Nach einem Skandalbuch über Schwedens König Carl Gustaf geht der Hof zum Alltagsgeschäft über. In Stockholm bleiben neue Schlagzeilen aus.

Kopenhagen/Stockholm. Gut, dass bald Weihnachten ist. So oder ähnlich könnte Schwedens König Carl XVI. Gustaf (64) nach den hässlichen Skandal-Schlagzeilen der letzten zwei Wochen denken. Nach„Enthüllungen“ über angebliche Herrenabende, bei denen bezahlte Damen dabei gewesen sein sollen, Geschichten über private Treffen mit einer Ex-Popsängerin und der angedrohten Veröffentlichung von Videos mit womöglich pikantem Inhalt soll jetzt wieder der royale Alltag im Vordergrund stehen : Carl Gustaf weiht einen City-Tunnel in Malmö ein und verleiht wie jedes Jahr am 10. Dezember die Nobelpreise. Er lässt die Ausstellung „Daheim im Schloss“ präsentieren und bereitet seine traditionelle Neujahrsansprache vor.

Am 23. Dezember wird Königin Silvia 67. Ob der Geburtstag auf Schloss Drottningholm freundlich und irgendwie normal gefeiert werden kann, würden viele Schweden gerne wissen.„Die Schlagzeilen der letzten Zeit haben Königin Silvias Lebenswerk beschmutzt“, meinte Herman Lindqvist, ein Hofbiograf, am Dienstag in der Boulevard-Zeitung „Aftonbladet“. Aus Silvias über 30-jährigem Einsatz als Retterin der angeschlagenen schwedischen Monarchie habe die „Rundumbewachung durch Medien eine gigantische Big-Brother-Soap gemacht“.

Lindqvist meint eine heftige royale Achterbahnfahrt in Sachen „Familiäres“ dieses Jahr: Im April löste Prinzessin Madeleine (28), das jüngste der drei Königskinder, ihre Verlobung mit dem vier Jahre älteren Anwalt Jonas Bergström auf. Vorausgegangen waren riesige Schlagzeilen über einen Seitensprung des eleganten Stockholmer Juristen bei Skiferien ohne die royale Verlobte.

Madeleine tauchte in den USA ab - und in Stockholm erst wieder auf, als die ältere Schwester, Kronprinzessin Victoria (33), und deren Ex-Fitnesstrainer Daniel Westling (37) Schweden im Juni bei einer Hochzeit voller anrührender Liebesbezeugungen bezauberten. Hier machte auch der König als frisch gebackener Schwiegervater eine passable Figur, nachdem er sich vorher lange gegen die Verwandlung des Fitnesstrainers Westling aus einfachen Verhältnissen in Prinz Daniel gesperrt haben soll.

Carl Gustaf, seit Jahrzehnten im Schatten der viel populäreren Königin mit deutschem Geburtsschein, schien kurz vor dem für Könige eigentlich nicht geltenden Rentenalter zunehmend die Rolle als Landesvater anzunehmen. Abgezeichnet hatte sich das seit der Tsunami-Katastrophe 2004, als der König für die mehr als 500 ums Leben gekommenen schwedischen Touristen in Thailand eine für seine Verhältnisse ungewöhnlich persönliche, offene Trauerrede hielt.

Aber dann erschien vor zwei Wochen die Biografie „Den motvillige monarken“ (“Der widerwillige Monarch“), und alte Wunden brachen auf. Auch wenn die Behauptungen der Autoren zu den privaten Aktivitäten des Königs außerhalb des Schlosses nur höchst lückenhaft dokumentiert waren: Es kam im Volk nicht sehr gut an, dass der Monarch zu einer zwielichtigen Clique reicher, einflussreicher Männer gehört haben soll. Mitglieder der Gruppe sollen - so lautete eine Behauptung - mit ihrem Geld und ihrer Macht bei Festen die Gesellschaft junger Frauen „organisiert“ haben.

Der König machte es mit einer lauen Stellungnahme nach der Elchjagd nicht besser: Alles sei so lange her, nun wollten er und die Königin ein neues Kapitel aufschlagen. Da konnte sich jeder weiter selbst aussuchen, was er von den Angaben im Buch hielt. Als die im Buch erwähnte Ex-Sängerin Camilla Henemark (46) dann täglich im Boulevardblatt „Expressen“ alte Geschichten über angebliche Treffen mit dem König ausplauderte, blieben die Reaktionen deutlich zurückhaltender als zu Beginn der Schlagzeilen-Flut.

Schloss Haga: Victoria und Daniel ziehen ein

Seit dieser Woche ist es nun in Schweden wieder deutlich ruhiger um das Königshaus geworden. Auch wenn eine Umfrage zum vorzeitigen Abdanken mitten in den Skandalwochen wenig freundlich für Carl Gustaf ausgefallen ist: Dass der König zu seinem 65. Geburtstag nächstes Jahr das Zepter an Tochter Victoria abgeben könnte, gilt in Stockholm als ziemlich abwegig.