Am Freitag werden die Nobelpreise verliehen. Für König Carl Gustaf ist es ein wichtiger Termin. Seine Tochter Madeleine wird abwesend sein.

Frankfurt/Main/Stockholm. Wenn am Freitag die renommierten Nobelpreise vergeben werden, schaut die ganze Welt auf Schweden. In diesem Jahr richtet sich die Aufmerksamkeit jedoch auch auf den Gastgeber, der die begehrten Medaillen überreicht: König Carl XVI. Gustaf. Denn nicht nur im eigenen Land macht der Monarch aus Stockholm seit Wochen von sich Reden. Und zwar mit wenig königlichen Schlagzeilen.

Als einen "König wider Willen" beschreibt ihn ein Buch, das Anfang November in Schweden veröffentlicht wurde. Das Autorentrio spart darin nicht mit unrühmlichen Details aus der Biografie des 64-Jährigen. In der Folge galten die Spekulationen der Klatschpresse im Vorfeld der Nobelfeier in diesem Jahr weniger der Abendgarderobe seiner Frau Silvia als vielmehr den bisher unbekannten Frauen in seinem Leben.

Die inszenierte Glückseligkeit hat Kratzer bekommen. Die Preisverleihung wird für das schwedische Königshaus damit zur Gratwanderung. Die einen sind enttäuscht, die anderen haben nur noch Hohn und Spott übrig. Die Unterstützung für die Monarchie ist auf dem Tiefpunkt. Dem Meinungsforschungsinstitut Synovate zufolge ist sie in nur fünf Jahren von 80 auf 70 Prozent gesunken. Noch deutlicher sei die Skepsis gegenüber dem König - nur noch 51 Prozent hielten ihn für den richtigen Mann an der Spitze des Staates. 31 Prozent würden sich wünschen, dass er die Krone an seine Tochter Victoria abgibt.

Turbulentes Jahr

Das schwedische Königshaus blickt auf ein turbulentes Jahr zurück. Im April trennte sich Prinzessin Madeleine von ihrem Verlobten Jonas Bergström und lebt seitdem in den USA. Im Juni heiratete Kronprinzessin Victoria ihren ehemaligen Fitnesstrainer Daniel Westling. Die Hochzeit wurde groß gefeiert, auch wenn die Eltern noch wenige Jahre zuvor keinen Hehl daraus machten, dass sie den bürgerlichen Westling nicht gerade für die bestmögliche Partie hielten. Im November schließlich wurde das Skandalbuch veröffentlicht.

In einem Land, in dem Prostitution eine Straftat ist, soll der höchste Repräsentant des Volkes demnach eine Vorliebe für zwielichtige Nachtklubs haben. In dem Kapitel "Die Kurtisane" schreiben die Autoren zudem von einer längeren Affäre mit der Sängerin Camilla Henemark Anfang der 90er Jahre. Mit der Band Army of Lovers war Henemark damals kurzzeitig weltberühmt. In späteren Jahren trat sie vor allem als Schauspielerin in Fernsehserien oder etwa als Gast in der schwedischen Version von "Big Brother" auf.

In einem Interview hat Henemark die Berichte über die einstige Liaison mit dem König inzwischen bestätigt. Etwa ein Jahr lang sei sie seine "Gespielin" gewesen, räumte sie gegenüber der Zeitung "Expressen" ein. In dieser Zeit hätten sie sich heimlich getroffen und "Spaß gehabt" - nie "auf Bestellung", sondern aus beidseitigem Interesse. "Wir haben herumgealbert und uns vorgestellt, gemeinsam auf eine einsame Insel zu fliehen", sagte Henemark.

Der König schweigt

Carl Gustav schweigt sich über die einstige Liebschaft aus, er streitet sie aber auch nicht ab. Er und seine Familie hätten "das Kapitel abgeschlossen", sagte er Anfang November nach einer Elchjagd, als erstmals Passagen aus dem Buch an die Öffentlichkeit gelangt waren. Ganz spurlos ging die Sache aber offenbar doch nicht an seiner Ehe vorbei. Einen für den 16. November geplanten gemeinsamen Termin sagte die gehörnte Königin kurzfristig ab und reiste alleine nach Brüssel.

Drei Tage später trat die Familie dann in Stockholm vor die Öffentlichkeit, um im Schloss in der Stadt eine Konferenz über Kinderrechte zu eröffnen. Silvia hielt eine kurze Ansprache und wurde vom Publikum mit viel Applaus gefeiert. Sichtlich gerührt nahmt sie wieder neben ihrem Mann Platz. Mehrfach hielt sie ihm die Hand - und es wirkte nicht einmal gestellt. "Selten haben sich Silvia und der König so liebevoll gezeigt", urteilte "Expressen".

Madeleine nicht bei Nobelfeier

Doch hinter den Kulissen scheint es noch immer zu brodeln. Laut "Expressen" ist vor allem Prinzessin Madeleine stinksauer. Die Trennung von ihrem langjährigen Freund Bergström sei nicht zuletzt auf Druck ihrer Eltern erfolgt, weil dessen Seitensprung mit einer norwegischen Handballerin "eine Demütigung für das Königshaus" gewesen sei. Angesichts der neuen Erkenntnisse über die vom König selbst verursachten Demütigungen soll es zu einer Aussprache gekommen sein. Am Tag darauf flog Madeleine zurück nach New York. Auch zur Nobelfeier will sie nicht zurückkommen.

In der Woche vor dem großen Ereignis bemüht sich das Königshaus um Normalität. Am Sonnabend hat Carl Gustaf in der südschwedischen Stadt Malmö feierlich einen neuen Tunnel eingeweiht. Victoria ließ sich in einer öffentlichen Ausstellung ihrer Hochzeitsgeschenke vom Sommer fotografieren. Doch der fade Beigeschmack bleibt. Und wenn am Freitag die Welt nach Stockholm blickt, dann wird sie auch auf einen König blicken, der sich bemüht eine Rolle zu spielen - eine Rolle, die ihm möglicherweise weniger liegt, als er es in den vergangenen Jahrzehnten glauben machte.