gestein gestoßen war. Unter den vermissten 29 Kumpeln ist auch ein 17-jähriger Junge, der am Unglückstag seinen ersten Arbeitstag hatte.

Key sagte am Dienstag im Parlament, er könne die Verzweiflung der Angehörigen verstehen. "Wir hoffen und beten, dass die vermissten Männer am Leben und wohlauf sind. Doch wir hatten seit nunmehr fast vier Tagen keinen Kontakt mehr zu ihnen." Man müsse optimistisch bleiben, doch die Polizei rechne nun auch mit Todesopfern und bereite sich entsprechend vor . Angesichts der Gaskonzentration sei es immer noch zu gefährlich, ein Rettungsteam in die Mine zu schicken, erklärte Key in seiner Ansprache an die Abgeordneten.

Suche nach Vermissten verzögert sich weiter

Der Spezialroboter, der sonst zur Bombenentschärfung genutzt wird, wurde am Montag in die Mine herabgelassen. Der mit Kameras ausgestattete Roboter sollte in mehr als 2,5 Kilometer Tiefe Aufschluss über die Luftqualität und die Lage in der Mine geben. Doch zwei Stunden nach Beginn der Aktion geriet Wasser in den Roboter; er fiel nach einem Kurzschluss aus.

Polizeipräsident Gary Knowles sagte, es werde fieberhaft nach einem Ersatz für den Spezialroboter in Australien und den Vereinigten Staaten gesucht. Wegen des Roboters werde er aber niemanden in die Pike River Mine schicken. Er könne das Leben der Rettungskräfte nicht auch noch aufs Spiel setzen. Der Toxizitätsgrad in der Mine machten ein Betreten der Mine ohne Gefahr für Leib und Leben weiter unmöglich.

Auch die Bohrung in die Mine verzögerte sich wegen des harten Gesteins. Die Arbeiter versuchten, mit einem Diamantbohrer ein Loch zur Mine zu bohren. Durch den 160 Meter langen Schacht sollen Gasproben entnommen und Abhörgerate hinabgelassen werden, obwohl es nach fast fünf Tagen kaum noch Hoffnung auf Klopfzeichen von Überlebenden gibt. Der Bohrer war noch zehn Meter von dem Stollen entfernt, in dem die Kumpel vermutet werden.

17-jähriger Kumpel bat um vorgezogenen Jobantritt

"Die Lage ist sehr ernst. Je länger es dauert, desto mehr schwinden die Hoffnungen", sagte Knowles. Man müsse realistisch sein. Die Rettungsmannschaft könne die Mine unter diesen Umständen nicht betreten. Es bestehe Lebensgefahr, appellierte er an die Geduld der verzweifelten Angehörigen, darunter auch die Mutter eines 17-jährigen Jungen. Der Teenager sei so begeistert über seinen neuen Job gewesen, dass er seine Chefs überredet habe, seine erste Schicht schon drei Tage eher antreten zu können - am Tag des Unglücks, erzählte die Mutter lokalen Medien. Einen Tag zuvor war der Junge 17 Jahre alt geworden. Er ist der jüngste der 29 Kumpel, von denen es seit der Explosion am Freitag kein Lebenszeichen mehr gibt. Es gibt zwar eine Telefonverbindung im Bergwerk, doch niemand hob mehr ab.