Die Arbeiten kamen kurz zum Erliegen, da die Schachtwände mit Zement befestigt werden mussten. Der Alltag der Kumpel wird neu strukturiert.

Santiago de Chile. Einen Monat nach dem Einsturz ihrer Mine haben die 33 verschütteten Bergarbeiter in Chile ihre erste warme Mahlzeit erhalten. Die Rettungskräfte ließen ihnen Buletten mit Reis und zum Nachtisch Kiwis hinunter. Um für die Kumpel so etwas wie Alltag unter Tage zu schaffen, wollen die Helfer nach Angaben von Gesundheitsminister Jaime Mañalich mit Hilfe von Lampen Tag- und Nachtverhältnisse simulieren.

Damit die Bergarbeiter wieder ein Gefühl für Tag und Nacht bekommen, sollen auf Anraten der vier NASA-Experten vor Ort Energiegeräte und Lampen in die Gold- und Kupfermine am Rande von Copiapo in der Atacama-Wüste im Norden Chiles hinuntergelassen werden, wie Gesundheitsminister Mañalich ankündigte. „Das Wichtigste, was wir aus psychologischer Sicht nun machen, ist, dass wir Tag und Nacht simulieren und den Platz, auf dem sie leben, in Zonen einteilen.“

Für die eingeschlossenen Kumpel beginnt jeder Tag früh um 7.30 Uhr. Nach dem Frühstück mit Sandwiches und Joghurt räumen sie auf, bevor sie über die Gegensprechanlage medizinisch beraten oder von ihrem Anführer Luis Urzua auf den neuesten Stand der Rettungsarbeiten gebracht werden. Nach dem Mittagessen stehen Gruppendiskussionen an. Dann ist Zeit für die Post. Abendbrot gibt es um 20.00 Uhr; Schlafenszeit ist zwischen 22.00 und 23.00 Uhr.

Auch Gebete und Sport sind auf dem Tagesplan vorgesehen. Vor allem mit Entspannungs- und Kräftigungsübungen müssten sich die Bergarbeiter auf ihre Rettung vorbereiten, sagte der leitende Psychologe Alberto Iturra. Sie sollen einzeln in einer Gondel über einen derzeit in Arbeit befindlichen Rettungsschacht wieder ans Tageslicht gebracht werden. Diese Fahrt dauert bis zu zwei Stunden pro Person.

Die Behörden begannen inzwischen damit, die eingeschlossenen Männer gegen Tetanus, Diphterie, Grippe und Lungenentzüngung zu impfen, um Krankheiten zu verhindern. Einem Krankenbericht zufolge haben fünf von ihnen Verdauungsbeschwerden; einige leiden unter Schlaflosigkeit. Da sich auch Pilzinfektionen in der heiß-feuchten Rettungskammer breit machten, stiegen die Bergarbeiter 300 Meter tiefer in die Grube hinab.

Zu der in 700 Meter Tiefe gelegenen Rettungskammer wird seit Montag ein neuer Schacht gebohrt, über den die Kumpel noch vor Weihnachten ans Tageslicht gelangen sollen. Ein riesiger Bagger hat sich bisher auf eine Tiefe von 30 Metern vorgekämpft. Die Arbeiten kamen am Mittwochabend kurzzeitig zum Erliegen , da wegen einer Gesteinsspalte die Schachtwände mit Zement befestigt werden mussten. Die Bohrung konnte aber wenig später weitergehen.