300 Menschen nahmen an der Gedenkfeier in der Lörracher Kirche St. Bonifatius teil. Mann und Sohn der Amokläuferin wurden beigesetzt.

Lörrach. Evangelische und katholische Kirche haben mit einer besinnlichen Gedenkfeier der Opfer des Amoklaufs von Lörrach gedacht. In der Lörracher Kirche St. Bonifatius erklangen am Sonnabendabend ruhige Orgeltöne. Mehr als 300 Menschen beteten und sangen in Trauer und Betroffenheit. Sie erinnerten an die Bluttat mit vier Toten und 18 Verletzten. Der Pfarrer der Christuskirche, Falk von Uslar-Gleichen, beschrieb vor voll besetztem Kirchenschiff bewegend die Ereignisse des Sonntag vor einer Woche: „Am freundlichen Himmel eines Spätsommerabends... schwarze Wolken. In der Ruhe einer kleinen Stadt... eine Explosion. Im Frieden einer Nebenstraße... ein Sturm der Gewalt. In Häusern der Geborgenheit... Schüsse und Tod.“

Die Pfarrer bezogen auch die Amokschützin mit in ihre Gebete ein. Es wurden vier Menschen „so plötzlich und tragisch aus dem Leben gerissen“, sagte der katholische Pfarrer Matthias Ibach. Auch Vertreter der örtlichen Baptistengemeinde beteiligten sich an den Fürbitten, die an die 18 Verletzten, die Beobachter der Schießerei und die Hilfeleistenden gerichtet wurden. Ton- oder Bildaufnahmen waren während der ökumenischen Gedenkfeier nicht zugelassen.

Der Ehemann und das fünfjährige Kind der Schützin wurden am Samstag in Schopfheim bei Lörrach beerdigt. Der getötete Pfleger, der durch sein Eingreifen beim Amoklauf im Elisabethen-Krankenhaus wohl weitere Taten verhindert hat, war bereits am Freitag beigesetzt worden. In beiden Fällen fanden die Beerdigungen im kleinsten Kreis statt. Die aus Ludwigshafen stammende Amokläuferin soll Polizeiangaben zufolge in ihrer Heimat beigesetzt werden.

In einem Online-Kondolenzbuch der Stadt Lörrach haben sich bereits rund 300 Menschen eingetragen. Viele schrieben auch in das Kondolenzbuch der Kirche und noch immer brennen zahlreiche Kerzen an den Orten des Geschehens. Auf den drei Spendenkonten für die Familie des getöteten Pflegers und den Betroffenen des Wohnhausbrandes gingen zahlreiche Überweisungen aus dem In- und Ausland ein.

Nach dem Amoklauf haben Medienberichte zufolge mehr als 50 Polizisten, die im Einsatz waren, psychologische Hilfe in Anspruch genommen. Die Polizei hatte hierfür Spezialisten nach Lörrach geschickt. Alle betroffenen Polizisten seien aber wieder im Dienst.

Nicht kommentieren wollte die Polizei am Sonntag einen Bericht des Nachrichtenmagazins „Spiegel“ , wonach zwei unerfahrene und für solche Situationen nicht ausgebildete Polizisten zuerst am Tatort waren und der wild um sich schießenden Amokläuferin gegenüberstanden. Die Frau war nach einem Schusswechsel im Flur des Krankenhauses durch 17 Polizeikugeln getötet worden.