Die Ausmaße des schweren Erdbebens vor Sumatra sind noch unklar. Rund um den Indischen Ozean herrscht die Angst vor einem Tsunami.

Jakarta. Ein starkes Erdbeben vor der Küste der indonesischen Insel Sumatra hat am Mittwoch den Indischen Ozean erschüttert. Die US-Erdbebenwarte USGS gab für das Beben eine Stärke von 8,6 an, zunächst war von 8,7 und sogar 8,9 die Rede gewesen. Indonesiens Erdbebenwarte gab eine Tsunamiwarnung für Aceh, Nordsumatra und Westsumatra heraus, wie ein Sprecher der Behörde sagte. Auch in Sri Lanka wurde eine Warnung ausgegeben, in Thailand waren die Menschen in Alarmbereitschaft. Nach Angaben von Medien rannten die Bewohner auf Sumatra in Panik auf die Straße. Zum Zeitpunkt des Erdbebens war es 14.38 Uhr (in Deutschland 10.38 Uhr). Die genauen Ausmaße des Bebens blieben zunächst unklar.

Die Gegend wurde Weihnachten 2004 von einer der verheerendsten Tsunamikatastrophen getroffen. Das Erdbeben mit darauffolgenden Flutwellen ebenfalls bei Sumatra hatte damals eine Stärke von 9,1. Rund 230.000 Menschen kamen ums Leben.

Das Tsunamiwarnzentrum rief alle Länder rund um den Indischen Ozean auf, nach Anzeichen eines Tsunamis Ausschau zu halten. Es handle sich aber nicht um eine Tsunamiwarnung, betonte das Zentrum. Doch Erdbeben dieser Stärke hätten das Potenzial, einen Tsunami mit großem Zerstörungspotenzial auszulösen. Über Tote und Verletzte wurde zunächst nichts bekannt.

Die Tsunamigefahr könnte nach Auskunft eines Experten geringer als zunächst befürchtet sein. Anders als etwa bei dem verheerenden Beben Weihnachten 2004 habe sich der Meeresboden horizontal bewegt, nicht vertikal, sagte der Geophysiker Bruce Pressgrave von der US-Erdbebenwarte dem Sender BBC. Dadurch sei die Tsunamigefahr geringer als bei einem Beben, bei dem der Meeresboden absackt.

Das Beben ereignete sich etwa 370 Kilometer von der Hauptstadt Sinabang der Insel Simeuluë vor Sumatra, in einer Tiefe von etwa 22 Kilometern. Zunächst hatte die US-Erdbebenwarte etwa 32 und 33 Kilometer Tiefe angegeben.

In ersten Fernsehbildern aus der Erdbebenregion in Indonesien waren verschreckte Menschen zu sehen, die aus Häusern flüchteten. Verängstigt standen sie auf den Straßen. Viele Menschen an der Küste versuchten sich wegen des befürchteten Tsunamis in höher liegende Gebiete in Sicherheit zu bringen.

Der südasiatische Inselstaat Sri Lanka gab eine Tsunami-Warnung heraus. Die Menschen an der Küste seien aufgefordert worden, sich in höher gelegene Gegenden zu begeben, sagte ein Sprecher der Meteorologiebehörde. Der Süden, der Nordosten und auch die Hauptstadt Colombo könnten vom Tsunami getroffen werden. Ende 2004 gehörte Sri Lanka mit etwa 40.000 Toten zu den am schwersten von der Katastrophe betroffenen Ländern.

In Thailand mahnten die Behörden nach Medienberichten die Menschen an der Küste und in den westlichen Provinzen, sich in höhere Gebiete zu bewegen. „Wir beobachten die Lage und haben die Provinzen an der Andamansee aufgerufen, wachsam zu sein“, sagte ein Sprecher des thailändischen Katastrophenschutzes im Fernsehen. Beim Tsunami 2004 waren die Ferieninseln Phuket und die Küste um Khao Lak weiter nördlich schwer betroffen. Allein in Thailand starben damals mehr als 5000 Menschen, davon etwa die Hälfte ausländische Touristen.

Das Erdbeben war auch auf dem indischen Festland zu spüren. Der Nachrichtensender NDTV zeigte Bilder aus der ostindischen Metropole Kolkata (Kalkutta), auf denen zu sehen war, wie die Erdstöße Gegenstände wie etwa Studioscheinwerfer zum Schwanken brachten.

Hongkongs Erdbebenwarte gab die Stärke der Erdstöße vom Mittwoch mit 8,4 an, wie die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. Zum Vergleich: Das schwere Erdbeben vor der Ostküste Japan am 11. März 2011 hatte eine Stärke von 9,0.

Stichwort: Sumatra

Die Insel Sumatra gehört zu Indonesien. Das asiatische Land ist mehr als fünfmal so groß wie Deutschland. Es besteht aus mehreren Tausend Inseln. Viele davon sind unbewohnt. Eine bedeutende Insel heißt Java. Dort liegt auch Jakarta, die Hauptstadt von Indonesien.

Sumatra ist eine der größten Inseln Indonesiens. Dort leben mehr als 40 Millionen Menschen, etwa halb so viele wie in Deutschland. Die Mehrzahl der Bewohner lebt von der Landwirtschaft, bauen Reis, Gemüse, Tabak, Tee und Kaffee an. Das Klima ist überwiegend heiß und feucht.

Auf Sumatra gibt es mehrere Vulkane. Außerdem kommt es immer wieder zu schweren Erdbeben. Ende 2004 kamen durch einen Tsunami im Indischen Ozean mehr als 230.000 Menschen ums Leben, darunter auch mehr als 550 deutsche Touristen. Auslöser war ein Erdbeben der Stärke 9,1 vor der Küste Sumatras. Der Tsunami am zweiten Weihnachtstag hinterließ in zwölf Ländern schwerste Schäden. Außer Indonesien wurden Sri Lanka, Indien und Thailand besonders schwer getroffen. Mindestens 1,7 Millionen Menschen wurden obdachlos. (rtr/dpa)