Drei ihrer vier Sportwaffen hatte sie ordnungsgemäß eingeschlossen, mit der vierten beging sie das Blutbad. Gedenkfeier am Sonnabend.

Lörrach. Vier Tage nach dem Amoklauf von Lörrach mit vier Toten und 18 Verletzten hat die Polizei sämtliche Waffen der Täterin gefunden. Die Amokläuferin hatte drei ihrer vier Sportwaffen bei einem Bekannten ordnungsgemäß in einem Waffenschrank einschließen lassen, sagte ein Sprecher der Polizei am Donnerstag. Die vierte Waffe, für die sie eine Berechtigungskarte hatte, nutzte sie am Sonntag für ihre Bluttat. Weiter sagte der Sprecher, dass die Polizei ihren Abschlussbericht voraussichtlich bis Ende der Woche vorlegen werde. Das Motiv der Täterin werde sich nicht mit letzter Gewissheit ermitteln lassen. Es deute aber alles darauf hin, dass Beziehungsprobleme Auslöser der Tat waren. Die 41-jährige Rechtsanwältin und ihr Mann hatten sich im Juni getrennt. Einen Abschiedsbrief habe die Frau, die drei Menschen tötete und von der Polizei mit 17 Kugeln erschossen wurde, nicht hinterlassen. Ein Sorgerechtsstreit sei nicht anhängig gewesen.

+++ Städte und Gemeinden erhöhen die Waffenkontrollen +++

Der beim Amoklauf getötete Mann der Täterin hatte eine neue Freundin, sagte der Bürgermeister ihrer Wohngemeinde Häg-Ehrsberg (Kreis Lörrach). Er bestätigte damit entsprechende Medienberichte. Die Frau hatte am Sonntag zunächst ihren getrennt von ihr lebenden Ehemann sowie den fünfjährigen Sohn ermordet, bevor sie die Wohnung in die Luft sprengte und auf der Straße sowie in einem nahe gelegenen Krankenhaus wild um sich schoss. Sie trug 300 Schuss Munition bei sich.

Die beim Amoklauf in ein Feuergefecht verwickelten Polizisten werden auch in den kommenden Wochen und Monaten psychologisch betreut. Hierfür seien Spezialisten nach Lörrach geschickt worden. „Es ist wichtig, nach einem solchen Erlebnis nicht einfach zur Tagesordnung überzugehen. Das Erlebte muss verarbeitet werden. Jeder macht das auf seine ganz eigene Weise“, sagte der Psychologe Joachim Kepplinger, Leiter der Koordinierungsstelle für Konflikthandhabung und Krisenmanagement der Polizei Baden-Württemberg in Freiburg. Den Beamten sei angeboten worden, vorübergehend eine Auszeit zu nehmen. Zudem werde ihnen psychologischer Beistand angeboten. Den beim Amoklauf eingesetzten Polizisten gehe es den Umständen entsprechend gut, sagte Kepplinger.

+++ Regeln für Sportschützen im neuen Waffenrecht +++

Polizisten in Baden-Württemberg haben seit rund zwei Jahren die Anweisung, Amokläufer sofort zu stoppen und nicht auf Verstärkung oder ein Spezialeinsatzkommando zu warten. „Diese Taktik ist auch im konkreten Fall aufgegangen“, sagte Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech (CDU). Durch gezielte Schüsse sei die Amokläuferin daran gehindert worden, weitere Menschen zu töten. Landesweit stünden den Polizisten für das Amoktraining 180 Ausbilder zur Verfügung.

Die Bürger Lörrachs wollen den Opfern des Amoklaufs unterdessen in einer Gedenkfeier am Abend des kommenden Sonnabends erinnern. Geplant ist ein „sehr stiller und sehr einfacher ökumenischer Gottesdienst mit Gebet und Musik. Wir wollen keine hochoffizielle Trauerfeier mit Politikerreden“, sagte der katholische Stadtpfarrer Matthias Ibach am Donnerstag. Angehörige, Freunde und die Bürger sollen die Möglichkeit haben, „Not und Elend im Gebet vor Gott zu tragen“. „Wir werden alle Getöteten mit ins Gebet nehmen“, sagte Ibach.

Der Geistliche rief außerdem die Medien zur Zurückhaltung auf. In Absprache mit der Stadt gebe es während der Gedenkfeier am Sonnabend ab 18.00 Uhr in der Kirche ein Film- und Fotoverbot. „Wir benötigen einen stillen, kleinen Rahmen und keinen Medienrummel.“ Einige Journalisten hätten pietätlos über die Vorfälle berichtet, sagte der Priester. Auch der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch rief zum Gebet für die Verstorbenen, Verletzten sowie die trauernden Angehörigen und Freunden auf.